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Das ganze Gebiet der Lüneburger Heide steht unter Naturschutz. Jedes Jahr im August bis September steht die gesamte Heidefläche in voller Blüte. Der Anblick der Calluna- Heideblüten ist wunderschön, so weit man sehen kann überall die hell- bis dunkelviolette Farbe der blühenden Pflanzen, unterbrochen von der dunkelgrünen Farbe der Wacholderbäume.
Der Wacholder hat lauter kleine Nadeln und ist daher der typische Strauch von Weidelandschaften, er wird nicht vom Vieh gefressen und steht ebenfalls unter Naturschutz. Wenn durch Nassschwere die Äste zu Boden gehen lässt und diese sich neu verwurzeln werden mit den Jahren - vor allen in Gruppen gewachsene Wacholder - undurchlässig für die Schnucken.
Blühendes Heidekraut
Heidschnucken werden von ihrem Schäfer und den Begleithunden genau nach Planvorgaben systematisch und regelmäßig durch die Landschaft geführt. Die Herden fressen die Heidepflanzen, dadurch erden diese verjüngt. In den Herden laufen auch Ziegen mit, da diese bestimmte Kräuter und Pflanzen fressen die Heidschnucken nicht mögen. Eine Verfilzung der Pflanzung ist so ausgeschlossen.
Im Winter werden ganze Heideflächen gemäht oder abgebrannt. Das alles dient der Pflege und Erhaltung der Heidelandschaft. Die Heide selbst gehört zu den Brandkeimern, d.h. ihr Keimungsprozess wird durch die Einwirkung von Feuer begünstigt. Die Heidepflanze profitiert von den Nährstoffen in der Asche und entwickelt sich anschließend besonders gut.
Heide mit Wacholdersträucher
Wacholderbeeren-giftig
Es finden sich immer wieder Wacholder und Birken
Wenn Heideflächen durch Humusanreicherung „vergrast“ sind, werden diese mit speziellen Maschinen „abgeplaggt“. Hier wird die obere Strauchschicht zwischen 5-7 cm abgetragen und der Boden freigelegt, die Pflanzen haben wieder Luft und können sich gut entwickeln. Die Heidepflanzen müssen ständig durch den Menschen und auch von den Heidschnuckenherden gepflegt werden, ansonsten wären sie alsbald verloren. Die Landschaftspflege ist eine sehr kompliziert Sache. So sind heute eine ganze Reihe andere Landschaftspflegemaßnahmen erforderlich, deren Beschreibung hier zu weit gehen würde.
Typische Heidelandschaft
In der Heide ist das Pflücken wild wachsender Pflanzen verboten. An den Wegrändern wächst meistens etwas weniger Heidekraut, da die Leute bei Spaziergängen immer wieder einen Strauß dieser schönen Pflanze als Andenken mit nach Hause nehmen wollen. So gehen sie unbedarft weiter in die Heidelandschaft hinein um ihr Ziel zu verfolgen. Bedingt durch die hohe Besucherzzahl während der Blütezeit werden durch dieses unbefugte Laufen viele Pflanzen zerstört.
Die Weite der Heide
Der Verein Naturschutzpark e.V. kümmert sich heute vorbildlich um die Erhaltung der Heidflächen. Vor ca. 100 Jahren drohte die Heide um den „Wilseder Berg“ zu zersiedeln. Diese Gefahr erkannte zum Glück Pastor Brode (1886-1923) rechtzeitig und sammelte Spendengelder. Mit diesen mühsam zusammengetragenem Geld kaufte er 1906 den „Totengrund“ und im Jahr 1910 den „Wilseder Berg“. Der Wilseder Berg ist mit seinen 169m die höchste Erhebung der norddeutschen Tiefebene. So ca. um 1920 rum wurde die Heide mittels einer Polizeiverordnung geschützt und 1993 auf mehr als 324 km² vergrößert. Das komplette Naturschutzgebiet umfasste heute neben Wäldern, Wiesen, Ackerflächen und feuchten Lebensräumen die größten zusammenhängenden Heideflächen Mitteleuropas. Der Wilseder Berg und der Totengrund können aus allen Richtungen per Fuß, Fahrrad oder mit einer der vielen Pferdekutschen erreicht werden. Für PKW ist hier eine absolute Sperrzone. Der Weg hierher lohnt sich, es ist die schönste zusammenhängende Heidelandschaft, die ich je gesehen habe.
Allee zum Totengrund vom Lokal „Wilseder Berg“ aus
Auf dem Weg zum Totengrund
Der Ort Behringen liegt direkt am Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Es ist ein ruhiges Örtchen, von dem man als Mittelpunkt betrachtet, schöne Ausflüge in die Umgebung unternehmen kann. Hier beginn das große Naturschutzgebiet mit seinen 700km Rad- Wander– und Reiterwegen.
