Hans und seine Stadt
Folge 2
Wir erinnern uns: Hans war auf der Parkbank an der Rheinuferpromenade ins träumen geraten. Die Sonne hatte derweil ihren Weg nach Westen fortgesetzt und schien Hans jetzt ins Gesicht. Das brachte ihn in die Wirklichkeit zurück. Ein scheuer Blick nach links, ein heimlicher nach rechts, Hans saß alleine auf der Bank, da erlaubte er sich
einen deutlich hörbaren Seufzer aus tiefer Brust. Ein >homo sapiens<, das glaubte Hans zu sein, hat die Pflicht aufrecht auf zwei Beinen zu stehen und zu gehen. Somit erhob er sich von der Bank, reckte heimlich Rücken und Schulter, setzte langsam einen Fuß vor den anderen. Jetzt fühlte er sich als zufriedener Mensch - wenn da
nicht die Pferde wären. Es ist ein unumstrittenes Naturgesetz, das ein Pferd, das seinen Stall riecht, schneller läuft und vor allem seinen Weg alleine findet. Hans ist kein Pferd, er hatte ja gerade festgestellt ein >homo sapiens< zu sein. (Ein Überbleibsel seiner Schulbildung, denn er hatte ja gerade von seiner Jugend geträumt.) Trotzdem stellte er mit Verwunderung fest, dass seine Schritte kräftiger geworden sind. So korrekt die Kompassnadel nach Norden zeigt, so zeigten seine Fußspitzen den Weg zum nächsten Brauausschank. Er erschrak, doch ein kleines Pferdchen in ihm? Ach was! Durst und Geselligkeit zeigten ihm den Weg. Kurze Zeit später
nahm er dann am blankgescheuerten Tisch im Ausschank Platz. Bei Köbes bestellte er ein Alt. (Ein ganzer Satz Düsseldorf). Alle Altstädter Bierkellner nennt man >Köbes<.
Und doch spricht man sie mit "Herr Ober" an. Und das bestellte >Alt<, das weiß doch jeder, heißt doch richtig: Ein Glas obergäriges Bier. Den Namen Alt hat es von seinem ältesten Rezept. Eigentlich passiert jetzt bei Hans nichts. Noch ein Gläschen und er hätte den Heimweg angetreten. Das kann aber der Autor nicht dulden, damit wäre ja die Geschichte zu Ende gewesen. Er greift ein: Er lässt einen Freund von "Feierabend" dazu kommen.
Nach der freudigen Begrüßung und einem gegenseitigem "Prost!" bat nun unser FA Freund, Hans möge doch die Geschichte der "alten Brücke" weiter erzählen. Hans stimmt gerne zu, sagt aber, damit der Leser nicht den Überblick verliert, müsse er die ganze Brückengeschichte von vorne kurz aufrollen.
Also: Im Jahre 1896 wurde die Rheinische Bahngesellschaft gegründet, kurz
"Rheinbahn" genannt. Um den linksrheinischen Raum anzuschließen benötigte sie aber eine Straßenbrücke auf der sie Schienen verlegen konnte. Nach nur zwei Jahren, 1898, war die Brücke fertig. Die erste Schnellbahn Deutschlands konnte von Düsseldorf nach Krefeld in Betrieb gehen. Erstaunlich waren die kurzen Arbeitszeiten.
Allein für die Planfeststellung würde man heute einige Jahre benötigen. Man hatte sogar noch Zeit und Geld aufwändige Brückentore zu errichten.
Doch bald waren die Tore ein Verkehrshindernis und wurden abgebaut. 1925 war die Brücke endgültig zu eng. Die vier Bögen bekamen je einen Zwilling. Dadurch konnte man an jeder Seite einen Bahnkörper für die Straßenbahn und einen Fußsteg anhängen. Der Zwischenraum der Zwillinge war eigentlich verlorener Raum. Doch da merkte ein findiger Kopf, dass der
Abstand ein wenig breiter als eine Fahrradlenkstange war. Schon war der Radweg auf beiden Seiten geboren. Es war aber nicht jedermanns Sache da durch zu lenken. Die Benutzung war also nicht zwingend. Das war das "Hali" für Hans und seine Freunde. Sie hatten einen Parcours für Schnell- und Geschicklichkeitsfahren.
Das ist der Radweg bei dem unsere 1. Folge endete.
Das war ein Schnelldurchlauf durch die Geschichte der Rheinquerungen.
Hans wird auf interessante Abschnitte in folgenden Erzählungen näher eingehen.
8. Juni 1924. Orkan reißt den Turm der Martins - Kirche herunter. (Bilker Kirche)
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