07. Basler - Hock 2012
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So trafen sich 21 wackere Feierabendler und -innen am Parkplatz vor dem Museum und begrüßten sich freudig, waren doch aus allen 3 Länder Mitglieder und Freunde angereist. Käthe hatte die wunderbare Idee für dieses Treffen, wenngleich sie nicht umhin konnte, sich über kurzfristige Absagen zu beklagen. Und Hortus, der ja schon einen lateinischen Spitznamen hat (=zu deutsch Garten), besorgte die Organisation mit Bravour und war mit Wissen und treffenden Erläuterungen zur Stelle, so dass keine Frage unbeantwortet blieb.
Glück hatten wir auch mit unserer Führerin, Frau Siegrist, die sich als kompetente Archäologin präsentierte und der wir abnehmen konnten, dass Archäologie spannend ist. Außerdem verstand sie es, mit Anekdoten und sensationellen Entdeckergeschichten die toten Steine zum Leben zu erwecken.
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Doch zunächst war ja auch ein wenig Geschichte zu vermitteln, was anhand von Schautafeln anschaulich wurde. Woher stammt überhaupt der Name?
Nun, Augusta ist klar, das ist eine der zahlreichen Gründungen des römischen Kaisers Augustus, den wir ja aus dem Weihnachtsevangelium kennen. Aber Raurica? Dieser Zusatz leitet sich her vom Keltenstamm der Rauriker, die das Gebiet vor den Römern besiedelten und von diesen in bewährter Weise unterworfen worden waren. So nebenbei erfuhren wir, dass es schon vor Augustus Bestrebungen gab, eine Colonia Raurica zu gründen, was aber nach der Ermordung Caesars aufgeschoben wurde.
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Die Besichtigung beginnt mit der Oberstadt, einer Erhebung über dem Rhein, dadurch relativ nebelfreie Lage, wo die Repräsentationsgebäude lagen wie Gerichtshalle (Basilica) und das Rathaus (Curia). Im Rathaus sitzen wir halbkreisförmig quasi als Gemeinderäte um den für ein Jahr gewählten Bürgermeister, dessen Vertreter nach einem Jahr Lehrzeit nachrückte. Frau Siegrist trauert den alten Zeiten nach, wo das Regieren noch einfach war und erklärt uns, warum es heutzutage so schwer ist, in Augusta Raurica an einem Strang zu ziehen: Teile des Geländes gehören dem Kanton Basel-Land an, andere dem Kanton Aargau, und zu guter letzt redet auch noch die Stadt Basel mit. Da soll sich einer zurechtfinden!
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Die Stadt selbst war nach Römerart schachbrettartig angelegt mit so genannten Insulae, das sind Quadrate von etwa 12 Häusern. In der Oberstadt waren auch das „Szenische Theater“, wie es Frau Siegrist bezeichnet, wo Schauspiele aufgeführt wurden, und Tempel, aber auch die Häuser der reichen Römer und der arrivierten Handwerker.
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Die kleinen Handwerker und ärmeren Römer mussten sich mit der Unterstadt begnügen, das ist wohl schon immer so gewesen und erinnert an Franz Joseph Degenhardts Lied
Später kam dann noch das Kastell dazu, ein direkt am Rhein gelegenes Militärlager, das aber nicht der Grenzsicherung diente, denn die Grenze war weit im Norden der Limes.
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Also haben wir es mit 3 Stadtteilen zu tun: der Ober- und Unterstadt und dem Militärlager, so eine Art großer Kaserne, Und da die Römer gern Wasserläufe als Transportwege benutzten, wird angenommen, dass auch ein Hafen vorhanden war. Insgesamt sollen bis zu 20.000 Einwohner die Stadt bevölkert haben, Genaues weiß man nicht, aber Hortus meint, es könnten auch bis zu 100.000 gewesen sein. Die Blütezeit war so um das Jahr 240 n. Chr.
Übrigens wurde das Stadtgebiet von 2 Bächen zur Rechten und Linken umflossen, und wenn wir von Süden schauen, war der linke für das Trinkwasser und der rechte für das Abwasser vorgesehen. Später gab es dann ein Aquädukt, dadurch wurde das System überholt.
Nachzutragen ist noch, dass in den 80ger Jahren ein Erdbeben die Oberstadt verwüstete und entvölkerte; untergegangen ist aber die Stadt im Jahre 401 n.Chr.
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Heute liegt eine anderthalb Meter dicke Schicht auf den Ruinen. Erste Ausgrabungen fanden schon im 16. Jahrhundert statt Übrigens wurde das Theater für 16 Millionen Sfr restauriert; 1800 Menschen finden da heute Platz. Zu Römerzeiten war es viel größer und fasste 10.000 Besucher. Die Bühne war wohl aus Holz, denn außer Holznägeln hat man nichts gefunden.
Auch gab es ein Amphitheater für Gladiatoren- und Tierkämpfe, das aber weiter weg liegt und nicht besichtigt wird. Da passten 13.000 Menschen hinein.
