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Führung im Isistempel

Unser im Herbst 2008 ins Leben gerufene „Weinstammtisch“ erfreut sich großer Beliebtheit und leider haben wir meist nicht genug Plätze für alle Interessenten. Neben gemütlichem Beisammensein wollen wir an diesen Nachmittagen auch immer ein bißchen was für unsere Bildung tun.
Pünktlich um 15.30 traf sich unsere Stammtischrunde am Eingang zum Heiligtum der Isis und Mater Magna. Selbst die beiden freigewordenen Plätze der leider erkrankten Mitglieder Rose56 und Irrwisch waren durch Nachrücker kurzfristig ersetzt worden. Frau Dr. Geisler (links im Bild) nahm uns in Empfang und führte uns durch das Heiligtum.

vor dem Heiligtum
Foto: bakru26

„Mainzigartig“ sind die Entdeckungen, die in den Jahren 1999 bis 2001 in der Baugrube unter der ehemaligen Lotharpassage gemacht wurden. Völlig unerwartet wurden die Reste eines Heiligtums römischer Zeitstellung entdeckt. Inschriften bezeugen, daß es sich hier um ein Doppelheiligtum der ägyptischen Göttin Isis und der aus dem phrygisch-kleinasiatischen Raum stammenden Göttin Mater Magna handelt. Darunter liegend wurde ein viele Jahrhunderte älterer, bisher unbekannter Bestattungsplatz aus der Hallstadtzeit gefunden. Siebzehn Monate dauerte das Graben und Sichern der Fundstücke. Dann entstand die Idee, in einer besonderen Präsentation die ehemalige Kultstätte und die diversen Funde der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 6 Monate nach Eröffnung des neuen Einkaufszentrums Römerpassage wurde im August 2003 der unterirdische Schauraum eröffnet.

Grundmauern
Foto:margret551

Mogontiacum, das heutige Mainz, gehörte 500 Jahre zum römischen Reich. Seinen Ursprung hatte Mogontiacum in dem Jahr 13/12 v. Chr. von Drusus, dem Stiefsohn von Augustus erbauten Legionslager, strategisch günstig auf einer Anhöhe über dem Rhein und gegenüber der Mainmündung, dem Kästrich gelegen. Anlaß der Gründung war die geplante Eroberung Germaniens durch Kaiser Augustus. Bis ans Ende der römischen Herrschaft im 5. Jahrhundert hat die Stadt ihr militärisches Gepränge nie verloren.

Karte Heiligtum
Foto:margret551

Als das Heiligtum im 1.Jh. n.Chr. entstand, waren beide Göttinnen schon lange fester Bestandteil des römischen Götterhimmels
Nur ein Teil des größten Gebäudes konnte beim Neubau der Passage erhalten bleiben.
Jedoch mußten die Mauern zerlegt, gehoben und wieder eingesetzt werden. Die sichtbare Architektur entspricht exakt der Ausrichtung nach den Himmelsrichtungen und der Lage in 5m Tiefe unter dem heutigen Straßenniveau.

In der Antike war eine Vielzahl personalisierter Gottheiten bekannt, die man sich als geschlechtliche Wesen in Menschengestalt vorstellte, nur daß sie eben unsterblich waren. Den Vorsitz im Götterhimmel hatte Jupiter Optimus, neben ihm seine Gemahlin Juno und seine Tochter Minerva. Bei der Eingliederung neuer Provinzen ins römische Reich wurden aber auch die angestammten Götter integriert. So war auch der ägyptische Isiskult Teil des römischen Pantheons geworden. Sowohl der Isis- wie der Mater-Magna-Kult gehörte zu den Mysterienluten, die ihren Anhängern Schutz und Hilfe im Diesseits und ewiges Leben im Jenseits verhießen.
Isis, die Schwester des Seth und der Nephthys, sowie Schwester und Gemahlin des Osiris. Von diesem empfing sie Horus als Sohn, den sie in der Einsamkeit der Nilsümpfe, versteckt vor dem Gott Seth, zur Welt brachte. Da sie den toten Osiris beklagte, der von Seth getötet wurde, war sie auch Göttin der Toten und ihr gelang es mit Anubis ihren Gatten wieder zusammenzusetzen und auferstehen zu lassen.

