03. Basler Träff 2017 im Tapetenmuseum in Rixheim
In dem Gebäude der Deutschordenskommende in Rixheim begann 1779 die Geburtsstunde der Tapetenindustrie im Elsass. Zuerst war es die Firma Hartmann & Risler, die sich ansässig machte, und wurde später in die Manufaktur Zuber & Co umbenannt, welche noch heute besteht, natürlich mit extrem weniger Personal. 1983 wurde mit den vielen vorhandenen und gespendeten Unikaten und alten Druckmaschinen das Tapetenmuseum eröffnet, wohl das einzige überhaupt.
Wir wurden fachkundig und kompetent von Madame … (leider vergessen zu fragen) durch das dreistöckige Museum geführt. Im Parterre wurden wir mit der Maschinentechnik und mit der Entwicklung der Herstellung von Tapeten vertraut gemacht. Im zweiten und dritten Stockwerk waren die herrlichen Panoramatapeten zu bewundern, wo leider nicht fotografiert werden durfte. Sehr schade war dies, aber verständlich, denn diese Tapeten wurden in Auftrag gegeben und dafür bezahlt.
Ganze Landschaften von fernen Ländern und Kulturen wurden an den Wänden verewigt und dabei muss man wissen, dass die einheimischen Künstler selbst nie diese Länder gesehen hatten. Ihre Vorstellungskraft über Gelesenes reichte aus, um uns heute zum Staunen zu bringen. Ob Schweizer Alpen – die Teufelsbrücke oder das Matterhorn – der Wilde Westen, die Niagarafälle, orientalische Darstellungen oder die afrikanische Tierwelt, alles war zu bewundern.
Auch ein Zimmer im Weißen Haus wurde mit einer Panoramatapete von Rixheim ausgestattet.
Die ersten Tapeten wurden nicht bemalt, sondern bedruckt. Das heißt mit einem geschnitzten Handmodel die Konturen auf das Papier gepresst, die dann von Hand ausgemalt wurden. Zuerst gab es nur Papierbögen, die aneinander geklebt wurden und erst später ganze Bahnen. Das war die Geburtsstunde der Tapete. Natürlich mussten die Farben der bunten oder nur abgetönten Muster nacheinander auf das Papier gebracht und immer wieder zwischendurch getrocknet werden.
Uns wurde vermittelt, dass seit 2000 das Interesse an handgedruckten Tapeten wieder erwacht, nach alten Mustern geforscht, etwas abgewandelt, modernisiert und farblich der neuen Mode angepasst werden. Wir konnten auch jungen Studenten beim Experimentieren zuschauen. Die nächste Ausstellung im Tapetenmuseum wird sich diesem Thema widmen.
Das Dessin einer Tapete wird farblich und nach Muster lange vorher bestimmt, genau wie in der Modebranche. Seit 1960 werden auch Materalien wie Wolle, Stroh und Kies für spezielle Effekte verwendet. Ein Designer muss eine ausgezeichnete Vorstellungskraft haben, denn ihr kreiertes Muster bekleidet später eine ganze Wand oder ein komplettes Zimmer.
Wie in der Anfangszeit eine Velourtapete hergestellt wurde, konnten wir ebenfalls sehen; da weiß man, warum diese Menschen nie alt werden konnten und viele an Atemwegserkrankungen starben.
Maschinell hergestellte Tapeten gab es viel später als der Druck auf Stoffen, weil es lange kein Endlospapier gab. Mit der ersten Walzenhochdruckmaschine war es dann möglich, zuerst mit 6, später dann mit 26 Farben zu arbeiten, aber die Qualität der Handdruckarbeiten wurden maschinell nie ganz erreicht. Dafür wurden Tapeten auch für das ‚normale‘ Volk erschwinglich und standen groß in Mode. Wie langweilig sind doch heute unsere Raufasertapeten!
Nie hätte ich geglaubt, dass ein Tapetenmuseum so interessant sein könnte!
Und außerdem, wer wissen will, warum wir zu jemand, der alles übergenau nimmt ‚Düpflischisser‘ (Markgräfler Alemannisch) sagen, soll in das Tapetenmuseum gehen und es sich erklären lassen, denn dieser Ausdruck ist logisch!
Wir spazierten hinterher in die „Gaststätte Il Gusto“ in Rixheim und ließen uns sprichwörtlich in den schönen hellen Räumen verwöhnen!
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