Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

Für Gestaltung und Inhalt dieser Regionalseiten sind ausschließlich die jeweiligen Regionalbotschafter verantwortlich. Die von den Regionalbotschaftern eingegebenen und heraufgeladenen Inhalte unterliegen grundsätzlich weder einer Kontrolle durch Feierabend, noch nimmt Feierabend hierauf Einfluss. Hiervon ausgenommen sind werbliche Einblendungen und Beiträge die von Feierabend direkt eingestellt wurden und als solche gekennzeichnet sind.

Spaziergang mit „ohne“ Eberhard...

schwules museum

Also, jetzt fehlten gleich zwei...: Eberhard & Gustav Heinemann. Heute, im Schwulen Museum. Das Eberhardt nicht kommen konnte, hätte ich wissen können...blieb aber in der Kommunikationskette stecken. Da ich nur Gast war, erhielt ich seine E-Mail nicht! Musste ich mich also selber führen.

Gustav Heinemann, „meinen“ Präsidenten (Seine SPD Mitgliedschaft verzeihe ich ihm, damals war das noch eine Partei!) hatte ich auch erwartet. Denn ohne ihn würden die Museumsbetreiber nicht an ihrer schönen Bar stehen, sondern durch senkrechte Stahlstäbe auf die Welt blicken. Denn bis er Justizminister wurde, war Homosexualität strafbar. Die DDR war ihm allerdings voraus, schon ab 1957 wurde kaum noch gestraft und der Paragraph 175 dann 1968 gestrichen.

So finden sich zwar Bilder und Plakate gegen 175, aber die Abschaffung wird nicht gewürdigt. Naja, K. Wowereit hat ja auch nie zugegeben, der er ohne Heinemann nicht „schwul, aber gut so“ sein könnte... mit Sexuellem ist die SPD (siehe: Edathy) neben Anderem zur Zeit etwas überfordert.

Verzeiht mir, dass ich über Erotik hier nicht reden will. Dies ist viel zu vielschichtig, als dass ein paar Zeilen dem gerecht werden könnten. Warum ich nun mich für diese Tour von Eberhardt besonders interessierte? Ich sage es Euch gern: Es ist nun erst wenige Jahre her, dass mühselig genug Frauen befreit wurden (in der DDR auch viel früher), Sexualität ihre Strafbarkeit verlor. Und heute nehmen wir „Gäste“ auf, die dann einmal eben Frauen angrappschen und Homopaare verprügeln. Wie lange haben wir für intelligentere Einsichten gebraucht...und nun glauben wir „wir schaffen das“? Wir vielleicht, aber die Anderen auch?

Der erste Raum wird betreten und persönliche Erinnerung befällt mich. Ein Portrait des schwulen Filmemachers Rosa von Praunheim, gemalt von Milli Büttner... Milli, das war die Frau meines Fototechnik – Professors, die mit ihm zusammen häufig Gast bei uns war... dass die malt, wusste ich nicht, nach Ende des Studiums gingen die Wege auseinander. Ganz erschließt sich mir das Konzept des Museums nicht... dass ein Portrait von Amigo-Kohl neben einer 175 Installation hängt, vermag ich noch zu verstehen, nicht die zerknitterten Fotos von Helmut Schmidt, dem „Nichtkanzler der Schwulen“ (zugeschriebenes Zitat). Den, ganz Staatsmann, solche „Lappalien“ nicht großartig interessierten: „Ich bin Ökonom!“

Was Lenin neben Rosa und einem Portrait eines schwulen Nazis (nicht Röhm, der fehlt auch, aber den vermisse ich nicht; ebenso wie Wowereit) sucht, entzieht sich auch meinem Tabl: Auf die Frage „Lenin schwul“ kennt Google nur das Foto eines Lenindenkmals mit rosa Sockel... Na, denn.

Faszination „Make Up“... eine Sonderausstellung „Die Kunst des schönen Scheins“ des Visagisten und Travestiestars René Koch (Eine Vitrine mit Bundesverdienstkreuz und weiteren Orden und Preisen randvoll gefüllt)...ich mache ein Selfie an seinem Schminktisch und betrachte fasziniert die haarwachstumsfreie Zone auf meinem Hinterkopf.

Der schönste Berliner Bär, den ich bisher sah...schneeweiß...geküsst von unzähligen Celebritäten... unseren „gut so“ Bürgermeister W. konnte ich nicht ausmachen... (Nimmt Lippenstift, aber küsst nicht? Küsst, aber Lippenstiftfrei?!) Quidquid it est.*

Lenin schwul? Und Supermann? Eine weitere Sonderausstellung ist Schwulen Comics gewidmet... Klar treffen wir das kleine Arschloch König und Superhelden mit Riesengeräten. Zum Glück ist auf der Toilette kein Spiegel, sonst hätte mein Selbstbild doch sehr gelitten... Einen didaktischen Rahmen vermochte ich nicht zu erkennen, über Schwule weiß nun nicht mehr, als ich ohnehin schon nicht wusste. Da hilft auch eine Bronze von Hirschfeld und das Pappmodell seines Instituts für Sexualwissenschaft nicht weiter. Was nicht heißt, dass es nicht ein sehr anregender Nachmittag war, den ein schöner Rotwein in der angenehmen Museumsbar zusätzlich vergoldete. Schade, dass wir eine so kleine Gruppe waren, wir haben Stoff genug zu gemeinsamen Erschrecken und Schmunzeln gefunden.

* Lat.: Was auch immer es ist.

Autor: Kraeuterfels

18.02.2016

Hier gibt es mehr

Artikel Teilen

 

Artikel bewerten
5 Sterne (2 Bewertungen)

Nutze die Sterne, um eine Bewertung abzugeben:


1 1 Artikel kommentieren
Regional > Berlin-Mitte > Wanderungen > 2016 - Wandern > Schwules Museum