03. Basler Träff 2016 / Führung in Colmar und Besuch des Unterlindenmuseum
Auf frühlingshaftes Wetter eingestimmt, trafen sich die Mitglieder der Basler Feierabendgruppe in Colmar am 19, März. Leider zeigte sich die mittelalterliche Stadt am Vormittag trüb und sehr kalt.
Trotzdem waren wir guten Mutes und begannen mit unserer Stadtführerin Renate - Reviera den Rundgang durch Colmar vor dem Unterlindenmuseum. Dieses war früher ein Dominikanerinnenkloster. Nach der französischen Revolution wurde es aufgelöst und seit 150 Jahren ist es Museum. Außerhalb von Paris ist es mit 200 000 Besuchern pro Jahr das am zweithäufigsten besuchte Museum Frankreichs.
Anschließend begaben wir uns zum Kopfhaus (Maison des Têtes). Der prächtige Renaissancebau wurde vor 400 Jahren von einem Kaufmann namens Anton Burger errichtet. Das Gebäude ist bekannt wegen seiner interessanten Kopfmasken, die über die ganze Fassade verteilt sind.
Im Schaufenster einer Metzgerei bewunderten wir die elsässischen Spezialitäten, ebenso die Kokosmakronen und Gugelhupf in einer Biscuiterie.
Das Kempfeneck von 1371 ist das älteste Haus in Colmar.
Im kleinsten Haus von Colmar wohnt ein Künstler.
Vorbei am Gourmet Restaurant Bartholdi ging es zur Dominikanerkirche, die heute auch Museum ist. Die Kirche birgt die von Martin Schongauer 1473 geschaffene Madonna im Rosenhag.
Wir waren erstaunt, von Renate zu hören, dass 30% - 40% der Häuser in Colmar nicht bewohnt sind. Colmar wurde im 2. Weltkrieg nicht zerstört. Deshalb wurden die Häuser nicht neu aufgebaut und haben teilweise heute noch keine Toiletten und Badezimmer.
Wir überquerten die Place de la Cathedrale und erreichten die St. Martins-Kirche aus gelbem und rotem Sandstein. Bis ins 18. Jahrhundert war sie Kathedrale.
An der früheren Polizeiwache im Florentiner Stil vorbei gelangten wir zum Geburtshaus des Bildhauers Bartholdi (1834-1904). Er war u.a. der Schöpfer der Freiheitsstatue von New York, des Löwen von Belfort und des Schwendi-Brunnens hinter dem alten Kaufhaus in Colmar. Das Haus ist jetzt Bartholdi-Museum.
Vor dem Museum steht eine eindrucksvolle Skulptur von Bartholdi, eine Weltkugel, getragen von einer Dame und zwei jungen Männern. Die Figuren stehen für Justiz, Arbeit und Frieden.
Renate führte uns vorbei am Pfister Haus, der alten Schmiede, erklärte uns Zunftzeichen und wies immer wieder darauf hin, wie bunt die Stadt österlich geschmückt war.
Das alte Kaufhaus aus dem Jahre 1480 diente als Lagerhaus der Colmarer Kaufleute. Im Prunksaal des Obergeschosses versammelten sich turnusmäßig die Vertreter des Zehnstädtebundes, woran heute noch die schönen Wappenfenster erinnern.
Hinter dem Kaufhaus thront über dem Schwendi-Brunnen die Statue des Feldherrn Lazarus von Schwendi. Ihm wird nachgesagt, dass er die Tokajer-Rebe aus Ungarn mitgebracht und im Elsass eingeführt hat.
Das Freudenhaus hieß Haus zum kurzen Glück und befand sich außerhalb der Stadt, ebenso war des Gerberviertel außerhalb. In den 70-er Jahren wurden die Gerberhäuser aufwendig saniert und sind mit offenen Galerien und Aufzügen edle Wohnhäuser.
Am kleinen Fluss Lauch liegen die Markthallen. Wir waren alle inzwischen etwas durchgefroren und nahmen den Vorschlag von Renate, in den Markthallen Kaffee zu trinken, gerne an. Sogar einen Sitzplatz bekam jeder von uns.
Als wir wieder draußen waren, schien die Sonne.
Es ging vorbei am Oberlandesgericht vom Elsass.
Im Salzhaus wurde das Salz, das von Lothringen kam, gelagert und verteilt.
Unser Rundgang war zu Ende. Im Restaurant Pfeffel hatte Käthe für unsere Gruppe reserviert. Wir saßen gemütlich beisammen und konnten elsässische Gerichte genießen. Renate verabschiedete sich, und wir bedankten uns für die interessante und gute Führung.
Am Nachmittag besuchten wir noch das Unterlindenmuseum. Das Museum ist erst seit Mitte Dezember 2015 nach einer mehrjährigen Umbau- und Erweiterungsphase wieder geöffnet.
Der internationale Ruf des Museums ist durch sein bedeutendstes Ausstellungsstück begründet, den Isenheimer Altar von Matthias Grünewald. Der Isenheimer Altar ist ein sog. Wandelaltar, bei dem im Ablauf des liturgischen Kirchenjahres drei verschiedene Wandelbilder aufgeklappt werden konnten.
In der Ausstellung ist der Altar in drei Gruppierungen auf je eigenem Sockel aufgestellt:
Die erste Schauseite zeigt die Kreuzigung Christi auf den geschlossenen äußeren Flügeltüren. Rechts und links davon die beiden ursprünglich bereits festen seitlichen Flügelbilder.
Sockelgemälde: Grablegung Christi.
Rückseite: Auferstehung Christi und Verkündigung (rechtes und linkes Flügelbild im zweiten Wandelbild bei offenen äußeren Flügeltüren).
Die zweite Schauseite zeigt ein Engelskonzert und die Menschwerdung Christi auf den geschlossenen inneren Flügeltüren.
Rückseite: Versuchungen des Heiligen Antonius und dessen Begegnung mit Paulus Eremita (rechtes und linkes Flügelbild im dritten Wandelbild bei offenen inneren Flügeltüren).
Die dritte Schauseite ist der eigentliche Altarschrein mit geschnitzten Skulpturen, vermutlich von Niklaus Hagenau. Im Zentrum der Heilige Antonius, links Augustinus und rechts Hieronymus.
Neben dem weltberühmten Isenheimer Altar präsentiert das Unterlinden-Museum in einem eigenen Saal den Colmarer Maler und Kupferstecher Martin Schongauer.
(Foto: Martin Schongauer, betende Maria vom Orlier-Altar)
Auf zwei Etagen wird zudem die moderne Sammlung gezeigt, die unter anderem Werke von Otto Dix und Pablo Picasso enthält. So ist auch ein Wandteppich zu sehen, der dem berühmten Picasso-Gemälde „Guernica“ nachempfunden ist.
Müde, aber glücklich und dankbar, dass wir zusammen einen so schönen Tag erleben durften, verabschiedeten wir uns und fuhren mit unseren von Käthe organisierten Fahrgemeinschaften nach Hause.
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