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07. Basler Träff 2018 / Führung in Altbasel
Der Samstag, an dem wir uns ein kleines Stück Basel erklären und zeigen ließen, war temperaturmäßig gerade noch erträglich. Mitten im Hitzesommer Juli 2018 hatten sich ein paar Wolken mit winzigen Spritzerle Nass vor die Sonne geschoben – wie gut dies tat!
Nach und nach trafen 14 erwartungsfrohe Teilnehmer ein und niemand sollte enttäuscht werden. Unser Führer war Helmut Bauckner, den wir bereits bestens kennen und mit seinen launigen Einlagen und präzisen Erklärungen schätzen. Nur, wie soll ich diesen intensiven Nachmittag in Worte fassen? Es ist mir kaum möglich. Deshalb kann ich nur appellieren: „Dabeisein ist alles!“
Wir trafen uns an der Mittleren Rheinbrücke, im Mittelalter die einzige Brücke weit und breit. Da wurden wir gleich aufgeklärt, dass wir auf der „gehobenen Basler Seite“ stehen würden, denn die andere Seite wurde „das mindere Basel“ genannt. Die Brücke war damals auf dieser Seite aus Holz, damit sie schnell entfernt werden konnte, sollte ein Feind oder Störenfried abgehalten werden müssen. Die andere Hälfte hüben war aus Stein gebaut.
Wir machten uns auf zum Fischmarkt, der sich vor dem heutigen Marktplatz befindet. Dort steht der schönste Brunnen der ganzen Stadt, wie uns vermittelt wurde.
Basel ist nicht auf sieben Hügel gebaut worden wie Rom, aber doch war jeder Hügel oder Berg wichtig in früherer Zeit. Oben lebten und arbeiteten die Wohlhabenden und gehobenen Berufsgruppen und unten mussten die Armen mit allen Widrigkeiten zurechtkommen.
Am Fuße des Petersberg standen wir zwischen sehenswerten alten Gebäuden mit drei Stilrichtungen. Gegenüber der stattliche im Jugendstil erbaute „Globus“. Im Stadthaus nebenan war die Kaufmannschaft angesiedelt, aber leider fehlte die erklärende Schautafel dazu. Überhaupt hat fast jedes Haus eine interessante Geschichte.
Über den ganzen Hügel sind kleine Gassen, Treppen und Terrassen und wunderschöne kleine grüne und bunte Erholungsinseln verstreut. Es macht Spaß hier auf Erkundungstour zu gehen. Wer hier wohnt, wird sein Domizil nicht freiwillig aufgeben, man befindet sich verträumt abseits und doch mitten in der Stadt.
Im Totengässchen, wo früher die Toten zum Gottesacker hinauf getragen werden mussten, befindet sich das Pharmaziemuseum. Dort im Innenhof klärte uns Helmut Bauckner über all die berühmten, in Basel hoch verehrten Wissenschaftler auf: Erasmus von Rotterdam, Paracelsus, Platter, Holbein, Burckhardt u.a. Es gibt von jedem einen Themenpfad durch Basel, die man gut selbst erkunden kann. Auch erfuhren wir, dass es Basel immer gelungen ist, wichtige und gewichtige Personen anzuziehen, denn oft waren die Berühmtheiten keine Einheimischen.
Ich meine, dass von 80 Druckern gesprochen wurde, die damals nicht nur Künstler waren, sondern Wissenschaftler, fremde Sprachen, zumindest Latein beherrschten und nicht nur drucken, sondern auch lesen konnten.
Wir standen auf der Treppe der St. Peterskirche, die leider wegen der Ferienzeit geschlossen war. Davor führte früher mit erheblichem Abstand die Stadtmauer vorbei, dies aus Sicherheitsgründen wegen den immer drohenden Erdbeben.
Helmut Bauckner führte uns noch ein Stück zum Petersplatz, der vor der Stadtmauer lag, zeigte uns von weitem Johann Peter Hebels Geburtshaus und das Haus, wo seine Mutter tätig war. Bei dieser Gelegenheit konnten wir bemerken, dass er ein Verehrer von „unserem Heimatdichter J.P. Hebel“ ist. Man spürte sofort, wenn seine Begeisterung noch eine Stufe anstieg.
