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Regionaltreffen im September 2021 in Villingen - Schwenningen
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Ein wunderbar funktionierendes Team bei diesem Ausflug!
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In zwei Welten...
der Doppelstadt Villingen-Schwenningen führte im September das Treffen der Feierabend Gruppe „Basel und das Dreiländereck“.
Ach was tut das gut nach mehreren Corona bedingten Terminverschiebungen bei Sonnenschein lauter lachende, fröhliche Gesichter zu sehen, die diese ungewöhnliche Stadt gemeinsam kennen lernen wollen.
Und es gibt wirklich einige Kuriositäten. Die Entfernung zwischen den Zentren von Villingen und Schwenningen, die bei der Gemeindereform 1972 zusammengelegt wurden beträgt 8 km. Obwohl beide Gemeinden in einer Urkunde 817 gemeinsam zum ersten Mal erwähnt wurden haben sie sich ganz unterschiedlich entwickelt. Schwenningen, das größte Dorf des Königreichs Württemberg wurde erst 1907 zur Stadt erhoben. Zunächst von bäuerlich-handwerklichen Traditionen geprägt, wurde Schwenningen mit dem Beginn der Industrialisierung zu einer Industriestadt mit einem bedeutenden Zentrum der Uhrenindustrie.
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Villingen, von dem Herrschergeschlecht der Zähringer 1119 auf dem rechten Ufer der Brigach neu gegründet, war und ist bürgerlich geprägt und erhielt bereits 1294 das Stadtrecht. 500 Jahre gehörte die Stadt zu Vorderösterreich, dann zum Großherzogtum Baden.
Und diese unterschiedliche Geschichte wirkt bis heute nach. So gibt es zwei Rathäuser, zwei Stadthallen, zwei Stadtmusiken. Die Sportvereine der gemeinsamen Stadt gehören verschiedenen Landesverbänden an und treten nicht gegeneinander an. Die Kirchengemeinden gehören zu unterschiedlichen Landeskirchen, beziehungsweise Bistümern. Und unterschiedliche Telefonvorwahlen haben die Stadtteile auch.
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Sogar das Wasser strebt in unterschiedliche Richtungen. Im Schwenninger Moos befindet sich die Neckarquelle. Das Wasser des Neckars ergießt sich bei Mannheim in den Rhein und erreicht über ihn die Nordsee.
Das Wasser der Brigach, die durch Villingen fließt, vereinigt sich nach einigen Kilometern in Donaueschingen mit der Breg zur Donau und wandert mit ihr weiter ins Schwarze Meer. "Die Europäische Wasserscheide".
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Unser erster Programmpunkt des Tages: eine kleine Wanderung durch das Naturschutzgebiet „Schwenninger Moos“, bei strahlendem und wärmendem Sonnenschein. Ein hölzerner Steg führt um das Kerngebiet der Moorlandschaft und ermöglicht uns Ein- und Ausblicke auf Wasser-, Wald- und Moosflächen.
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200 Jahre, von 1748 bis in die 1950er Jahre, wurde hier Torf abgebaut und das Moor entwässert. Seit 1939 steht das Hochmoor unter Naturschutz und man bemüht sich um Renaturierung und Wiedervernässung. Ein Steg der vom Hauptweg abzweigt und eine Plattform ermöglichen uns das Kennenlernen solch einer Wiedervernässungsfläche ohne das Moor zu betreten oder zu schädigen.
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Teilweise führt der schöne Wanderweg durch den ringförmigen Fichten- und Birkenwald, der bei der Trockenlegung des Moores entstanden ist und an dem wir einige Informationstafeln finden, die uns Fauna, Flora, Geschichte, Geologie und Hydrologie dieses wunderschönen Naturschutzgebietes vermitteln.
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Es wird Zeit für einen Ortswechsel. Monika/Faida hat für uns in einem wunderschönen Lokal Tische für eine Mittagsmahlzeit reserviert, im Cafe-Hildebrand in dem "Weiler Zollhaus". Etwa gleichweit entfernt vom württembergischen Schwenningen und dem badischen Villingen wird uns die ehemalige Landesgrenze allein durch den Namen noch einmal bewusst gemacht.
Wir werden so freundlich und gut versorgt in dem schönen Garten, dass wir uns kaum trennen können. Aber Monika hat für uns noch einen weiteren interessanten Programmpunkt vorbereitet. Also rasch in die Autos und ins badische Villingen gefahren.
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Beim ehemaligen Franziskanerkloster, das heute Kulturzentrum und Konzertsaal mit hochgerühmter Akustik ist, erwartet uns eine charmante Stadtführerin. Sie ist als Altvillingerin gekleidet, mit einem Seidenkleid im Stil der vorderösterreichischen Zeit, dazu trägt sie eine Schürze aus schillerndem Taft und eine Goldhaube. Stolz kann sie berichten, dass diese Goldhaube aus dem Familienbesitz stammt.
