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Die Katze

Still lag die Katze auf dem oberen Treppenabsatz. Wie gemalt hob sie sich mit ihrem schwarzen Fell von der weiß gekalkten Wand des alten Hauses ab.
Die smaragdgrünen, jetzt schmal geschlitzten Augen verfolgten jede Bewegung der Frau, die mit geschickten Händen das Suppenhuhn ausnahm und zerlegte.

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Die Katze war leise durch die Türe zum Hof in die Küche geschlüpft, angezogen von dem Geruch des Blutes, der Innereien aus dem Hühnerleib, froh, dass die Tür zum Hof weiterhin geöffnet blieb. Im Falle des Jagderfolges musste sie sofort mit ihrer Beute ins Freie. Nichts brachte sie jetzt aus der Fassung, auch nicht die Fliegen, die sie umschwirrten, fast, als wollten sie die Katze zum Spielen auffordern. Lediglich der Schnurrbart zuckte ab und zu.

Sie dachte selten über die Menschen nach, sie lebte immer im Augenblick.
Die Frau dort unten war meistens freundlich zu ihr. Dies vor allem, wenn die Nächte sehr kalt waren. Dann versuchte sie, die Katze zum Verbleiben im Haus aufzufordern, öffnete einladend die Kellertür. Darauf ließ sich die Katze nur ein, wenn sie den typischen Geruch einer Maus wahrnehmen konnte. Einen warmen Platz für sie fand sie immer, wenn sie einen solchen benötigte.

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Dass die Frau sie jetzt nicht im Haus dulden würde, waren Erfahrungswerte.
Die Katze hatte gelernt, dass sie die lebenden zum Hof gehörigen Hühner niemals jagen durfte. Auch wurde sie immer verjagt, wenn diese unglaublich starken, wunderbaren Gerüche auftraten. Doch noch hatte die Frau sie oben auf der Treppe nicht entdeckt. Die Gerüche weckten in ihr den Jagdtrieb, auch wenn dieses Huhn nicht mehr durch den Hof flatterte.

Mit den Vögeln war es etwas anderes. Sie war stark und kräftig, hatte keine Schwierigkeiten, sich in den Ästen der Bäume sicher und geschwind zu bewegen. Und was dann mit den Vögeln geschah, passierte niemals mehr im Garten in Sichtweite des Hauses. Sie spürte noch den Ast, der nach ihr geworfen worden war und getroffen hatte. Für den Vogel kam jede Hilfe zu spät. Die Katze wusste, dass sie ihm nach ihrem Spiel bereits das Genick gebrochen hatte.

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Doch machten die Menschen mit den Hühnern nicht ein Gleiches? Schlimmer, sie behandelten diese erst wie Freunde, gaben ihnen Futter und ein Haus. Und zum Schluss lagen sie nackig und besiegt in der Küche auf dem Tisch! Deshalb verstand sie das Verhalten der Menschen nicht, vergeudete aber auch hier die Zeit nicht mehr mit Nachdenken.

Ihre Mäuse oder Vogelbeute stolz an die Türe der Menschen zu bringen, auf ein Lob von ihnen zu warten, hatte sie aufgegeben. Das waren die wirklich niederschmetternden Erlebnisse in ihren jungen Jahren gewesen! Stolz war sie gewesen und was erlebte sie? Gezetere, das ihr in den empfindlichen Ohren weh tat. Heute brauchte sie kein Lob mehr, hatte ihren eigenen Spaß an der Beute, ob nun Vogel oder Maus.

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Wenn die Frau mitunter über Nacht nicht nach Hause kam, konnte sich die Katze sehr wohl selbst versorgen. Dass sie die Frau bei ihrer Rückkehr ignorierte, war mehr ein Spiel. Die Frau machte dann viel Wirbel um sie, stellte ihr einen extra guten Happen vor die Türe. Den nahm die Katze natürlich mit, es wäre unsinnig gewesen, den Appetit zu leugnen und die gute Nahrung zu verschmähen, aber bestechen ließ sie sich niemals.

Sie ging nur zu der Frau, wenn es für sie der richtige Zeitpunkt war; fuhr dann mit ihrem gelenkigen, aufgebuckelten Rücken kurz um die Beine der Frau, verschwand möglichst, bevor diese sie auf den Arm nehmen, sie an sich drücken konnte.


Jetzt schrak die Katze ganz leicht zusammen. In die Stille des Raumes, die nur unterbrochen wurde durch die Arbeitsgeräusche der Frau, drang das Schrillen des kleinen Kastens aus dem Nebenzimmer. Die Katze hasste das Geräusch wegen der der empfindlichen Ohren. Die Frau aber verließ den Tisch, säuberte schnell die Hände im Wasser, trocknete sie an einem Lappen, ging aus dem Raum, um in den Kasten zu sprechen.

Blitzschnell war die Katze von der Treppe auf dem Tisch, schnappte sich das erste – und beste Stück der Innereien. Wie ein Blitz jagte sie durch die offene Türe in den Hof.

Was auch immer jetzt oder später in der Küche geschehen würde - es war ihr völlig gleichgültig.

Autor: Feierabend-Mitglied

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