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Reif für die Insel?

07.04.2016

Untertitel: „Mit Eberhardt durch den Victoriakietz.“ Der, wie Wiki findet, eine „Insel“ ist, abgeschirmt vom Restberlin durch Bahnschienen, nur erreichbar durch Unterführungen. Wir versammeln uns vorm S-Ausgang Nöldnerstraße / Rummelsburg...Hmmh, war der Rotwein letzte Nacht zu viel für mich?

Die Häuser stehen irgendwie schräg. Eberhardt beruhigt mich...“das ist moderne Architektur“! Also nicht ich, sondern der Architekt. Um Bauherrenwünsche herunterzuschlucken braucht man eben ordentlich Cognac.

Zusammen mit dem Kugelturm bringt mich das auf Zeitreise. Über 20 Jahre habe ich eins der führenden Herzpräparate, das „Nitrolingual“, werblich betreut, dessen Herstellungsprinzip dem Schrotkugelturm entspricht (nur statt Luft- wird Ölkühlung angewandt). Als ich meinem Geschäftspartner vor ein paar Jahren einen Erinnerungsbesuch abstattete, waren die neuen Gebäude der Firma gleichfalls schräg ins Gelände gewürfelt. Mallorca stupst mich. Ich werde wieder wach und schalte Erinnerungen ab.

Und dann das: Gudrun entdeckt einen echten Künstler (nicht Zille, der ist ja schon tot), sondern einen Zigarettenschachtelbemaler, der stilecht im Hausflur werkelt.

Die Anderen haben mittlerweile eine ehemalige, getarnte Stasi-Außenstelle erreicht: Die Erlöserkirche. Hier schuf Rainer Eppelmann Freiräume, die natürlich nicht unüberwacht bleiben durften, aber die sich in die Sozialdiakonische Tradition des Kiezes einfügten.

Erbaut wurde der Kiez in typischer Berliner Stadtplanung, schöne Häuser, aber ohne Wasser und WC. Das kennen wir ja, das Märkische Viertel wartet heute noch auf die projektierte U-Bahn, die Potsverdammten auf das 2. S-Bahngleis und der BER wird sowieso nie fertig...

Aber wie muss ich mir das denn vorstellen? „Junge bring´ die Kaxxx ´runter und auf
dem Rückweg Wasser mit. Gab 'es 1-Eimer und 2-Eimer Haushalte? Und wie machte
das die Königin bei der Erlöserkircheneinweihung...Ein fahrbares Klo, wie Ali McGraw in „Gateway“?

Dafür, dass das „Pendelsäulen“ sind, stehen die ganz schön fest...und auch nicht schräg. Berliner Besonderheit...Denkmale für Dinge...wie das Denkmal für das Sozialistendenkmal im Zentralfriedhof. Zum Glück hat mir mein Vater (Architekt) schon als ich klein und noch interessiert war, mir einen Vortrag über Materialdehnung gehalten. Später am Gymnasium hätte ich das sicher verschlafen. Ich habe sie wiedererkannt, im Gleimtunnel (Mauerpark) sind die Hartungschen Pendelsäulen noch im Einsatz.

Eberhardt bewegt uns in Richtung Zillehaus. Wenig bekannt ist, dass Zille auch viel fotografiert hat. Dies wurde allerdings auch erst in den 60iger Jahren entdeckt. Ein erstes Buch erschien dann 1975. Dort ist aus der Victoriazeit leider nur ein Bild, das einen Hinterhof mit Pumpe zeigt.

Der Tuchollaplatz erinnert an den Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Oft frage ich mich, ob diese Platten und Denkmale wirklich der Erinnerung, als eher der Einschüchterung der Lebenden dienen sollten. Muckst Du auf, macht das System (welches auch immer) dich fertig. Suchen wir schon ´mal einen Platz für ein Böhmermanndenkmal...Über solchen Gedanken, vergesse ich, den schönen Kandellaber zu fotografieren. Das alte Telefonschalthaus verweigert sich der Kamera durch unschöne Reflexe und mülligem Inhalt.

Plattenbau. Eben keine Erfindung des real existierenden Sozialismus, sondern von Erzkapitalisten, denen es nicht an „Kohle“, aber an Ziegeln mangelte. Hätten wir es gemerkt, wenn Eberhardt das nicht gesagt hätte? Schwer, denn das stuckatierte Fassaden nicht Handwerk, sondern industrielle Fertigung sind, entzieht sich auch dem geübten Auge.

Das Rentenerhöhungen regelmäßig ausgebremst werden, verwundert nicht, wenn die DRV in einer ehemaligen Bremsenfabrik residiert. Ob, wenn es das „Knorr“-Suppenwerk wäre die Politbrühe besser schmecken würde, wird von allen bezweifelt. Warum die Renten so niedrig sind, wird beim hohen Riesengebäude der DRV zwingend klar...da passt viel rein...aber nur wenig kommt wieder heraus.

Auf zum Mittagessen in den „Kuhgraben“...hmm Kuhgraben, da landete doch der Inhalt der Eimer auf dem Hinweg... Plötzlich gehen alle etwas gebeugter, die Gourmetnasen neigen sich dem Boden zu...wirklich kein Nachgeruch der Vergangenheit?

Zuverlässig nicht. Dem Genuss (Danke Eberhardt, für diesen Geheimtipp!) steht nichts mehr im Wege. Und wir erleben die Ergebnisse konsequenter Sozialarbeit, denn das Restaurant ist ein Lehrbetrieb. Und ein Plausch mit Liane, der Leiterin, rundet diesen schönen Tag ab!

Autor: Kraeuterfels

07.04.2016

Zu den Fotos geht es hier:
von Karegu (Gudrun)

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