Mit ihr bummeln wir nun durch das schmucke Städtchen, das einen großen historischen Hausbestand vorweisen kann. Wir stehen an dem Zähringer Straßenkreuz, von dem aus wir die mittelalterlichen Stadttore sehen können.(Fast)in jeder Himmelsrichtung ein Wehr- und Durchlassturm. Ab 1220 erhielt Villingen seine Stadtmauerummantelung, von der noch rund 60% erhalten ist.
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Sie erläutert uns die typische Bauart der Häuser, die aus mehreren Teilbereichen bestehen. Zur Straße hin repräsentatives Wohnhaus, es folgt ein Innenhof, daran schließt sich ein bäuerliches Gebäude an, ein Stall mit großem Tor, der von der rückwärtigen Seite betreten werden kann.
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Wir sehen Häuser mit bemalten Fassaden, darunter eines mit Bildern von badischen Trachten. Das Bild der Postkutsche erinnert darin, dass einst über diese Straße mitten durch die Stadt die wichtigste Verkehrsachse verlief.
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Am Münsterplatz vor dem Münster das „Unserer Lieben Frau“ geweiht ist hören wir die Geschichte des wundertätigen Nägelinkreuzes. Wir sehen es in der nördlichen Turmkapelle und wünschen, dass es auch weiterhin seine schützende Hand über die Stadt hält. Das Münster wurde im 12. Jahrhundert im romanischen Stil begonnen und nach einem Stadtbrand im gotischen Stil vollendet. Wie in vielen Kirchenbauten hat auch hier der jeweilige Zeitgeschmack seine Spuren hinterlassen. Frühgotische Pfeiler mit gedrungenen Spitzbögen, eine spätgotische Kanzel, barocke Apostelfiguren, klassizistische Deckenstuckaturen.
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Sehenswert die Bronzetüren, 1984 von dem Schonacher Künstler Klaus Ringwald mit vielen biblischen Szenen gestaltet. Von diesem Künstler stammt auch der Brunnen auf dem Münsterplatz. Er erzählt die 1000jährige Geschichte der Stadt. Leider gehen wir ohne Halt hier vorbei. Aber, wie das so ist bei Führungen, es gibt so viel zu sehen und die Zeit ist begrenzt.
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Am Narro-Brunnen nehmen die launigen Erzählungen der Altvillingerin, die im Brauchtum der Fasnet die Begleitung des Narros ist, großen Raum ein. Wir erfahren viel über die Villinger Fasnet, ihre Bräuche, ihre Figuren, ihre Gesellschaften.
Ein kleines P.S. der Berichterstatterin. Dass das alemannische Wort „Häs“ = Gewand, Kleidung (aus dem mittelhochdeutschen haeze oder häz) im Plural zu “die Häser“ wird, habe ich noch nie gehört. Unsere Altvillingerin sprach davon, ich lerne nie aus.
Ein paar Straßenecken weiter hören wir noch die Geschichte der Villinger Jazztradition. In den Tonstudios von SABA/MPS (MPS=Musik Produktion Schwarzwald) wurden seit 1960 Jazzmusikaufnahmen gemacht. Sogar der legendäre Jazzpianist Oscar Peterson war hier einmal zu Gast. Mit dem jährlichen Jazzfestival in Vilingen wird die Tradition als Jazzhochburg weitergetragen.
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Zum Abschluss der Stadtführung noch eine Villinger Geschichte, halb Legende, halb geschichtlich überliefert. Romäus, wegen seiner Körpergröße und Körperkraft scherzhaft auch der Villinger Samson genannt, gelang Ende des 15. Jahrhunderts eine aufsehenerregende Flucht aus den Diebsturm, einem der städtischen Wachttürme. Die mündliche Überlieferung machte im Laufe der Jahrhunderte aus dem Schurken einen Helden. Sein Konterfei prangt überlebensgroß an dem Wachtturm, der seinen Namen trägt.
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Nach so viel Gesehenem und Gehörtem wünschen wir uns vor dem Auseinandergehen noch eine Verschnaufpause und finden ein gemütliches Café in dem unsere ganze Gruppe Platz findet. Die Augen gehen uns über, als die Eisbecher aufgetischt werden. So üppige Eisbecher hat noch keiner von uns je gesehen. Die werden in die Annalen eingehen.
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Was hat mich an diesem Tag am meisten beeinduckt? Die ruhige, freundliche Gelassenheit von Monika, der es gelang, einen Sack Flöhe, sprich Feierabendfreundinnen, zusammenzuhalten, zu den verschiedenen Startpunkten zu dirigieren, immer alle mitzunehmen und nie, nie die Geduld zu verlieren. Ganz, ganz herzlichen Dank für diesen rundherum gelungenen Tag in der „Baden-Württemberg-Stadt“.
Barbara
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