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und Senkbleie die der Vermessung dienten
Nun zu den spannenden Geschichten, die uns Frau Siegrist erzählte: beim Ausgraben eines 4. Thermalbades stürzte ein kleiner Bagger in ein Loch. Auf diese Weise wurde ein Brunnenhaus entdeckt mit einer Heiltherme, da sich schwefelhaltiges Wasser nachweisen ließ. Die Therme war klein und gewölbt, unsere Gruppe passt grad mal so hinein. Und da erfahren wir, dass hier 6000 Tonscherben gefunden wurden, die darauf hinweisen, dass hier eine Geldfälscher-Werkstatt war. Detailliert wird uns erklärt, wie wir Silbermünzen fälschen können mit nur einer Spur Silber. Habt Ihr gut aufgepasst?
Und zu allem dazu fand man noch 3 Skelette, eine Frau und 2 Männer. Waren das die Geldfälscher, mit denen man kurzen Prozess gemacht hatte. Ist das ein römischer Krimi?
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Das Wetter meinte es gut mit uns; außer ein paar Tropfen Regen im Theater war Petrus mild, obwohl wir jetzt ins Römerhaus gingen und dort bewundern konnten, welch´ hohes Maß an Zivilisation zumindest die reichen Römer hatten.
Die Küche war mit dem ewigen Herdfeuer vor allem im Winter der einzige geheizte Raum. Und die Gefäße waren zahlreich und kunstvoll. Eine runde Amphore fasste 70 Liter Olivenöl. Und wer es sich leisten konnte, hatte auch gleich die Latrine neben dem Herd, denn man wollte bei diesem Geschäft ja nicht frieren. Und da in der Küche sowieso bei den Reichen nur Sklaven zu Gange waren, spielte der Duft keine Rolle.
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Wir kommen ins Wohnzimmer, sehen, wie die reichen Römer zu Tische lagen, und zwar auf der linken Seite, mit der rechten Hand „wie die Schweinchen“ (Originalton Frau Siegrist) aßen und als Männer unter sich blieben, es sei denn, Hetären waren verfügbar. (Die Hausfrau musste auf einem Korbsessel sitzen!).
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Wir hören auch, wie Mosaikfußböden mittels eines Leintuchs transportiert werden können, bewundern die hohe Badekultur der Römer, wobei Privatbäder eher selten waren, da ein zu großer Aufwand für Dreierlei: Warmbad (bis zu 60 Grad!) mittels Fußbodenheizung und Wanderwärmung, Lauwarmbad und Kaltbad. Und gewaschen haben sie sich mit Olivenöl und Sand, gestriegelt unter warmem Wasser. So sauber waren die Römer.
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Wir sehen noch 3 wichtige Handwerke: Metzger, Schmied und Erzgießer. Raffiniert war die Schließtechnik, wie uns an einem Schloss demonstriert wird.
Räucherwaren wurden übrigens ins Umland verkauft; gegessen wurden 3 mal am Tag Getreidebrei. Die Reichen kannten auch Austern und Schnecken.
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Als krönenden Abschluss gilt der Silberschatz, der auch eine spannende Geschichte der Entdeckung hat. Im Bereich des Kastells sollte 1961 ein Sportplatz neben der Schule gebaut werden. Frost verzögerte das Ganze und im Frühjahr 1962 fand dann ein Junge ein großes verbogenes Stück Blech oder Schale, die der Lehrer nicht zu würdigen wusste. Ein anderer Junge fand später eine achteckige Schale, der man auch keine Beachtung schenkte, aber immerhin die Autonummer des Wagens notierte, in welchem er wegfuhr. Erst dann wurden Erwachsene aufmerksam und so kam die Entdeckung des Silberschatzes mit 250 Objekten ins Rollen.
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Die Fülle ist überwältigend. Auch im Detail ist Fantastisches zu sehen, so auf der achteckigen Platte die Geschichte Achills, des griechischen Helden vor Troja, dessen Ferse verwundbar blieb, was ihm schließlich den Tod brachte, trotz aller Bemühungen seiner göttlichen Mutter.
!996 hat ein Sammler testamentarisch seine Objekte der Sammlung einverleibt. Viele Fundstücke fehlen noch, wie Abdrücke beweisen. Wer hat sie? Vielleicht sehen wir in ein paar Jahren noch viel mehr Silber und müssen gar nicht mehr fälschen.
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Ein heiterer Ausklang ward uns im „Adler“ beschert, der ganz in der Nähe des Sportplatzes liegt, wo der Silberschatz, der übrigens 360 n. Chr. von 2 reichen Kastell-Kommandanten in der Nähe der Mauer (aus welchen Gründen auch immer) versteckt worden war, gefunden wurde. Bei diversen Salaten und alkoholischen und nüchternen Getränken wird das Erlebte verdaut. Möge dieser Beitrag der weiteren Verarbeitung förderlich sein.
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