Kernkraftwerk Leibstadt CH
Am Mittwoch, 7.3.2012, fuhren 28 Mitglieder und Freunde auf Einladung und Organisation der Regio Basel teils mit dem Auto, teils mit dem Zug aus allen Himmelsrichtungen über Basel nach Waldshut und dort nach einer herzlichen Begrüßung, (mit dem Schiff wurden die Teilnehmer übergesetzt) ging es zu Fuß weiter auf dem Rheindamm zum Kernkraftwerk Leibstadt AG.
Dieses Kernkraftwerk wurde in der Zeit von 1964-1984 nach 10jähriger Planungsphase und weiteren 10 Jahren Bauzeit vollendet und ging am 15.12.1984 als stärkstes und sicherstes Kernkraftwerk der Schweiz ans Netz. Erstellungskosten 4,8 Milliarden SFR, wobei 1Kw/h ca. 5,68 Rappen Herstellungspreis wäre.
Die Sicherheit des KKW Leibstadt war bei der Planung oberstes Gebot, dabei wurde die Anhebung des Baugeländes um 15 m vorgenommen, um somit einem eventuellen Hochwasser des Rheins entgegen zu wirken (vgl. Fukushima: dort wurden vorhandene 35 m Höhe abgegraben, um geringere Pumpkosten zu erzielen. Fazit: der Maschinenraum wurde überschwemmt und dadurch die Pumpen lahmgelegt.)
Die Begrüßung im KKW war sehr herzlich, eine kompetente Führerin erklärte anhand von Modellen eindrucksvoll die Funktion dieses Kernkraftwerkes.
In einem eingangs gezeigten Film wurde vor allem die Kernspaltung behandelt, bei der ein Neutron auf den Kern des Uran 235 trifft, so dass der Kern unter Abgabe von Wärme in zwei oder drei Teile zerfällt. Dabei werden zwei bis drei Neutronen aus dem Atomkern geschleudert, die weitere Spaltungen auslösen können, etwa bis zur selbst erhaltenden Kettenreaktion.
Die hohe Brisanz bzw. das Tempo von 20.000 km/s wird durch das Wasser im Reaktor auf 3 km/s gebremst, und nur dadurch können weitere Kernspaltungen ausgelöst werden.
Bei Erreichen eines vorgegebenen Grenzwertes leitet das System ein schnelles vollautomatisches Abschalten des Reaktors ein. Dabei werden die Regelstäbe (mit Neutronenmaterial gefüllte Kreuzstäbe) innerhalb von zwei Sekunden mit Stickstoff in dem Reaktor eingeschlossen, damit wird die Kernspaltung sofort beendet und Schäden an den Brennstoff-Hüllrohren vermieden (weitere Infos unter www.kernenergie.ch).
Während des Rundgangs durch die Ausstellungsräume, bei dem uns in einer Pause Erfrischungsgetränke angeboten wurden, haben wir jeweils im Modell gesehen:
den Reaktor, die Maschinenanlage zur Abnahme des Reaktordecks, die Baukonstruktion (verwendete Materialien: Bewährungsstäbe 3-4 cm dick). Des Weiteren wurde uns in einem Film die Jahres-Inspektion und Austausch der Brennelemente gezeigt; auch besichtigten wir den Simulations-Kontrollraum, der zu Ausbildungszwecken dient.
In der auf dem Fahrgastschiff Waldshut-Tiengen kleinen Rundfahrt auf dem Rhein fand dieser harmonische, hochinteressante Ausflug bei Getränken und belegten Brötchen seinen Ausklang.
Natürlich hinterlässt eine solche Besichtigung mit einer Fülle von hochinteressanten Informationen den Eindruck einer sicheren Anlage. Jedoch hat jeder für sich selbst zu entscheiden, ob er für oder gegen Kernkraft ist. Ein Restrisiko wird immer bleiben; ein Gau wäre ein unvorstellbares Fiasko für die Schweiz, Südbaden, Frankreich und die gesamte Umwelt.
Abschließend dürfen wir uns bei den Basler Freunden recht herzlich für die gute Organisation und herzliche Aufnahme bedanken.
