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Regionaltreffen im April 2022

Führung in Lörrach mit der Wäscherin Luise: "Von Waschfrauen, Seifensiedern und Halunken".

luise

„Wenn ihr so fröhlich hier rumsteht, habe ich auch keine Lust mehr meine Wäsche zu waschen, da erzähle ich euch doch lieber ein paar Geschichten aus meiner Heimatstadt Lörrach!“ So begrüßte uns die Wäscherin Luise alias „Monika Luise Haller“, die Chronistin und unsere einmalige Erzählerin an diesem schönen 28. April 2022.
Natürlich sprach sie in reinstem Alemannisch, wie es sich bei uns gehört und gottlob haben es auch alle verstanden. „Geschichte“ wollte sie nicht vermitteln: „Dies könnt ihr in den Büchern oder im Internet nachlesen, aber „Geschichten“ aus früheren Zeiten nicht!“

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Und nun sitze ich hier und soll diese interessanten und witzigen Ereignisse aufs Papier bringen, was mir trotz Notizen schier unmöglich vorkommt.

luise

Unser erster Halt war vor der „Zehntscheuer“, die es natürlich auch in Lörrach gab.

Im Kloster St. Alban in Basel wurde die Siedlung „Lorracho“ 1102 zum ersten Mal erwähnt und Bischof Burkhard von Basel setzte die Herren von Rötteln als Verwalter ein.
Das Marktrecht wurde Lörrach bereits 1403 zugestanden, aber erst 1782 folgte das Stadtrecht, denn Lörrach konnte keine schützenden Stadtmauern aufweisen.

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Unser Heimatdichter Johann Peter Hebel, 1760 in Basel geboren und z.T. in Hausen im Wiesental aufgewachsen, war für einige Zeit in Lörrach Pfarrvikar; das muss erwähnt werden!
„Luise“ kam eben doch nicht drum herum, uns über Erbfolgekriege, den 30 jährigen Krieg, über Pest und Erdbeben zu erzählen, auch über zahlreiche Verbindungen zur heutigen Schweiz, dem Elsass und Lothringen.

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Den nächsten Halt wählte sie direkt oberhalb der weltberühmten Manufaktur Köchlin & Baumgartner auf dem neu gestalteten Meeraner Platz. Handwerk und Industrialisierung waren lebensnotwendig für die Stadt; so warb Gustav Magnus von Wallbrunn, der Landvogt der Burgherren von Rötteln, um neue Gewerbe-Ansiedler mit der Zusage von Zinsfreiheit.

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Der Indiennedrucker Johann Friedrich Küpfer, geboren in Bern, wurde wegen Hochverrat in der Schweiz 1753 verbannt und siedelte nach Lörrach um. Er legte den Grundstein mit seiner Indiennemanufaktur 1755 für die nachfolgende gewaltige Textilindustrie, nicht nur in Lörrach sondern im ganzen Wiesental und auch dem nahen Elsass. 1830 verdienten ca. 5000 Menschen ihren Unterhalt in der Textilindustrie.

„Nichts ist so mächtig wie eine Idee deren Zeit gekommen ist.“ (Victor Hugo)

Einen kurzen Halt legten wir an der „Clara-Immerwahr-Straße“ mit einer tragischen Geschichte ein. Die humane Wissenschaftlerin (1870-1915) hatte sich selbst vergiftet, weil ihr Mann der Erfinder des Giftgases war, welches im ersten Weltkrieg häufig eingesetzt wurde; und damit wollte und konnte sie nicht mehr leben.

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Danach befanden wir uns auf einem unscheinbaren Fußweg mit einer Kirchenglocke in einem der Gärten. Interessant war, wie die „wunderfitzige“ (neugierige) Wäscherin Luise zu dieser Glocken - Geschichte fand. Sie erinnerte an die Zeit als alle Kirchenglocken im 2. Weltkrieg abgeholt wurden, um sie zu Kriegswaffen umzugießen. Durch Zufall entdeckte ein Kriegsheimkehrer Glocken aus unserer Heimat in Hamburg und plötzlich überfiel einige von uns die Erinnerung, wie all die Glocken damals zurück transportiert und feierlich wieder in den Kirchtürmen aufgehängt wurden - ein Festtag!

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Nach dieser kleinen Episode standen wir oberhalb des Wäschehauses, wo unsere Wäscherin Luise ihr Tagewerk verbringen wollte oder sollte … uns aber lieber Geschichten erzählte. Sie verteilte ihre Zuber und Waschutensilien an unsere starken Männer, denn ihren schwer lenkbaren Leiterwagen konnte sie nicht den steilen Weg zum Bach mitnehmen.

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Im Waschhaus selbst lief sie zu Hochform auf: Sie erzählte von den Waschfrauen, zeigte uns in ihrer unnachahmlichen Weise die Geschichte der Damenunterwäsche, verriet uns diesbezügliche Kindheitserlebnisse und brachte uns die interessante Geschichte der Seifenherstellung nahe. Natürlich hatte sie auch uralte fast schon antike Seifenstücke dabei, denn in Lörrach existierte die Seifenfirma Walz, die wie die Brauereien wegen der Geruchsbelästigung außerhalb angesiedelt waren. Sie erklärte uns auch, warum die feinen Damen echte Fuchspelze trugen. Scheinbar besiedeln die Läuse lieber echte Pelze als Kopfhaare, die dann die Mägde ausbürsten mussten.

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Den ganzen Nachmittag konnte man nur lachende Gesichter der Teilnehmer bei unserer erfrischenden Führung sehen. Aber es gab noch einen weiteren Höhepunkt, denn ich führte die Gruppe zum Vesper oder Kaffee und Kuchen in die ehrwürdige „Villa Aichele“. Diese befindet sich in einem schönen alten Park; ein fürstliches Haus mit entsprechenden Räumen und Ambiente und ihrer eigenen Geschichte!

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Fotografiert hat Markus für uns, herzlichen Dank!

Autor: shanai

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