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An dieser Stelle könnt Ihr in den nächsten Wochen die spannenden
Nachfolge-Erlebnis- Geschichten von „Tröpfchen“ lesen.
Habt Ihr euch schon mal Gedanken darüber gemacht, was ein Wassertropfen alles erleben kann? So ein Wassertropfen ist lebendig und hat viel zu erzählen.
Etti hat diese netten Geschichten geschrieben – und nun viel Spaß beim Lesen!

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„He, du buckliger Wal, was soll das Gejaule? Du störst meinen Schlaf.“
„Ach, kleines Tröpfchen, ich bin doch verliebt, verliebt in ein wunderschönes Walfräulein, und wenn ich verliebt bin, muss ich singen“.
„Schwimm ein Stück weiter, ich möchte meine Ruhe haben!“ antwortet Tröpfchen wütend
Doch den Wal kümmert es nicht. Er will seiner Auserwählten gefallen, singt und singt, wie verliebte Wale eben singen, mal zärtlich, mal herausfordernd.
Plötzlich taucht ein Rivale auf, und die eben noch kunstvollen Töne werden zu einem tiefen Grollen, laut, drohend, gewaltig - so gewaltig, dass man glauben könnte, das Meer finge zu beben an.

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Regentröpfchen hält sich die Ohren zu. „Ruhe, Ruhe!“ schreit es mit aller Kraft, „das ist ja nicht zum Aushalten!“
„Meckere nicht dauernd herum, hier ist mein Reich!“ schreit der Wal wütend zurück.
„Dein Reich? Ha, dass ich nicht lache! Ohne uns Regentröpfchen hättest du gar kein Reich - ach, was sage ich da, es gäbe dich überhaupt nicht, und...“
„Natürlich, die Vorwitznase!“ rufen andere Tröpfchen, „immer muss sie sich überall einmischen und aufspielen“.
„Was wollt ihr eigentlich?“ sagt Tröpfchen hochnäsig und kehrt ihnen den Rücken zu. Wenn es doch nur einen Weg fände, hier wieder raus zu kommen. Es wollte doch nicht vom Himmel herunter, um in diesem Meer sein Dasein zu fristen, zu den Menschen wollte es.
Derweil taucht der Wal in die Tiefe ab. „Hab ich ihn doch verscheucht“, triumphiert Tröpfchen laut.
Doch - zu früh gefreut, kleine Besserwisserin, er holt nur zu einem Angriff aus, um den Nebenbuhler zu vertreiben. Und ehe Tröpfchen es sich versieht, schießt der Koloss wie eine Rakete aus der Tiefe hervor, steht für Sekunden in voller Größe in der Luft, dreht sich, klatscht mit dem Rücken auf das Wasser und lässt wieder sein tiefes drohendes Grollen hören. Der Rivale nimmt Reißaus. Geschafft, den hat er in die Flucht geschlagen.
Aber nicht nur ihn ist er losgeworden, sondern auch Tröpfchen. Getroffen von seinem massigen Körper wird Tröpfchen von einer Welle erfasst und weit fortgetragen.
„Warum musste ich ausgerechnet hier landen, zwischen all den Fischen, die mich in ihr Maul nehmen und wieder ausspucken, zwischen schmutzigem Tang, der meinen wie Kristall glänzenden Körper trübe macht und zwischen all den anderen dummen Tröpfchen, die ich nicht ausstehen kann“.

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Eine ganze Weile noch jammert es vor sich hin. Doch irgendwann fügt es sich in sein Schicksal. Eines Tages wird es wieder in eine Wolke und vielleicht von da zu den Menschen gelangen.

Am anderen Morgen geschieht etwas Wundervolles. Da, wo der Himmel ins Meer zu fallen scheint, färbt sich das Wasser plötzlich zartrosa, so, als ob tausend und abertausend Rosenblüten hinein gefallen wären, die sich nach und nach über die ganze Wasserfläche verbreiten. Dann verwandelt sich das Rosa in Gold und Orange, bis schließlich ein strahlendes Gelb das Meer überflutet und die aufgegangene Morgensonne alle Tröpfchen wie Kristalle funkeln lässt.