Er machte uns auf den barocken Holsteinerhof aufmerksam, den sich Markgraf Friedrich VII. oder Karl, Magnus von Baden - Durlach unter anderem für ein freizügiges Leben, weitab der Heimat gebaut hatte. Es dient heute der Krankenhausverwaltung.
Wer hat bis jetzt von einem Uhrenhäuschen gehört oder es gar gesehen, in dem 5-6 Uhren seit 1895 in Basel gesteuert, dann auf 10 erhöht wurden und bis 1987 in Betrieb war?
Wir landeten im Innenhof des geschichtsträchtigen Gebäudes „Schönes Haus“ am Nadelberg, dort wurde u.a. 1543 vom Drucker Oporin die erste Ausgabe des lateinischen Koran gedruckt und dies in einem christlich geprägten Land.
Im Imbergässlein (Ingwer - Gewürzgasse) stiegen wir nur ein kleines Stück ab. Dort befindet sich das kleinste Museum in Basel, das wir bestaunten. Es ist das „Hoosesack– Museeum“ (Tasche), mit wechselnden Ausstellungen und Gegenständen, die in einer Hosentasche Platz finden – witzig!
Vom Nadelberg ging es weiter zum Spalenberg. Ja, hoppala, da hatte ich aber eine gewaltige Wissenslücke. Hatte ich doch diese Veranstaltung als „Führung über den Spalenberg“ genannt! Es sei mir nachgesehen, denn für mich war der ganze Hügel eben immer der Spalenberg. Wo kommt denn dieser Name her? Eine Siedlung, die vor der Stadtmauer entstand, die ärmsten der Armen lebten und mit Palisaden geschützt war – ein Terrain, umschlossen mit einem Pfahlhag.
Der große „Gemsbergbrunnen“ wurde 1861 aus einer Gussplastik hergestellt. Für den Transport benötigte man einen 10 – Spänner und musste bei dem Stadttor Steine ausschlagen um durchzukommen.
Ein prächtiger Renaissance-Bau ist der "Spieshof am Heuberg". Über dieses Haus gibt es eine gruselige Geschichte, dass es hier nachts spuken soll.
In die St. Leonhardskirche konnten wir eintreten und wie schön doch solche Kirchen bei Hitze sind! Natürlich nicht nur deshalb, denn diese Kirche hat auch eine Besonderheit, weil sie eine Hallenkirche ist. Mönch Leonhard hat sich der Gefangenen angenommen, er war ihr Patron. Später wurde aus dem Kloster neben der Kirche der Lohnhof und dann das Gefängnis, das heute u.a. das Musikinstrumenten– Museum beherbergt.
Beim Bilder- und Glaubenssturm wurden viele Kostbarkeiten in ganz Basel zerstört. Ein Denkmal auf dem Leonhardsplatz soll dies nicht vergessen lassen. „Glaubenskriege“ – sagt uns dies etwas?
Der Orden der Franziskaner verpflichtete sich der Armut und schon ist klar, warum wir anschließend auf dem „Barfüsserplatz“ eintrafen, denn diese Mönche sah man nur barfuss.
Eindrücklich war, als uns Helmut Bauckner erzählte, dass hier der Birsig (Birs) „offen“ bis ins 19. Jd. durch die Stadt floss, die ganzen Abflüsse aufnahm und so bei der Mittleren Rheinbrücke in den Rhein mündete, später aber verlegt wurde. Heute fährt hier die Straßenbahn und niemand würde glauben, wie es noch vor ein paar Jahrzehnten hier aussah. Ein einziges ursprüngliches Haus mit Abtritt (Clo) zur Birsseite kann man heute noch sehen.
Nun waren wir froh, den Innengarten des Gasthauses „Zum Löwenzorn“ ansteuern zu können, um uns zu unterhalten und zu stärken. Auch dieses Haus hat eine lange Tradition, die eine eigene Führung bedürfte. Jeder der wollte, konnte die Räumlichkeiten in Augenschein nehmen, selbst Helmut Bauckner kam begeistert vom Rundgang zurück.
Viel zu wenig konnte ich im Bericht aufzeichnen, auch wollte ich kaum Jahreszahlen nennen, um Fehler zu vermeiden.
Herzlichen Dank an Markus, der mir (uns) die schönen Fotos lieferte!
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