Die Flächen der heutigen Behringer Heide waren ein Teil des Manövergebietes, dass nach dem 2. Weltkrieg im Rahmen des Soltau-Lüneburg Abkommens den englischen Truppen von der Bundesregierung zur Verfügung gestellt wurden. Nach Änderung der weltpolitischen Lage im Jahr 1994 wurde das ganze Gebiet dem Verein Naturschutzpark übergeben.
Typische Heide mit Gräsern vermischt
Behringer Heide
Bank zum Ausruhen
Das Gebiet wurde mit großem Aufwand renatuiert. Viele Arbeitseinsätze waren erforderlich, damit diese Fläche vor dem Zuwachsen mit Kiefern und Birken bewahrt wurde. Heute präsentiert sich diese Gegend als eine durchgehende Heidefläche, in der man wunderbar erholsame Spaziergänge unternehmen kann. Immer wieder trifft man auf Heidschnuckenherden, die weit ab von den Wanderwegen durch das Gebiet ziehen.
Durch die Heidschnuckenbeweidung wird eine savannenähnliche Struktur erreicht, die in der heutigen, meist intensiv genutzten Landschaft in Mitteleuropa extrem selten geworden sind.
Weidende Heidschnucken
Deshalb kommen in der Heide noch gesicherte Bestände vieler Tier- und Pflanzenarten vor, die ansonsten kaum noch Lebensräume bei uns finden. Hier finden Rote-Liste-Arten wie das Birkhuhn, der Raubwürger, die Heidelärche oder die Moorlilie ein zuhause.
Bienenhaus inmitten der Heidelandschaft
Bienenhaus etwas näher betrachtet
Die Bevölkerung in der Heide war früher sehr arm, sie lebte fast ausschließlich von der Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte. Heute befinden sich dort auch noch viele landwirtschaftliche Betriebe, aber der Tourismus spielt inzwischen mit dem ständig wachsenden Angebot eine wesentliche Rolle. Wanderer, Radfahrer und andere Naturliebhaber lockte es schon seit jeher in die Heide. Ich erinnere mich noch, dass ich in meiner Kindheit jedes Jahr mit meinen Eltern in die Heide fuhr. Wir wohnten nicht weit entfernt und sammelten immer die sehr beliebten Heidelbeeren. Das war eine mühselige Angelegenheit, aber es war dennoch immer ein tolles Erlebnis.
Eine Wanderung wird zum Erlebnis
Heute gibt es das Naturerlebnis Heide. Gezielte Kutschfahrten bringen einen in ansonsten nicht so gut erreichbare Gegenden und man erfährt noch allerhand Hintergründe.
Typische Heidekutsche
Quer durch die Landschaft
Ich besuchte auch einen Schäfer. Der kam kurz nach meinem Eintreffen mit seiner großen Herde Heidschnucken und Ziegen in den Stall zurück. Das war für mich Stadtmenschen ein Erlebnis. Die Scheune war entsprechend vorbereitet, Kraft- und Zusatzfutter ausgestreut. Die Tiere liefen ganz gezielt in die Scheune, man glaubt das fast jedes Tier hier seinen Stammplatz hat. Ruck zuck war die Scheune bis an das Tor gefüllt und die Hunde achteten auf Ordnung. Der Schäfer kam zu uns wartenden Leuten und erzählte viel über die Heide, deren Pflege und die dortigen Menschen usw. Es war sehr interessant und ich wusste bis dahin nicht wie schwer und umfangreich das Berufsbild und die Arbeit eines Schäfers war und ist.
Die Tiere kommen aus der Heide in den Stall
Die Tiere ordnen sich alleine im Stall
Der Schäfer mit Hütehund
Die Touristenvereine bieten ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm an, so auch Kutschfahrten, geführte Radtouren durch die Heide, Grill- oder Bratkartoffel-abende.
Gute Wege durch die Heidelandschaft
Die Heide ist zu jeder Jahreszeit schön, eine Wanderung über die kleinen Hügel und durch die Täler oder durch die Wälder sind einfach nur erholsam. Körper und Seele finden hier in dieser anmutigen Landschaft Erholung pur, nicht zu vergessen die klare Luft.
250-280 km von Duisburg aus gen Norden fahren und man befindet sich in einer für uns ungewöhnlich anmutende Landschaft. Auch ein Wochenendfahrt lohnt sich schon. Ich glaube wer einmal hier war, kommt irgendwann wieder zurück.
Quelle: Verein Naturschutzpark e.V.
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