Im März 2012 - Walter Schubnell
Die Fotos sind von Erwin - Zahnrad und Käthe - shanai
33 Bewertungen
14 Kommentar(e):
Katzenmama2 schrieb am 24.03.2012:
Jetzt hole ich nach,was ich schon längst hätte machen wollen: nämlich Euch ein ganz dickes Kompliment für diesen kompetenten und so interessanten Bericht von Walter als auch für die beeindruckenden Fotos von Erwin und Käthe auszusprechen. Bei manchen Fotos bekommt man eine richtige "Gänsehaut" aber es ist schön zu sehen,daß Ihr trotz dieses ernsten Theams,das an diesem Tag anstand,Eure Fröhlichkeit und anscheinend auch den Optimismus nicht verloren habt.Ich persönlich kenne nur das Zwischenlager Gorleben von vor dem Zaun und das war schon beklemmend genug!Trotzdem wäre ich an dieser Führung gerne mit dabei gewesen. Liebe Grüße an alle aus Berlin, Ingrid (Katzenmama2 von der Gruppe Nord)
Rose56 schrieb am 16.03.2012:
Ein interessanter Bericht, gut geschrieben und mit den passenden Bilder versehen. Im vergangenen Jahr besuchten wir Mainzer die Firma JUWI, die auf regenerative Energien setzt. So sicher ein Kernkraftwerk auch sein mag, das Risiko, das es doch zu einem ernsthaften Zwischenfall kommen könnte, bleibt und ich denke vor allem an die Entsorgung, die einmal das größte Problem für unsere Nachwelt werden wird. Ich hoffe sehr, Deutschland gelingt der Ausstieg aus der Kernenergie und andere Länder ziehen nach. Vor allem hoffe ich aber, daß es in unseren Länden oder überhaupt in Europa zu einem ernsten Zwischenfall oder gar Supergau kommen wird, denn dann sind wir hier alle betroffen.
Hortus schrieb am 13.03.2012:
Danke Walter für den guten Bericht. Lasset was hören, hast von mir ein Bier gut. Osci
Ibobibo schrieb am 13.03.2012:
Der Bericht über das Kernkraftwerk war sicher nicht leicht zu schreiben. Um so mutiger von Walter, uns allen von Eurem Erlebnis zu berichten! Von Oskar war es eine tolle Idee, diese Veranstaltung anzubieten. Danke auch für die schönen Fotos von Käthe und Erwin. Liebe Grüße Ingeborg
shanai schrieb am 13.03.2012:
@Helga, leider geht es oft bei FA nicht darum wie gut oder interessant ein Bericht ist, sondern ganz einfach wann eine Regio wieder einmal an der Reihe ist.
Jole47 schrieb am 13.03.2012:
Ich glaube ganz sicher, dass dieser Bericht den Weg auf die FA-Hauptseite findet. LG Helga/Jole
cuba schrieb am 13.03.2012:
Dieser Bericht ist eine Meisterleistung bei dem sehr schweren Thema, schön dass Du Dich bereit gefunden hast, besser hätte man ihn nicht schreiben können. Die guten Bilder runden das Ganze ab. Es war ein sehr lehrreicher Tag und das Vergnügen kam auch nicht zu kurz. Danke an alle Beteiligten für den schönen Tag! Liebe Grüße, Helga
oleander schrieb am 13.03.2012:
1 Jahr nach Fokushima: paßt genau! Obwohl die Schweiz und Frankreich sich nicht von der Kernenergie verabschiedet haben, war es sicher eine interessante Führung. Ich hatte 35 Jahre beruflich mit der Strahlung der Isotope in der Nuklearmedizin zu tun und habe mich gegen die Besichtigung entschieden. Trotzdem ein aufschlußreicher interessanter Bericht. Danke allen Beteiligten sagt anke
goosi schrieb am 12.03.2012:
Lieber Walter, Kompliment und Dank für diesen ausgezeichneten Bericht über die physikalischen und chemischen Vorgänge zur Energiegewinnung. Nicht einfach. Lieber Oskar, danke für den Mut zu diesem Thema und die Organisation. Liebe Käthe, lieber Erwin, danke für die aussagekräftigen Fotos mit Gruß Gisela
shanai schrieb am 12.03.2012:
Ich war kaum einmal so neugierig auf einen Bericht wie auf diesen. Bei der Fülle von Informationen war es nicht leicht ihn zu schreiben. Herzlichen Dank Walter, das hast du super gelöst und Undine für´s Tippen! Ich ging mit ungutem Gefühl in das Kraftwerk, aber einigermaßen beruhigt wieder nach Hause. Leibstadt ist bestimmt eines der sichersten KKW´s auf der Welt. Ganz besonderen Dank an Oscar, der den Besuch erst ermöglichte! Liebe Grüße, Käthe
Artikel Teilen
Artikel kommentieren