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Fahrt mit einer alten Dampflok

Wer von uns schwelgt hin und wieder nicht gerne in Kindheitserinnerungen? Der Heimat- und Bürgerverein Wanheim-Angerhausen E.V. bot für seine Mitglieder eine Fahrt mit der Museumsbahn incl. einer Dampflok an. Die Fahrt des nostalgischen Dampfzuges begann auf dem Bahnhof Duisburg Hochfeld und ging über Oberhausen wieder durch Duisburger Industriebrachen, über alte grasbewachsene Nebengleise auf Bahnhöfen und am Ende durch das schöne grüne Angertal bis in die Nähe von Wülfrath.

Siegfried, der Mitglied in dem o.g. Bürgerverein ist, vermittelte die Karten und bot sie in unserer Gruppe für 25,00 € zum Kauf an. 300 Plätze standen insgesamt zur Verfügung und 290 Karten konnten verkauft werden. Der Erlös der Fahrkarten deckte bei Weitem nicht die Unkosten für die Fahrt, so hat der Heimatverein den Differenzbetrag gezahlt. Acht Mitglieder von unserer Feierabendgruppe brachten noch zwei Gäste mit und bei schönem Sonnenwetter sollte die Fahrt beginnen.

Um auf den Bahnsteig des Hochfelder Bahnhofes zu kommen musste vorab eine ziemlich hohe und steile Treppe überwunden werden. Einige Leute waren aus der Puste als sie auf dem Bahnsteig ankamen, denn es waren nicht alle Anwesenden die Jüngsten. Der Bahnhof war nicht der Feinste, er wirkte etwas heruntergewirtschaftet und man schaute auf die Rückseite vom PULP. Leider kam der Zug mit einer großen Verspätung an, man wechselte während des Wartens ungeduldig von einem Bein auf das andere. Mit dem Wetter hatten wir Glück, denn bei Regen wäre das Warten ein Problem gewesen weil sich nur ein kleiner Unterstand auf dem Bahnsteig befand. Mitglieder des Bürgervereins verteilten zwischen-zeitlich als „Trostpflaster“ kleine abgepackte Traubenzucker. Einige Züge sausten in der Zwischenzeit vorbei, die Kleidung ging mit dem Luftzug des Fahrtwindes mit.

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Der Zug fährt auf dem Bahnsteig ein


Endlich war es so weit, inmitten der Unterhaltung hörten wir das Zischen des Dampfes und das Ächzen der Lok, gekrönt von einem mehrmaligen lauten Pfeifen.
Die Leute hatten es alle eilig in den Zug zu gelangen. Leider bildeten sich vor den ersten Waggons längere Warteschlangen während die hinteren Waggons fast keine Beachtung fanden. Die Feierabendmitglieder verloren sich im Gewühl, wahrscheinlich weil jeder einen guten Platz, vielleicht sogar einen begehrten Fensterplatz haben wollte. Wir waren noch ein Grüppchen von sechs Personen und gingen zu den hinteren Waggons. Da wir zusammen-hängende Plätze haben wollten war es nicht ganz einfach. Wir liefen durch die alten Waggons, in denen in der Mitte ein langer Gang war und von dort aus zu beiden Seiten Polstersitze in einer Zweieranordnung abgingen. Die hinteren Waggons waren anders konstruiert. Sie hatten einen langen Seitengang über die ganze Waggonlänge und von dort aus gingen, jeweils über Schiebetüren erreichbar, Einzelabteile mit je 6 Plätzen ab.

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Langer Seitengang im Waggon mit abgehenden Abteilen

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Im gemütlichen Abteil, Siegfried fotografiert gleich

Die Abteile waren gemütlich eingerichtet mit guten, rot gepolsterten Ohrensitzen ausgestattet. Wer wollte konnte hier während der Fahrt durchaus unbedarft sein Nickerchen halten, aber wer wollte das schon? Über den Sitzen befanden sich Gepäckablagen in denen wir unsere Sachen ablegten und an den Abteilwänden befanden sich insgesamt vier Klapptische. Nostalgische Bilder verschönten die Abteile. Es waren keine Übergardinen an den Fenstern und Vorhänge zum Zuziehen des oberen Glasbereiches an der Abteilschiebetür vorhanden, wie es früher üblich war.

