Führung durch das Klärwerk Ruhleben am 2.2.2016
Um es vorweg zunehmen, es war heute eine Führung die schwerlich zu übertreffen ist an Interessantem, einem Super-Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit und der Stimmung in der Gruppe.
Begonnen hatte das Ganze mit meiner Neugier zu erfahren, was passiert eigentlich unterhalb der Toilette. Wie immer hat Brigitte den Gedanken aufgegriffen, hat zum Telefon gegriffen um alles für eine Führung vorzubereiten. Und demnächst wird sie noch mehr Arbeit bekommen, weil ALLE die dabei waren, jetzt spitz sind auf eine Führung durch ein Wasserwerk und anschließend durch eine Müllverbrennungsanlage.
Zunächst wurden wir in einem Seminarraum gesammelt und nach dem Befüllen der örtlichen Gegebenheit konnte der Vortrag beginnen. Es wurden uns 45 Minuten angedroht, aber nach einem Film zum Thema Wasseraufbereitung in Indien im Vergleich zu Deutschland waren alle so geschockt, dass durch die Fragenflut locker 90 Minuten daraus wurden. In netter lockerer Art ging Herr K. intensiv auf alles ein und erklärte in verständlicher Art den Gang aller menschlichen Hinterlassenschaften. Da einige unserer Leute auch sehr viel zum Thema zu sagen hatten, gestaltete sich dieses Gespräch äußerst humorvoll, aber auch sehr lehrreich (man lernt nie aus ☺).
Fazit war, dass 90% des Wassers weltweit ungeklärt in die Umwelt zurückgeleitet wird und wir (die Weltbevölkerung) in nicht allzu ferner Zukunft nicht mehr genügend Trinkwasser haben werden. Das finde ich schon sehr erschreckend, wenngleich wir das wohl nicht mehr erleben werden.
Eine neue Erkenntnis war auch, dass in einem Klärwerk das Brauch- und Regenwasser nur soweit aufbereitet wird, dass es zurück in Flüsse und Kanäle geleitet werden kann. Es hat KEINE Trinkwasserqualität!! Das Trinkwasser wird durch Filtration durch Bodenschichten und durch Brunnenbohrungen in Wasserwerken gewonnen.
Unterschieden wird auch hinsichtlich der Aufbereitungsart, ob das geklärte Abwasser in Flüsse mit Badewasser (Spree, Havel) oder in Industriekanäle (Landwehr, Teltow) abgeleitet wird. Da letztendlich alle Kanäle und Flüsse zusammenfließen ist dieser Unterschied in der Behandlung nicht nachvollziehbar und wird hoffentlich in den nächsten Jahren einmal abgeschafft werden. Die Berliner Wasserbetriebe arbeiten dran.
Wie gesagt, nach ca. 90 Minuten ging es los um die Außenbereiche zu erkunden.
Zunächst ging es durch Hallen, in denen die gröbsten Fremdstoffe mit einem Rechen herausgefischt werden und in Containern fürs Verbrennen gesammelt werden. Für Geruchsempfindliche war dies sicher die größte Herausforderung. Wenn man die Berge von den neumodschen feuchten Toilettenpapieren sieht, hinterfragt man schon seine eigenen Verhaltensweisen.
Danach konnten wir die Außenbecken in Augenschein nehmen, wo die Wasserqualität scheinbar schon so lecker ist, dass sich ganze Scharen von Möwen und Krähen darin niederlassen um von den Rechen übersehene Nahrungsreste herauszufischen. In wieweit sich dadurch Bakterienmyriaden verbreiten weiss man nicht, aber einige Klärwerke decken aus diesem Grund die Becken mit Netzen ab.
Von Becken zu Becken kann man sehen und riechen, wie sich die Wasserqualität verbessert, bis zum Schluss klares Wasser geschöpft werden kann. Wasser zum Einleiten in Badegewässer wird noch mit ultraviolettem Licht behandelt, für Einleitungen in Industriegewässer ist hier die Behandlung zu Ende.
Zu erwähnen ist noch, dass sämtliche abgesetzten Klärschlämme und Fremdstoffe in einem eigenen Verbrennungswerk verbrannt werden. Durch die Wärme-/Dampferzeugung wird Strom erzeugt und ins Stromnetz eingespeist oder zum Beispiel Ikea durch Fernwärme geheizt. Wie ich finde, ein sehr sinnvoller Kreislauf.
Wenn man bedenkt, was hinter all diesen Verfahren steckt, um die immer weiter wachsende Menschheit mit Wasser zu versorgen, kann man schon ehrfürchtig werden. Auch heute kann ich meinen Mann besser verstehen, der als Umwelt- und Verfahrenstechniker von seinem Handwerk 'beseelt' war und seinen Job mit Leidenschaft ausgeführt hat.
Also sind wir sehr gespannt auf die Fortsetzung unserer Wissensreise in einem Wasserwerk, wo Trinkwasser aufbereitet wird.
9 Leute haben sich den Appetit bei all den Gerüchen und optischen Eindrücken nicht verderben lassen und sind noch im Adelino am Theo eingekehrt und ließen sich die Pizza, Nudeln u.ä. richtig gut schmecken.
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