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Seidenberg Exkursion / Potsdam Babelsberg
Der 24.09.2015, ein wunderbarer Spätsommernachmittag in Babelsberg. Die angenehm lockere „Führung“ vom Eberhard und wie immer eine rundum lustige „Truppe“ stellen den Spaß sicher. Ihr merkt schon...ich liebe die „Seidenberg Spaziergänge“. Nicht nur wegen der Spontanität: „...eigentlich wollte ich ganz anders gehen, aber nun sind wir hier...“, sondern auch wegen des Tempos...es bleibt Zeit, Bilder zu machen...ohne dass das Volk davonläuft. Bei diesen Voraussetzungen kann es nur ein gelungener Tag werden, natürlich.
Im Paradies wohnt die Schlange, wo sonst...unabhängig davon, dass wir sie auf dem Anstieg zur Siegessäule tatsächlich „live“ noch getroffen haben. Die idyllische Villa zu Beginn unseres Weges war der Ort, von dem Truman seinerzeit das Entsetzen über die Menschheit brachte, hier wurde der Befehl zum Abwurf der Bombe gegeben, das Straßenschild „Hiroshima-Nagasaki-Platz“ erinnert.
Die Disziplin echter „Feierabendler“ wird deutlich: Der verlassene Automatic-Grill der FDP (Naumann-Stiftung) wird nicht mundraubhalber gestürmt. Obwohl...für ein paar Stimmen hätten die sicher Grillgut hergegeben.
Das Eigentum verpflichtet (GG), sich das beste Stück vom Kuchen zu sichern, zeigt der dann folgende Zick-Zack Kurs: Wer sich sein eigenes Seeufer (ehem. Mauerbereich) sichern konnte, umzäunt es...
Wohnt hier jemand? Oder ist das nur Lobbyhausen? Tatsächlich arbeiten nicht nur Hi-Tech-Mähroboter auf den Edelrasen, es wird auch Spielzeug gesichtet. Zwischen unangenehmem architektonischen Protz werden doch Perlen entdeckt, wie das Mies van der Rohe Bauwerk „Villa Urbig“, das der Softwaretycoon Hasso Plattner bewohnt (Er sammelt MvdR: Die Villa Mosler gehört ihm auch), ein vorheriger Nutzer war Churchill, der hier 1945 während der Potsdamer Konferenz logierte. Stilsicher bildete die DDR dann später hier ihre Diplomaten aus.
Von Churchill auf zu Stalin. Er residierte in der Villa des Pelzhändlers Herpich, der beeindruckende Vordereingang ist allerdings nur für das Personal, die Nichtproleten fuhren auf der Seeseite, unsichtbar von der Straße, vor. Später genutzt von der DDR Filmakademie ging hier Polizeiruf Kommissar Schmücke (Jaecki Schwarz) ein und aus; Filmhochschuldirektor Lothar Bisky hatte hier „seine beste Zeit“.
Wenn immer es ein edles Bauwerk ist...hat ein großer Architekt seine Hand im Spiel. Werkbund Architekt Muthesius entwarf die Villa des Seidenfabrikanten Gugenheim (EIN „g“), der emigriert (besser: „vertrieben“ wird), worauf der spätere „Guldenburg“ Star B. Horney die Villa übernahm. Decknamengeschützt schrieb hier Erich Kästner das Drehbuch zu „Münchhausen“.
Vorbei an Spanienkämpfer und Autor H. Marchwitzas Wohnstätte weiter zur Turmvilla Sarre, vor der eigentlich Touristenmassen stehen müssten; sind hier doch die Friese des Ischtar-Tors des zur Zeit geschlossenen Pergamon Museums in Kopie zu sehen. Rathenau z.B. war hier Gast. Und später die CIA, wie ein vorbeigehender Passant den Vortrag durch Zwischenruf ergänzt.
Bemerkenswert...wir entdecken keine bedeutenden Namen (Außer Plattner)... wo einst Persönlichkeiten wohnten, schnarcht heute anscheinend anonymes Kapital...
Auf zum Schloss, das Berlin-Brandenburg-Üblich, Baustelle ist. Das fotobegeisterte Volk (ich auch) stürzt sich ersatzweise auf die Blumen des Schlossgartens. Und plötzlich sind wir in England. Der arme Schinkel dürfte sehr unter der Tudorstil-verliebten Prinzessin Augusta gelitten haben...aber das ist Architektenschicksal. Unseren Hauptbahnhof hat halt Mehdorn verschandelt und nicht Gerkan.
Zeit für eine wohlverdiente Pause. Leider erreicht die Bedienung nicht annähernd das Niveau des kleinen Schlosses und seines Ausblicks. Meine Geldbörse verweigert strikt die Hergabe von Trinkgeld.
Vorbei am Matrosenhaus, wo königliche Lustschiffbarkeit fachlich gesichert wurde und dem Flatowturm, 1945 letztmals geplündert, geht es zur „Gerichtslaube“. Auf dem Weg treffen wir die Schlange, die unseren Weg kreuzt, aber keine Äpfel dabei hat.
Ein schönes Bauwerk, trotz seine ehem. Aufgabe freundlich und beruhigend in wohlaustarierten Proportionen. Der Figurenschmuck liefert Stoff für viel Spaß.
An der Siegessäule endet der schöne Tag. Der Ring schließt sich. Begannen wir mit Hiroshima, wo von den Menschen nur die Schatten an der Wand blieben, ist das „Eiserne Kreuz“ am Säulenfuß nur noch Verfärbung im Marmor...der übrigens eigentlich Bauschutt ist...auch das weiß Eberhard, neben den vielen anderen unterhaltsamen Fakten.
Mehr Porsches an einem Tag habe ich bisher nur in Wiesbaden gesehen...
Danke, lieber Eberhard, für die Recherche und den immer launigen Vortrag. Wann wieder?
Fotos von von Gudrun (Karegu) und
Fotos von von Anne (Mallorca)
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