- Mitglieder 495
- gerade online 7
- Chat online 0
- Forumsbeiträge 1972
- Veranstaltungen 8
Sonderausstellung 'Fliegen' im Naturkundemuseum
Wer bisher Fliegen nicht leiden konnte, hat vielleicht nach der Sonderausstellung 'Fliegen' seine Meinung geändert.
Fliegen, wie jedes andere Lebewesen, sind ein Wunder der Natur und von solch einer bizarren Schönheit - wenn man sie nur nahe genug betrachtet.
Die Gelegenheit hatten wir heute. Ein junger Mitarbeiter des Museums führte uns durch die Ausstellung und erklärte sehr anschaulich das Leben dieser wundersamen Geschöpfe. Zur Gattung der Fliegen gehören auch die Mücken und Schnaken, eben alles was 2 Flügel hat. Alle anderen fliegenden Insekten gehören zu den Vierflüglern (Bienen, Wespen, Libellen u.a.). 6 Beine haben sie alle.
Immerhin nehmen die Fliegen ein Viertel aller Lebewesen auf Erden ein. D.h. jedes 4. Lebewesen ist eine Fliege. Im Vergleich: Säugetiere (incl. Menschen) nehmen nur ca. 1/16 aller Lebewesen ein.
Am faszinierendsten sind wohl die Augen. Tausende von kleinen Linsen nehmen jede Bewegung und Lichtveränderung wahr und ermöglicht es der Fliege so, wie ein Kamikaze zu fliegen und fast immer den Fliegenklatschen zu entkommen.
Danach fällt einem die Behaarung auf. Feinste Härchen auf dem ganzen Körper und den Fühlern sorgen für ein Abweisen von Schmutz und damit die Sicherstellung der Atmung. Fliegen atmen nicht durch eine Lunge sondern durch starre Röhrchen, die den ganzen Körper duchziehen und durch die Haut nach außen gehen. Diese Öffnungen müssen natürlich frei gehalten werden, so ähnlich wie bei uns die Nasenöffnungen mit der Behaarung.
Nun zu den unangenehmen Dingen!
Fruchtfliegen, die bestimmt jeder von uns kennt, waren auch ein größeres Thema. Nur zur Info: man kann nichts gegen sie tun, es sei denn, man schließt alle Lebensmittel die Säure enthalten weg oder verzichtet darauf sie im Haus zu haben. Aber schon ein leckeres Putzmittel mit Zitronenduft reicht aus, um sie anzulocken. Und aus einem Fliegenpaar werden ganz schnell 200 Fliegen, die sich wieder paaren und ganz schnell eine Population von 20.000 bilden usw. Aussichtslos!!!!
Ein weiteres Gebiet ist der Einsatz in der Medizin. Es werden 'Goldfliegen', die zur Gattung der Schmeißfliegen gehören, von Pharmaunternehmen gezüchtet und die Fliegenlarven werden an Krankenhäuser geliefert. In der Dermatologie werden sie dann z. B. auf offenen Beinen und ähnlichen offenen, nicht heilenden Wunden ausgebracht. Die Larven fressen dann das abgestorbene Gewebe und der Speichel den sie hinterlassen wirkt heilungsfördernd. Diese Art der Anwendung war allerdings in meinem medizinischen Vorleben somit das ekeligste was ich jemals in der Dermatologie gesehen habe - eine Wunde, aus der aus kleinen Löchern bei Verbandabnahme die Maden gekrochen kamen. Damals verwendete man wohl offensichtlich noch keine Zwischenlage aus Gaze, oder die Belagerung mit Maden war nicht so geplant. Da schüttelt es mich heute noch, wenn ich daran denke. Aber wenn's hilft........
zu Wikipedia
Zu erwähnen ist noch, dass Fliegen natürlich auch Keime und damit Krankheiten übertragen können. Das liegt hauptsächlich daran, dass sie sich auf allen Kadavern, Aas, Exkrementen und ähnlichem unangenehmem Zeug tummeln und diese weitgehend entsorgen. Deshalb sind sie in unserem biologischen Kreislauf unverzichtbar. Aber damit nehmen sie Keime auf und bei einem Besuch bei uns entleeren sie ihren Kropf (ja, sie haben einen wie Vögel) und erbrechen den Inhalt auf unsere Lebensmittel oder direkt auf unsere Außenhülle. Stechfliegen/-mücken verteilen die Keime natürlich beim Einstich in unsere Haut mit ihrem Speichel.
So verging ganz schnell eine Stunde und wer wollte, konnte noch durch das Museum streifen, denn in allen Räumen gab es sehenswerte Exponate. Man kann das alles garnicht auf einmal schaffen, deshalb ist für mich garantiert ein weiterer Besuch geplant, spätestens, wenn meine Enkelin altersmäßig so weit ist.
Als Nächstes wünschte ich mir noch eine Sonderausstellung 'Spinnen'. Dann würde vielleicht der/die EINE oder andere den Ekel davor überwinden und auch die Schönheit endecken, die diese Tiere von nahem betrachtet, haben (nichtwahr Gitti ☺).
Von 9 Leuten (warum so wenig Interessenten für das Museum??) kehrten 4 hinterher noch beim Italiener ein und ließen sich eine extrem preiswerte und sehr gute Pizza schmecken. Im Regensturm sprinteten wir dann zur U-Bahn und ich hoffe, es sind alle einigermaßen trocken nach Hause gekommen.
Artikel Teilen
Artikel kommentieren