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Überwältigt von so viel Schönheit schließt Regentröpfchen die Augen, lauscht dem Rauschen des Meeres und genießt das Glücksgefühl, das seinen Körper jetzt durchströmt. Dieses wunderbare Erlebnis hat seine Neugier geweckt - Neugier auf das, was unter ihm so alles geschieht; und es steckt seine Vorwitznase unter die Oberfläche des Wassers.
„Was für ein Leben hier unten“, ruft es überrascht, „was für eine Farbenpracht! Hoppla! Fast wäre ich wieder mitten in ein geöffnetes Fischmaul eines geraten, Hoppla, schon wieder! - Hoppla!“ Fand es doch vorher die Berührung mit den Fischen abscheulich, macht es ihm jetzt Freude, genießt es die Geschmeidigkeit ihrer Körper, die wie sanftes Streicheln ist. Tröpfchen taucht auf und wieder unter, auf und wieder unter, bis es müde wird und sich schon bald auf einer Welle ausruht. Zufrieden mit dem erlebnisreichen Tag, murmelt es vor sich hin: „Danke liebe Sonne, danke“, und schläft ein.

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Als es wieder erwacht, ist ringsum Unruhe zu spüren. Es hört Geräusche, die anders klingen als Donner und Meeresrauschen. Dann wird es in einer Masse von Fischen durcheinander gewirbelt, und die, deren Berührung es kurz vorher noch als wohltuend empfand, drohen jetzt, Tröpfchen zu erdrücken. Eingeschlossen in einem großen Netz, aus dem es kein Entrinnen gibt, zappeln alle um ihr Leben, und Tröpfchen zittert vor Angst mit.
Immer höher geht es entlang einer Wand. Platsch - klatsch - ein mächtiger Ruck - ein Aufprall - ein Schmerz. In Todesangst reißen die Fische ihre Mäuler auf, schnappen nach Luft. Tröpfchen kann nicht mehr hinsehen, schließt entsetzt die Augen. Ganz langsam wird es ringsum still.
Regentröpfchen schaut sich um und blickt in die starren Augen unzähliger Fische. Ihm wird kalt und kälter, es spürt, wie es zu Eis wird...

Es muss unendlich viel Zeit vergangen sein, als es Stimmen zu hören glaubt. Ein heftiger Ruck, noch ein und noch ein. Verschwommen sieht es Menschen, fühlt sich hochgehoben und abgestellt. Dann wird es wieder dunkel. Nur ein summendes Geräusch ist zu hören, und manchmal wird Tröpfchen ordentlich durcheinander geschüttelt.
Das Summen verstummt. Für einen Augenblick ist es still. Eine Tür schlägt - Schritte nähern sich - es wird hell, so hell, dass Tröpfchens Augen furchtbar schmerzen. Aber es kann sie nicht schließen, weil es ja zu Eis erstarrt ist. „Die Sonne!“ durchfährt es Tröpfchen. Dann spürt es Wärme - ein Glücksgefühl. Schon einmal war es die Sonne, die ihm wieder Mut zum Leben gab. Jetzt glaubt es ganz fest, dass doch noch alles gut werden wird.
Wieder fühlt es sich fortgetragen, und - huh, ihm wird ganz schwindelig - da purzelt es auch schon, zusammen mit einer Menge Fische, auf einen Tisch. Jetzt kann es die Sonne manchmal sehen, aber es spürt sie nicht, ein Dach hält die wärmenden Strahlen zurück. Viele Menschen sind gekommen, stehen vor dem Tisch und nehmen von einem freundlichen Mann, der eine weiße Schürze trägt, eingepackte Fische entgegen. Obwohl Tröpfchens Wunsch, bei den Menschen zu sein, nun in Erfüllung gegangen ist, ärgert es sich ein wenig über sie, weil sie ihm den Blick auf die Sonne versperren.

