Alles Käse oder was ?
.....ring,ring,ring....es ist 2.00 Uhr morgens im Schwarzwalddorf Gersbach, wenn bei Hr. Arango der Wecker klingelt. Leise aufstehen, die Frau nicht wecken, die Kinder nicht wecken.
So beginnt der Arbeitstag in der Chäschuchi. Heute steht Camembert, Frischkäse und Joghurt auf dem "Tagesbefehl". 4 Stunden intensive Arbeit braucht es, dann ist der Käse fertig. Halt - noch nicht ganz. Nachmittags muss er noch ins Salzbad.
Inzwischen ist auch Fr. Arango mit in der Produktion. 770 Münsterkäse müssen täglich "geschmiert" werden, d.h. jeder wird von oben und den Seiten mit einer groben Bürste und Wasser abgebürstet.
Der Käser ist immer noch bei der Arbeit und "schmiert" mit der Bürste die Schnittkäse.
Aber gehen wir weit zurück in die Jungsteinzeit. Die ehemals nomadisierenden Bauern erkannten die Vorteile der Sesshaftigkeit, die Haustierhaltung begann.Höhlenmalereien aus Mesopotamien beweisen, dass dort bereits Käse hergestellt wurde.
Auch Griechen und Römer kannten schon vor Christus das Rezept zur Herstellung von Käse. Weil er so selten und teuer war, galt er auch als Zahlungsmittel.
Mönche im Mittelalter stellten schon Käse her, dort entstanden auch die ersten Rezeptbücher. Der Name "Münsterkäse" stammt von "Monasterien" (Klöstern), war zur Fastenzeit die Hauptnahrung der Mönche. Auch Emmentaler und Greyerzer sind schon über 1000 Jahre alt.
Zurück nach Gersbach, zur Chäs-Chuchi von Fam. Arango. Beide sind vom Fach, haben vorher in Bayern in einer Molkerei gearbeitet. Als sie die Ausschreibung vom "Milchhüsli Gersbach" lasen, damals noch als Nebenerwerb, kamen sie mit ihren 3 Kindern nach Gersbach. Was sie seither geleistet haben, ist bewundernswert und ist nicht mit kurzen
Sätzen zu beschreiben.
In der Chäs-Chuchi wird nur Kuhmilch verarbeitet. Dabei entsteht, mit vielen Arbeitsschritten: Der Camembert
muss täglich gedreht werden , Lagerungszeit bis Reife : 2 Wochen
Schnittkäse im Rundlaib und im Block , Lagerzeit bis zur Reife : 6 Wochen
Joghurt mit versch. Aromen , sofort fertig, haltbar bis 2 Wochen
Fam. Arango arbeitet inzwischen mit 3 Bottichen a 800 Liter Milch.
Die bei der Schnittkäseherstellung anfallende Molke kann man kaufen, sie hilft bei Hautkrankheiten.Der Rest geht nach Hägelberg in die Biogasanlage.
Es gäbe noch so vieles mehr zu berichten, über Enzyme, Lab, Keime, Schimmelkulturen, Kühlung, Lagerung, Vermarktung und Absatzmärkte.
Alles auf einen Nenner gebracht hat das Fr. Arango bei einer Besichtigung der Chäs-Chuchi und im Anschluss daran in einem hoch interessanten Film, denn grosse Teile der Käseherstellung unterliegen strengen Hygieneauflagen.
Somit ist Fr. Arango auch noch Representantin und Marktstrategin ihrer Produkte.
Info : Chäs-Chuchi Gersbach 07620-1579 und auf versch. Wochenmärkten
Wie könnte die Besichtigung einer Käserei köstlicher zu Ende gehen als mit dem Produkt, für das Fam. Arango täglich hochmotiviert früh aufsteht und erst abends um 18.00 Uhr ihr Tagwerk beendet.
Nach soviel Wissenswertem habe ich fast ein schlechtes Gewissen, weil ich meinen Camembert bisher für 99 Cent beim Discounter gekauft habe. Aber ich gelobe Besserung ..... hm, lecker .....
Ach ja, dass wir alle noch leckeren Käse gekauft haben, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.
Nach soviel "Chäs" musste natürlich ein Abstecher ins nahe Naturfreundehaus sein, wo bei Cafe und Kuchen noch ausgiebig über das Erlebte diskutiert wurde.
Besonderen Dank hier - wieder einmal - an unseren Fotografen Bernd.
Obwohl er keinen Käse mag , hat er schöne Fotos davon gemacht hat.
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