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Die Parklücke

Vielleicht musste ich als Frau besonders schmunzeln, als ich neulich in den Genuss kam, ein ganz besonders intensives Park-Ritual zu beobachten. Diese kleine, durchaus nicht unübliche Geschichte aus dem Alltag wird vermutlich Männer nicht amüsieren... aber lesen sollten sie es doch:

Die Kurzform:
1 Strasse
1 Haus
1 Auto
1 Mann
1 Parklücke für 3 Pkw
7 Versuche
4 Kontrollen
2 Begutachtungen
3 Reinigungen
1 Eigenlob

Die Langform:
Ein Auto fährt vor das Haus. Der Fahrer sieht die Parklücke, in die ganz sicher 3 SMART bzw. 2,5 GOLF passen. Einzige Bedingung: Autofahren können! Der Fahrer - ca. Mitte 40 - fährt weit vor, parallel zu den anderen parkenden Autos, um dann rückwärts in diesen riesigen Parkraum zu steuern. Es will aber nicht gelingen, so dass er mehrmals vor - und rückwärts rangiert, um erstens näher an den Gehsteig zu gelangen und zweitens fein in die übergroße Lücke zu passen.
Man sieht die rechte Hand an der Schaltung; zwischen jedem Schaltvorgang liegen paar Denkminuten (oder Meditation?). Vermutlich wird dann in einer Gehirnschublade eine Skizze gemacht, welcher Gang für wie viel Zentimeter zuständig ist. Das braucht Konzentration, die vor jedem nächsten Schalten erneut herbeizitiert wird. Trotzdem trifft er öfter die falschen Gänge. Das Getriebe wird gequält, es krächzt und knatscht rum - und das mit Recht; denn die falsch getroffenen Gänge werden zusehends nervöser. Das vermutlich genervte Fluchen des Fahrers hören nur die Gänge. Er ahnt vielleicht, dass Menschen zusehen und seine dünner werdenden Nervchen lassen wohl seine Hände schwitzen.
Der Pkw ist völlig verwirrt, weil sein Fahrer offensichtlich nicht weiß, ob er hier wirklich parken kann oder ob er wegen "zu wenig" Raum doch lieber erst mal Zigaretten am Kiosk kaufen will, um dann im Dunkeln unbeobachtet weiter zu probieren.
Es liegt an der Betrachtungsweise des Beobachters, ob er hier Geduld loben oder Unsicherheit, Hilflosigkeit und Unkenntnis belächeln soll; letzteres hat mehr Chancen. Auf jeden Fall ist der Fahrer ein bemitleidenswerter Pedant, der die "gerade Fünf" im Leben noch nicht gefunden hat.
Ständiges Hin-/Her-/Vor-/Zurückfahren hat endlich zur Folge, dass der Pkw mitten in der großen Lücke steht. Der Beobachter wundert sich denn auch nicht, dass zwischen dem bereits vorn geparkten Auto und dem endlich eingeparkten ca. 2 m Platz frei bleibt. Vermutlicher Grund: bei ordnungsgemäßem Anschlussparken kommt er später nicht mehr aus der Parklücke. Außerdem darf nichts und niemand zu nah an sein Auto. Schon beim zu scharfen Hinschauen könnten Kratzer entstehen. Nebenbei erwähnt ... es gibt viel schönere auf der Welt als dieses simple Sternchen-Auto.
Die Zeremonie geht weiter, indem der Fahrer aussteigt und sein mühsam vollbrachtes Werk in aller Ruhe betrachtet. Er geht vor das Auto und schaut sich minutenlang die zu große freie Stelle zum vorderen Pkw an. Er geht hinter sein Auto, um die große Lücke zu begutachten, in der normalerweise noch 2 weitere Minis Platz hätten. Normal kann das nicht sein, was dort auf der Strasse geschieht. Lange schaut sich der Pedant weiterhin sein Auto von allen Seiten an, ebenso die von ihm freigelassenen Meter. Der Beobachter hofft immer noch, dass das Autofahrer-Hirn endlich wieder normal funktioniert und das lange Überlegen zu einem sinnvollen Parkergebnis führt. Aber das war ein falsches Hoffen; denn nach einer endlosen, gedankenlosen Park-Zeremonie wird nun erst der Rucksack vom Beifahrersitz genommen, dann die automatische Türschließung betätigt.
Nun kommt noch die Krönung der Pedanterie: Da hat sich tatsächlich beim Wind ein gelbes Blättchen erdreistet, auf dem Dach des Sternchen-Autos zu weilen. Es hat von dort einen wunderbaren Überblick - und schließt sicher die Augen beim Anblick solcher Park-Orgien. Und dieses Blatt muss natürlich weg! Der sich übers Auto neigende Baum schüttelt sich vor Lachen und wirft somit weitere Blättchen auf den Lack dieses unglaublich wichtigen Teilchens. Und jetzt wird mit geschultem Blick ein Mini - Vogelschiss auf dem Autolack entdeckt. Mit Papierküchenrollentuch und weichem Läppchen wird dieser sorgfältigst entfernt sowie noch x-mal darüber gehaucht und poliert.
Nun endlich scheint der Fahrer zufrieden, geht noch einmal ums Auto herum und man hört förmlich sein gemurmeltes Eigenlob, wie gut er doch mit seinem liebsten Teil auf der Welt umgeht. Vielleicht sollte sich seine Frau auch mal ein Sternchen auf den Kühler montieren.
Und weil der Fahrer täglich ein ähnliches Park-Ritual durchführt, freuen sich die Nachbarn gar nicht darüber; denn die dürfen wegen zuviel Parkplatzvergeudung schön weit weg vom Haus parken, während sie die großen ungenutzten Flächen am Straßenrand anschauen, die allerdings nix dafür können, dass es doch tatsächlich Männer gibt, die ihren Pkw nicht sinnvoll einparken können ... und genau dies sehr gern an Frauen kritisieren.

November 2005

Autor: rheinsurf

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