Weihetafeln
Foto:margret551

Bei den Ausgrabungen fanden sich neben Altären auch mehrere Weihesteine bzw. Teile von diesen. Sie ermöglichten einerseits die eindeutige Feststellung, welchen Gottheiten das Heiligtum gewidmet war. Andererseits konnten mit Hilfe der Inschriften auch der Bezug zu Vespasian und damit die Erstdatierung des Heiligtums gesichert werden.

Fragment einer Tabula ansata (Tafel mit zwei Handgriffen) aus Sandstein, welche an einer Mauer befestigt war. In der Inschrift wird Vespasian genannt, der vom 1. Juli 69 bis 23. Juni 79 römischer Kaiser war:

Der „Sternenhimmel“ zeigt die Konstellation der Sterne am 21.Dezember 69 n.Chr. als Vespasian zum römischen Kaiser gekrönt wurde.

Sternbild
Fot:margret551

Eine Vielzahl weiterer Fundstücke sind im Heiligtum zu besichtigen:
Im Sakralbereich fanden sich rund 300 Öllämpchen. Die meisten lagen bei Brandopferstellen.

Öllämpchen
Foto:nargret551

Die Trennung zwischen profanem Alltagsgeschirr und Kultgeschirr ist nur bei Gefäßen mit entsprechend eindeutiger Funktion möglich.
Einfaches Geschirr, das beim Kunstmal benutzt wurde, unterschied sich nicht wesentlich von anderem Eß-und Trinkgeschirr. Allenfalls könnte die Größe der zum Zubereiten und Auftragen von Speisen verwendeten Gefäße auf umfangreiche Gesellschaften verweisen.

Funde
Foto:bakru26

Zu den unmittelbar im Zusammenhang mit dem Heiligtum stehenden Funden gehören 34 Fluchtafeln, die in Opfergruben gefunden wurden. Die entzifferten Täfelchen aus Mainz enthalten durchweg Verwünschungszauber. Fast ausnahmslos werden Menschen wegen Unterschlagung von Wertgegenständen oder Geld verwünscht, in einem Fall aber auch eine Nebenbuhlerin in einer Liebesangelegenheit. Die Durchführung solcher magischer Praktiken wie die Niederschrift von Verfluchungen durch Priester des Heiligtums fand nicht in der Öffentlichkeit statt, sondern aufgrund des Verbotes durch römische Rechtsprechung nur im Verborgenen.

Einer der kostbarsten Fundgegenstände ist die kleine Bronzefigur eines männlichen Zwerges. Entstanden wahrscheinlich schon im 1. Jahrhundert v. Chr., war sie zum Zeitpunkt ihrer Einbringung im Heiligtum bereits eine Antiquität. Die Figur ist von hoher künstlerischer Qualität und im Bronzevollguss hergestellt. Fuß- und Fingernägel sind aus Silber.

Bronzener Zwerg
Foto:bakru26

Wandbild des hundsköpfigen Gottes Anubis mit Heroldstab und Palme. Das Bildnis stellt möglicherweise nicht den Gott selbst dar. In entsprechender Kostümierung nahmen auch Kultangehörige an den Umzügen des Isisfestes teil.

Anubis
Foto:margret551

Andächtig lauschten die Mitglieder Frau Dr. Geisler bei ihren Ausführungen. Nach nahezu zwei Stunden verließen wir mit vielen neuen Eindrücken das Heiligtum um uns in der Weinstube Wilhelmi zu stärken.

im Heiligtum
Foto:margret551

In gemütlicher Runde saßen wir noch bis nach 20 Uhr zusammen und alle waren sich einig: es war wieder ein sehr schöner Nachmittag.

im Wilhelmi
Foto:margret551

Weitere Fotos findest Du in Günters Galerie. Klick dazu einfach hier
und in der Galerie von Margret551 dazu klick hier.

eingestellt am 10.Januar 2009

Autor: Feierabend-Mitglied

Margret Reichelt

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