Basel-Landschaft-Erlebnistag
Wie fremd waren die zurückliegenden drei Monate. Wir sind doch im Dreiländereck zu Hause. Wander- und Radwege, Straßenverbindungen sind uns vertraut. Grenzen? Jahrzehnte her, dass wir sie erlebt und empfunden haben. Plötzlich waren sie da. Umso mehr sind wir dankbar dafür, dass wir uns wieder im Baselbiet treffen und unsere Ausflüge machen können.
Um dreimal Sehenswertes kennenzulernen traf sich eine kleine Gruppe Feierabendfreund*innen in Waldenburg (BL), einem kleinen Städtchen am Fuße des Hauensteinpasses. Das „Stedtli“, an einer Verbindungsstraße nach Solothurn gelegen, hat dereinst bessere Zeiten gesehen. Jetzt drängt es sich mit einer pfiffigen Idee ins Rampenlicht und ruft sich zur „Ville des Arts“ aus.
36 Schweizer Künstler haben den Ort in eine Freiluftgalerie verwandelt und 90 Kunstinstallationen an Straßen, auf Plätzen, in Fenstern, in und an Brunnentrögen, in der Kirche, in Gärten ... verteilt.
Es ist ein großes Vergnügen vom Bahnhof der Waldenburger Schmalspurbahn bis zum alten Feuerwehrmagazin zu schlendern, in Nebengassen und unter Torbögen zu spähen und die Kunstwerke aufzuspüren. Manches registrieren wir erst auf den zweiten Blick. Den alten Leichenwagen in dem sich eine Videoinstallation versteckt. Der aus einem überdimensionalen metallenen Apfel herausgeschnittene Schnitz. Er liegt angekettet auf der Erde. Quietschbunte Objekte hängen in den Bäumen, tönerne Köpfe auf Stäben ragen aus einem Rosenbeet heraus. Die Tiere eines klassischen schweizerischen Alpaufzuges balancieren auf einer Eisenbahnschiene und werden dadurch zu „Alp-auf-Zug“. Ein Elefant hat sich unter die einheimischen Tiere geschmuggelt. Und, und, und .... „hast Du dies gesehen, hast Du das gesehen?“ tönt es wiederholt zwischen uns.
In einer Ecke der Stadtmauer befindet sich das Pfarrhaus, eines der ältesten Gebäude der Stadt. Im Torbogen, im Durchgang zu einem Gartenidyll und Innenhof, eine besonders ansprechende Installation: 'Tränelätzli' aus Pappelholz.
Wir staunen, schmunzeln, werden nachdenklich. Müssen all diese Objekte unbedingt einen Sinn haben? Genügt es nicht, dass wir uns einfach dran freuen?
Nach einer Kaffeepause machen wir uns auf die Weiterfahrt. Über den Hauensteinpass geht es nach Langenbruck, weiter auf ein schmales Sträßchen und dort steht, eingebettet in die typische Hügellandschaft des Schweizer Jura, das ehemalige Kloster Schönthal. Aus dem Jahr 1145 stammt der erste urkundliche Hinweis auf eine Mönchsgemeinschaft. 1266 zogen Benediktinerinnen in die Abgeschiedenheit des stillen Tales. Während des Bauernkrieges wurde das Kloster verwüstet und geplündert, im Zuge der Reformation dann ganz aufgegeben. Im 17. Jahrhundert wurde in der Klosterkirche eine Ziegelbrennerei betrieben und bis 1998 wurde sie als Holzschopf genutzt. Eine wechselvolle Geschichte, da ist es fast verwunderlich, dass das Areal, jetzt Privatbesitz und zu einer Kunstgalerie geworden, doch noch einen stillen Zauber ausübt.
Der über und über blühende und von Insekten aller Arten eifrig besuchte Garten nimmt uns sogleich gefangen. Keiner von uns hat je die stark duftende Seiden- oder Papageienpflanze gesehen. Sie wird ganz besonders von Bienen umschwärmt.
Im Klosterhof, rund um die bescheidenen Gebäude stehen und liegen ebenfalls Kunstobjekte und in dem weitläufigen Gelände muss es einen Skulpturenpark mit vielen weiteren geben. Das würde einen langen Spaziergang erfordern. Dafür muss man, mit viel Zeit, wiederkommen.
Vor diesen Objekten stehend sinniere ich wieder: „Was ist hier Kunst, was Natur?“ Ich entscheide mich für den Begriff „LandArt“.
Vor lauter Blicken in die Natur übersieht man fast, dass an der Klosterkirche noch eine Kostbarkeit erhalten und zu entdecken ist. Die Westfassade mit dem Relief des kreuztragenden Lammes und den beidseitigen rundbogigen Figurennischen gilt als Prunkstück der hochromanischen Architektur in der Schweiz.
Der dritte Akkord unseres harmonischen Baselbieters Dreiklang wartet zum Abschluss des schönen Tages auf uns. Eine kurze Wanderung zur Belchenflue. Alle schaffen die steilen Stufen zum 1099 m hoch gelegenen Aussichtsfelsen. Alpensicht gibt’s heute keine, aber mit der Aussicht Richtung Schwarzwälder Belchen, Elsässer Belchen (Grand Ballon) sind wir eine ganze Weile beschäftigt. Stehen wir doch gerade an einer Spitze des rechtwinkligen Dreiecks, das diese drei Belchen-Berge geographisch bilden. Ob die Kelten, die diesen Bergen die Namen gegeben haben, sie wirklich per Beobachtung des Sonnenstandes für ein Kalendersystem genutzt haben? Die Gelehrten werden weiterhin allerlei Theorien diskutieren, beweisen können wir sie nie.
Nach ausgiebiger Rundumsicht lassen wir uns das mitgebrachte Vesper munden, klettern die Steinstufen wieder hinunter. Ein Wanderweg am Waldrand beschert uns ein letztes Mal Ausblicke in die Juralandschaft. Wir können uns gar nicht trennen und gönnen uns deshalb ein kurzes Verweilen auf der Bank in der Nachmittagssonne.
Was für ein erlebnisreicher Dreiklang im Baselbiet! Was für ein fröhliches Wiedersehen und Zusammensein mit den FA-Freund*innen! Und was für ein schöner, von Käthe und Markus gestalteter und organisierter, Tag.
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