Die Tür ging auf, ein Zugbegleiter in Originaluniform stand vor uns und teilte uns mit Bedauern mit, das die Lautsprecheranlage des Zuges leider defekt ist und so keine Durchsagen erfolgen kann.

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Der Zugbegleiter informiert...

Weiter wurden wir angewiesen am Endpunkt nicht auszusteigen bevor vom „Personal“ Tritthocker vor den Austrittstufen der Waggons gestellt wurden. Es existiert dort kein Bahnsteig und die zu überbrückende Höhe sei hoch, es bestehe ansonsten eventuell Sturzgefahr. Weiter wurden wir auf einen Verkaufsstand im ersten Waggon aufmerksam gemacht, aber gleichzeitig auch auf Servicepersonal, die durch die Waggons gehen und Getränke incl. kleine Mahlzeiten verkaufen.

Wir saßen nun da und genossen die Fahrt. Wieder öffnete sich die Abteilungstür und eine Schaffnerin bat uns um die Fahrscheine, die sie anschließend mit einer Original- Zange incl. Stempel entwertete.

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Die Fahrkarten werden entwertet

Die Fahrt ging hauptsächlich über Betriebsgelände und Güterzug-strecken, wie schon im Infoblatt des Bürgervereins im Vorfeld genau beschrieben. Der normale Zugverkehr durfte durch den Nostalgiezug nicht beeinträchtigt werden.

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Fahrt über Betriebsgelände

Daher war die Aussicht aus dem Fenstern nicht immer berauschend, aber später im Angertal fuhren wir durch ein wunderbares Waldgelände, das frische Grün der Bäume lachte uns entgegen. In den Wiesen begleitete uns nebenher die Anger. Das Gelände war teilweise sehr hügelig und überall konnte man im Vorbeifahren gut ausgebaute Wanderwege entdecken.
Die Anger ist ein kleines stark fließendes Flüsschen von ca. 36km Länge und entspringt unterirdisch im Wülfrather Osten. Der Weg führt anschließend über Mettmann, Düsseldorf und dem Duisburger Süden bis nach Duisburg Angershausen, wo das Gewässer am Ende in den Rhein mündet.
Ich wollte den romantischen Flusslauf fotografieren, aber entweder fuhr der Zug zu schnell oder die Sichtlücken waren zu kurz, es klappte daher leider nicht. Aber die Erinnerung kann mir keiner nehmen.

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Das grüne Angertal

Da bei uns überwiegend Duisburger im Abteil saßen wussten wir immer wo wir gerade entlang fuhren, so vermissten wir persönlich die Zuglautsprecher nicht. Kindheitserinnerungen wurden wach, jeder von den Anwesenden hatte eine kleine Geschichte über Dampflokomotiven zu erzählen. Da wir nur sechs Leute im Abteil waren, entstand eine gemütliche Atmosphäre. Zwischenzeitlich schauten wir immer wieder aus den Fenstern, wie die Landschaft schnell vorbei zog.

Dampflokomotiven waren die ersten Schienenfahrzeuge, die maschinell vom Wasserdampf angetrieben wurden. Es gab verschiedene Bauarten, die meisten waren aber Kolbendampfmaschinen. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts sah man sie täglich über das Schienennetz fahren. Bedingt durch einen regelmäßigen Einsatz der Lokomotiven und den nachfolgenden Waggons entwickelte sich der industrielle Handel rasant.
Die Dampfloks hatten einen Nachteil, die ständig anfallenden Reparaturen und damit zusammenhängende Wartungen incl. der hohen Betriebskosten. Ungefähr vor 175 Jahren fuhr die erste Dampflok durch Deutschland. Die Dampfloks waren sehr lang, weil sie unmittelbar am Führerstand gleich noch den Kohle- und Wasserkasten angekoppelt hatten. Aus dem Kohlekasten entnahm ein Heizer direkt die Kohle mit einer großen Schaufel und warf diese in die „Feuerbüchse“ (Heizkessel). Wer kennt von uns nicht die schwarzen Gesichter des Heizers und des Lokführers aus seiner Kindheit? Unterhalb des Kohlekastens befand sich stets ein großer Wasserkasten für das Kühlwasser. Im Anschluss daran folgten die entsprechenden Güter- oder Personenwaggons. Das Ganze ist ein sehr komplexes Thema. Wer sich darin vertiefen möchte, findet im Internet ein entsprechendes Angebot zum Nachlesen.
Später wurden die laut schnaufenden Dampflokomotiven von modernen Diesel- und Elektroloks abgelöst.

