Altstadt – Verschlungenes Sandstein-Treppenhaus, Holz-Empore mit in sich gedrehten Geländern, Säulen, Marmorböden, Stuckdecken, Eichen-Portale. Und überall ganz viel Gold.
Was klingt wie das Innenleben einer uralten Kirche, ist die wiederaufgebaute Goldene Waage. Obwohl – ein bisschen Gotteshaus steckt im Renaissance-Kaufhaus.
Sechs Jahre lang wurde an der neuen Altstadt gebaut. Zur blauen Stunde wirkt der wiederauferstandene Krönungsweg mit seinen Häuschen wie Annodazumal
Foto: Frank Rumpenhorst / dpa
Architekt Jochem Jourdan (81): „Abraham van Hamel kam als Glaubensflüchtling nach Frankfurt. 1619 hatte die Stadt 12000 Einwohner, davon 4000 Glaubensflüchtlinge. Und so hat er eine Stuckdecke in die Goldene Waage bauen lassen, die die biblische Geschichte von Abraham erzählt, der wie er in ein neues Land gegangen ist.“
BILD-RUNDGANG DURCH DIE GOLDENE WAAGE
Die Stuckdecke ist fertig rekonstruiert, 40 qm groß. Die Figuren strecken sich aus der Decke nach unten.
Darunter ist das Erdgeschoss, die alte Kaufhalle. Fertig. Beim Zuckerbäcker Abraham wurden hier Waren umgeschlagen.
Die 40 qm große Stuckdecke im Obergeschoß zeigt "Urvater" Abraham und seinen Sohn Isaak, aber auch barbusige Figuren, Früchte und Diamanten. Darunter stehen Altstadtvater Michael Guntersdorf (67) und Architekt Jochem Jourdan (81)
Foto: Sven Moschitz
Süßes gibt's hier bald wieder. Jourdan: „Das Kaffeehaus wird nun eingerichtet. Mit Kuchen-Vitrine an der Wand.“
Im ersten und zweiten Obergeschoss zieht bis Frühjahr 2019 das Historische Museum ein. Jourdan: „Die komplette Einrichtung hat die Zerstörung der Goldenen Waage 1944 ausgelagert überlebt, kommt genau so wieder zurück.“
Im Hinterhaus: Stoltze-Museum. Eröffnung: Dezember. Auf dem Dach das Highlight. Jourdan: „Das Belvederchen. Gerade sind wir mit der Bemalung der Decke fertig geworden. Die Rekonstruktion war schwer, es gab nur zwei Sätze in einem Buch darüber.“
WEITERE BILDER AUS DER GOLDENEN WAAGE
Kunsthistorikerin Deborah Schönburg (29) malt den "Himmel" voller Geigen und anderen Instrumenten des Belvederchen, das Dachgarten-Häuschens
Foto: Sven Moschitz
Die Decke in seiner ganzen Pracht
Foto: Sven Moschitz
Schönburg ist Vergolder- & Fassmalerin
Foto: Sven Moschitz
Der berühmte Arm mit der Goldenen Waage an der Ecke des Hauses
Foto: Sven Moschitz
Das Eichen-Portal ist eine Rekonstruktion, wurde 1619 eingebaut. Dahinter war früher der Kaminsaal, jetzt das Stoltze-Museum
Foto: Sven Moschitz
Schnitzerei an der Pforte
Foto: Sven Moschitz
Hinter der Pforte ist bereits der Kaminsaal des Stoltze-Museums fertig eingeräumt. Hier mit Leiterin Petra Breitkreuz (59) bei der Vorstellung des Museums. Eröffnet wird es für alle erst im Dezember
Foto: Sven Moschitz
Das steinerne Treppenhaus, das teilweise aus originalen Stücken der 1619 erbauten Goldenen Waage besteht. Der Rest wurde rekonstruiert
Foto: Sven Moschitz
Blick vom offenen Fenster auf das Erdgeschoß der Goldenen Waage
Foto: Sven Moschitz
Figur "Frühling" in der Stuck-Decke im Erdgeschoß
Foto: Sven Moschitz
Vom Dachgarten blickt man tief hinunter in den Innenhof. Links der Treppenturm mit der steinernen Treppe, rechts die Dachverglasung, unter der der Archäologische Garten liegt
Foto: Privat
Blick vom Innenhof, der anders als das Original mit Glas überdacht wird, rauf zum Treppenturm, der zum Belvederchen führt. Ganz oben am Treppenturm ein Flaschenzug, mit dem im 17. Jahrhundert Waren nach oben gezogen wurden
Foto: Privat
Zeigten BILD-Reportern stolz Ihr fast fertiges Prunkstück der Neuen Altstadt: Jochem Jourdan (81, Architekt) und Michael Guntersdorf (67, Chef Dom-Römer GmbH)