Besuch einer Bockwindmühle in Marzahn am 11.4.2016
Unser Ausflug nach Marzahn war die interessante Begegnung mit dem Herzen dieser Windmühle, Herrn Wolf. Seine Begeisterung und sein Fachwissen sprudelte aus ihm für die meisten Unwissenden, teilweise etwas zu geballt heraus, um das alles nachvollziehen oder etwa sich merken zu können.
Diese einzigartige Mühle, im bürokratischen Wortschatz als "dorftypischer richtungsloser Hochbaukörper" bezeichnet, wurde vor rund 23 Jahren wieder aufgebaut. Der Müller lebt dort und ist rund um die Uhr ständig verfügbar.
Alles, was Reparaturen, Erneuerungen etc. betrifft, bedarf seines Ideenreichtums, Verdienstmöglichkeiten und handwerkliche Lösungen zu finden. So ist diese Mühle z.B. eine Aussenstelle des Standesamtes. Herr Wolf ist 'Standesmüller' und es kommt ein Standesbeamter für die Trauung.
Die kleine Backstube, in der wir nach der Führung nach seinem Rezept sehr leckere Plätzchen gebacken haben, wurde von ihm geplant und errichtet. Es gibt immer wieder Sponsoren, die sich beteiligen. Schulklassen kommen häufig, Gruppen wie wir bringen Geld und somit ist kein ständiger Betrieb dieser Mühle machbar. Die Mühle vermahlt monatlich in der wärmeren Jahreszeit rund eine halbe Tonne Biogetreide, das entspricht rund 2-5 t/ Jahr, hauptsächlich für die Ufa-Fabrik.
Gerade im Aufbau befindet sich ein neues Mahlwerk. Aus einer alten Tabakmühle, mit der Schnupftabak vermahlen wurde, errichtet er eine Mohnmühle. Es war mir nicht bewusst, für wie viele im täglichen Konsum selbstverständliche Produkte Mühlen gebraucht werden.
Mit der Wende wurden in der ehemaligen DDR auf einen Schlag 1000 Müller arbeitslos, die sich fast alle neu orientieren mussten. So wie vieles ausstirbt, industriell produziert wird, hat seine Aussage: 'Mühlen sind nicht alles, aber ohne Mühlen ist alles nichts' einen tiefen Sinn und nach diesem informativen Tag mit einer unauslöschlichen menschlichen Begegnung mit Herrn Wolf können wir uns nur wünschen, dass er so lange wie möglich gesund bleibt und noch vielen Anderen diese Mühle bekannt und nahebringen kann.
Für unsere superleckeren Kekse von heute hier das Rezept:
500 g zarte Haferflocken
5 Eier
150 g Zucker
150 g Weizenmehl
1 Backpulver
1 Stck. Butter braun zerlassen
Alles miteinander vermengen, mit 2 Eßlöffeln zu kleinen Keksbergen aufs Backblech und bei 180 Grad 10-12 Minuten backen.
Guten Appetit
Anmerkung und Richtigstellung
Die Mühle entstand im Auftrag des damaligen Stadtbezirkes Marzahn, heute Marzahn-Hellersdorf. Da hatten sich Politiker und Fachleute zusammengetan, um das mit dem Ende der DDR eingestellte Mühlenprojekt doch noch zu realisieren. Der Bezirk ist heute der Arbeitgeber des Müllers.
Der Mühlenverein hat sich erfolgreich damit befasst, die bauliche Erhaltung und Weiterentwicklung des damals unvollendet gebliebenen Mühlenprojektes technisch und finanziell mit Hilfe der Spenden auszuführen. Also z.B. die Mühlenhütte, Neubau der Flügel nach 2 Sturmschäden, Neubau Mühlentechnik, Neubau Hochzeitstreppe und für die IGA 2017 Mühlsteingarten mit Kollergang, also die Tabaksmühle.
Die Mühle gehört der Stadt, aber der Müller ist damit 'verheiratet'. Heute untersteht die Mühle der Wirtschaftsförderung im Stadtbezirk.
Anmerkung bei Wikipedia gefunden: Die Bockwindmühle (auch Ständermühle, Kastenmühle oder Deutsche Windmühle) ist der älteste Windmühlentyp in Europa. Kernmerkmal dieses Mühlentyps ist es, dass das gesamte Mühlenhaus auf einem einzelnen dicken Pfahl (dem „Hausbaum“) steht, der senkrecht in einem unterhalb der eigentlichen Mühle befindlichen hölzernen Stützgestell (dem namengebenden „Bock“) befestigt ist. Auf dem Bock kann die gesamte Mühlenmaschinerie mittels der Hebelwirkung des Außenbalkens in den Wind gedreht werden. Diese Methode ist jedoch bei wechselnden Windrichtungen nicht optimal und sehr beschwerlich.
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