Eisenbahnfans wissen genau wann und wo solche historischen Dampflokfahrten stattfinden. Wir konnten ständig aus dem Fenster schauend beobachten, das sich Fotografen an der Zugstrecke postiert hatten um das das selten geworden Motiv einer Dampflok einzufangen
Freudige Zuschauer standen in der Nähe der Gleise inmitten der Landschaft und winkten uns freudig zu.

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Puplikum am Wegesrand...

Am Ende der Strecke angekommen hielt der Zug in der Nähe von Wülfrath an und die Leute hatten die Möglichkeit des Aussteigens, wenn sie auf die vorher angekündigten Fußbänkchen gewartet hatten. Der Aufenthalt zog sich etwas in die Länge, denn es mussten 11.000 l Wasser in die Lok nachgefüllt werden. Kinder tobten neben dem Zug in den Wiesen und Büschen, andere Leute rauchten eine Zigarette, standen und oder vertraten sich die Füße auf den nebenan liegenden Gleisen oder auf dem angrenzenden Grünstreifen. Es war hier halt freies Gelände und so mancher Fahrgast kam mit schmutzigen Schuhen in den Waggon zurück.

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Endstation bei Wülfrath, die Lok wird umgesetzt

Jeder konnte die Pause nach eigenem Gefallen nutzen. Die Männer aus unserem Abteil stiegen aus um sich die Dampflok etwas genauer anzuschauen und auch um diese zu fotografieren. Die Fahrgäste gingen davon aus, dass dieses hier eine tote Nebenstrecke sei und liefen entsprechend unbedarft umher. Die Lok wurde inzwischen abgekoppelt, über Weichen auf dem Nebengleis umgeleitet und rückwärts vor dem letzten Waggon gespannt.

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Lok wird auf dem Nebengleis umgesetzt

So wurde auf der Rückfahrt unser letzter Waggon der Erste. Plötzlich ein lautes Rufen, ein schnell fahrender Zug näherte sich und ehe wir uns versahen fuhr dieser schon an uns vorbei. Einigen Fahrgästen saß der Schreck in den Gliedern und sie verließen unmittelbar die Gleisanlagen. Beim späteren genauen Hinschauen auf die Gleise konnte man sehr gut erkennen, dass es keine tote Strecke war. Die Gleise waren alle silberig blank abgefahren.
Die Lok war nun wieder angekoppelt und mit einem dampfendem Schornstein und einem lauten Pfeifen begann die Rückfahrt.
Vom leichten Hunger angetrieben gingen einige von unserer Gruppe durch die ganzen Zugwaggons, weil sie bei dem im hinteren Bereich befindlichen Verkaufstand Würstchen kaufen wollten. Die vorderen Großraumwaggons waren nicht so gemütlich wie die hinteren Wagen und die Luft war entsprechend „dick“. Wir dagegen hatten den Vorteil unser Einzelabteil gut zu klimatisieren, in dem wir immer wieder lüfteten oder die Heizung größer einstellten.
Allerdings beim Aufsuchen der Toiletten innerhalb des Zuges fiel mir beim Öffnen der Tür ein arg verunreinigter Raum auf. Eine Halterung für Papiertücher war an der Wand neben dem Handwaschbecken angebracht, aber ohne Inhalt. Sauberkeit ist ein relativer Begriff und jeder von uns wird dabei eine andere Anschauung haben. Dennoch sollte der Gast bei solch einer nostalgischen Veranstaltung durchaus einen Anspruch auf eine gewisse Grundsauberkeit haben.

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Ich bin der "Schmiermaxe" und hoffe, dass ihr genausoviel Spaß hattet wie ich!

Insgesamt betrachtet war die Fahrt ein Erfolg. Es sollte im Nachhinein nicht die teilweise „unschöne“ Aussicht während der Fahrt angeprangert werden, da wir ja schon beim Kauf der Karten wussten wo der Weg entlang führt. Wir mussten teilweise Nebengleise benutzen, da durch unsere Dampflokfahrt keine Störungen im normalen Zugverkehr entstehen durften.
Dafür hatten wir mit dem Kauf der Fahrkarte das Privileg erworben an solch einer nostalgischen Dampflokfahrt teilzunehmen und während dieser Zeit teilweise gedanklich in unserer Kindheit zurück zu gehen.

Pecky, 19.05.2010

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