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Radtour im Hochschwarzwald
Kann man einen Bericht über eine Radtour schreiben, wenn man selbst nicht mitradeln konnte? Ich versuche es!

Barbara hatte sich eine tolle Dreitälertour im Hochschwarzwald mit drei Schwerpunkten ausgedacht:
NATUR: im Schwarzwald ohnehin allgegenwärtig;
TECHNIK: die Linachtalsperre, ein technisches Baudenkmal;
KUNST: eine unverhoffte Überraschung in und mit der Dorfkirche von Urach.
Nach dem Start in über 1000 Meter Höhe bei der Kalten Herberge führte Barbara die Radler erst einmal steil bergab in das "Wolfsloch" zu den Überresten eines waldbäuerlichen Anwesens. Warum dies wohl so heißt? Man kann sich schon vorstellen, dass in dem dichten Wald wieder ab und an ein Wolf unterwegs sein könnte, was in früheren Zeiten vermutlich normal war. Und da wieder hinauf? Mag sich der eine oder andere gedacht haben; aber der Rückweg in Richtung Furtwangen und in das schöne, abgelegene Linachtal wies eine deutlich kommodere Steigung auf.



Ich fuhr mit dem Auto ins Linachtal zur Talsperre, um dort auf die Radler zu warten. Das mitgenommene Lesematerial gegen eine mögliche Langeweile konnte ich jedoch unbesehen wieder mit nach Hause nehmen, denn es gab dort genügend Interessantes zu sehen und zu erleben.



Die Linachtalsperre (1922-1925) ist ein Meisterwerk der Ingenieurtechnik. Sie ist die einzige Vielfachbogenstaumauer in aufgelöster Form, die in Deutschland so exsistiert.
Mich zog es sofort über das imposante Bauwerk auf die andere Seite, wo ich feststellte, dass es einen sehr schönen Rundweg um diesen Stausee gibt; unverzüglich machte ich mich auf den Weg.

Dabei achtete ich ständig auf die gegenüberliegende Straße, um die Ankunft der Radler nicht zu verpassen. Mit lauten Zurufen verständigten wir uns über den See hinweg, trafen uns schließlich auf der Mauer und suchten dann einen schönen Sitzplatz für unsere kleine gemeinsame Vesperpause auf.


Natürlich konnte uns Barbara so einiges über dieses einmalige Bauwerk erzählen. Der Betrieb wurde 1969 eingestellt. Danach wurde das Tal vom Kraftwerk in Laufenburg mit Strom versorgt. Ebenso wurde auch ein Betrag für den Abriss bereitgestellt. Allerdings wurden die Kosten gescheut und so blieb der trockengelegte Stausee mitsamt der imposanten Staumauer erhalten.

Der Initiative eines Bürgervereins ist es zu verdanken, dass seit 2007 für das Tal wieder eigener, umweltfreundlicher Strom erzeugt wird und es zu aller Freude auch einen schönen See in traumhafter Landschaft gibt.


In Rohrleitungen am Berg entlang geführt stürzt das Wasser schließlich durch Fallrohre weiter auf die Turbinen im 1922-1924 erbauten Kraftwerkhaus. Der Ablauf fließt von der Linach in die Breg, dann in die Donau und letztendlich ins Schwarze Meer.

Um wieder zum Ausgangspunkt zu kommen, nahmen die Radler das Urachtal unter die Räder. Dort überraschte uns Barbara mit unverhoffter Kunst. Dieses Tal wurde von den Herzögen von Zähringen als Verbindungweg von Freiburg nach Villingen genutzt. In diesem Zusammenhang entstand schon sehr früh die Allerheiligen Kirche in Urach, wo die Reisenden ihre Fürbitten auf dem gefährlichen Weg vortragen konnten.


Barbaras sprichwörtlicher Neugier haben wir es zu verdanken, dass wir die Kunstwerke in diesem Kleinod bewundern konnten.

Matthias Faller (1707-1791), der Barockbildhauer aus dem Schwarzwald, der im Kloster St. Märgen Laienbruder war, hat auch hier seine unvergleichliche Handschrift hinterlassen. Natürlich haben wir dieses Kirchlein mit all seinen Besonderheiten gemeinsam bewundert und bestaunt, ehe wir zur letzten Etappe aufbrachen.


Die Radler hatten noch ein paar Kilometer leichte Bergauffahrt zu bewältigen, ehe wir bei der Kalten Herberge wieder zusammentrafen, um unser verdientes Vesper mit entsprechenden Getränken zu genießen.



Ein wunderschöner Tag – wie im Urlaub!

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