Allmählich wird der Fischberg kleiner. Durch das aufmerksame Betrachten seiner Umgebung hat Regentröpfchen gar nicht bemerkt, dass es sich wieder bewegen kann, dass es wieder ein rundes klares Tröpfchen ist, das sich immer mehr dem Rand des Tisches nähert. Gerade, als es sich über ein kleines Mädchen wundert, das immer wieder sein hübsches Gesicht zu einer Fratze verzieht, die Zunge heraus streckt und „Glotzt nicht so, ihr blöden Fische“! sagt, nimmt Tröpfchen seine Veränderung wahr. Doch im gleichen Moment rollt es dicht neben der kleinen frechen Stupsnase des Mädchens über die Tischkante und - platsch! auf den Boden.
Ab geht’s über den Gehweg in die Wasserrinne, die direkt vom Fischmarkt weg führt, vorbei an Häusern, eilenden Füßen, flitzenden Fahrrädern und vielen Autos. Dann muss Tröpfchen fürchterlich husten, weil die Autos ihm ihren stinkenden Qualm direkt ins Gesicht blasen. Ihm wird richtig schwindelig.
Plötzlich wird der Himmel finster und es beginnt zu regnen. Die frischen Tröpfchen, die in die Rinne plumpsen, rufen entsetzt: „Puh, stinkt das hier nach Fisch!“ Immer schneller geht es vorwärts. Die Rinne geht in einen Bach über, der sich zwischen Wiesen und kleinen Baumgruppen schlängelt. Tröpfchen lässt sich treiben, ist entzückt vom Grün der Wiesen, von den Farben der Blumen, den Pferden, den Kühen. All das zu sehen, war immer schon sein Wunsch. Eine Weile will es noch diesen Anblick genießen. Ganz dicht schwimmt es ans Ufer und klammert sich an einen Strauch.
Dann, obwohl es noch regnet, scheint plötzlich wieder die Sonne. Tröpfchen weiß nicht, was mit ihm geschieht. Es ist nicht nur Wärme, was es empfindet, ein Kribbeln, ein Brennen strömt durch seinen Körper. Langsam beginnt Tröpfchen zu begreifen, dass es die große Ehre hat, einen Regenbogen zu schaffen. Wie ein Spiegel fängt es die Sonnenstrahlen ein, wirft sie wieder zurück, und am Himmel erscheint, wie ein großes Tor, ein Bogen in den prachtvollsten Farben.

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„Ist das heute ein Tag!“ jauchzt es. „Ich durfte helfen, dieses Wunder zu vollbringen. Welches Tröpfchen kann sich damit schon rühmen? Ach, wären doch die dummen Tröpfchen hier, die mir damals nicht glauben wollten, als ich ihnen sagte, dass ein Regenbogen entsteht, wenn die Strahlen der Sonne auf das Licht in uns fällt. All’ diese dummen Tröpfchen wurden so wütend, dass unsere Wolke über den Krach, den sie machten, vor Empörung schwarz und schwer wurde und uns alle ins Meer schüttete. Jetzt könnte ich ihnen beweisen, dass ich Recht hatte, und niemand mehr würde mich Vorwitznase nennen“.
Als Regentröpfchen wieder in den Bach zurück will, um seine Reise fortzusetzen, gelingt ihm der Absprung nicht. Es bleibt im Gras liegen, wo die geliebte Sonne es verdunsten lässt. Nun ist es auf dem Weg, eine neue Wolke zu suchen.

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Ende des ersten Teils, der 2. Teil folgt am 20.02.201

© Etti Ruhöfer - 6.02.2010


Bilder- Quellennachweis
Bild Wal: Grennpace

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