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Adventsbrief

Ihr Lieben,
es ist Samstag vor dem 1. Advent. Während ich hier sitze, strömt ein so herrlicher Duft durchs Haus, dass ich mir wünsche, er verbreite sich übers Cyberspace hinaus zu allen meinen Lieben nah und fern. Es ist kein gewöhnlicher Weihnachtsbäckereiduft, sondern der Duft der Linzertorte, die ich seit Jahrzehnten in der Adventszeit nach einem über 150 - jährigen Rezept meiner lieben Schwiegermutter bastle. Ist schon die Linzertorte an sich das traditionelle Weihnachtsgebäck Badens und hat dazu jede Hausfrau, die etwas auf sich hält, ihr eigenes Rezept (Spötter behaupten, die Linzertorte sei schon eine „Grabbeilage“ der badischen Hausfrauen), so knüpfen sich bei mir ganz besonders schöne Erinnerungen an sie:
In den 50er Jahren aus dem Norden zugezogen und seit den 60er Jahren unter „Omis“ hausfraulichen Fittichen, lernte ich neben ihrer unvergleichlichen Linzertorte viel anderes typisches Schwarzwälder Weihnachtsgebäck kennen: Die Springerle, die Hilda- und Anisbrötle, die Zimtsternle, die Vanillekipfele u.s.w.
Dazu kommen die berühmten Schweizer Guetzli: Die Basler Leckerli, die Nusshüfeli, die Schoggiherzli, die Hirseflöckli und die Kokosgüpfli u.v.a.m.
In späterer Zeit, als „Omi“ beim Kneten des recht festen Mürbeteigs der Linzertorten nicht mehr zupacken konnte, half ich ihr bei der Bäckerei. Dann stand „Omi“ wie ein General in ihrer Küche im heimeligen Schöneck-Haus und spornte mich an: „Du musst Dich beeilen, sonst ´verbrennt´ der Teig!“ Sie musste mir natürlich auch ihr altes Rezept verraten. Das habe ich in geheimer Kommandosache bewahrt und arbeite seither danach. Was Wunder, dass Hans immer in der Adventszeit sehr diskret die Linzertorte seiner Mutter anmahnt.
Ja, und nun duftet sie wieder durchs Haus.

Eigentlich weiß ich überhaupt nicht, ob ich jemals die Güte der schwiegermütterlichen Linzertorte erreichen kann. Sie war nämlich etwas ganz Besonderes. Bruder Karl-Heinz, dem sie einmal eine schenkte, behauptet nämlich, dass meine nicht an ihre heranreiche, die viel knuspriger gewesen sei. (Das hatte seinen geheimnisvollen Grund darin, dass es in Omis Küche nur eine handbetriebene vorsintflutliche und dazu noch defekte Nussmühle gab, die ganz unterschiedlich und rein zufällig fein, grob und in größeren Stückchen arbeitete. Dagegen kann ich natürlich nicht angehen, versuche aber, die Zutat Nüsse und Mandeln mit drei verschiedenen Mahleinsätzen „nachzuempfinden“).
Das wichtigste an Omis Linzertorte ist jedoch das Gläschen Schwarzwälder Kirschwasse;, eines in den Teig, das andere für die Bäckerin.
Da gelingt´s immer!
Eine schöne Adventsgeschichte um die Linzertorte trug sich vor Jahren hier zu, als noch unsere Theologie-Studenten im Hause wohnten. Einer davon wollte mir unbedingt „helfen“, um etwas Typisches von Freiburg mit heim zu nehmen. Der Gute war so eifrig dabei, hatte wohl die Zutatenliste falsch verstanden und fand das „Kirschwasser für den Bäcker“ so verlockend, dass er nach getaner Arbeit mit seiner Linzertorte und feuerroten Ohren aus der Küche wankte.

Eine schöne, erfüllte Adventszeit wünscht Euch
marijo.

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Autor: marijo

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