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Die neue Hose

Die Handwerker sind im Haus. Eine gute Gelegenheit dem Krach aus dem Weg zu gehen und für Paul eine neue Hose zu kaufen. Für ihn ein Grund zu brummeln.
Es ist nicht so, als hätte Paul sonst keine Hose. Es gibt so viele, in allen Farben, für alle Gelegenheiten, die Paul nach eigenem Bekunden immer nur mir zuliebe wahrgenommen hat.
Aber die Abstände zwischen diesen gemeinsamen Unternehmungen wurden mit der Zeit immer länger. Und da nicht nur Pauls Unlust wuchs sondern auch Paul selber, war meist für jede Gelegenheit vor der sich Paul nicht drücken konnte, eine neue Hose fällig. Nachdem diese dann ihren Zweck erfüllt hatte, wurde sie von Paul für täglich zu gut befunden und wanderte in den Schrank zu den anderen zwanzig Hosen, die ihm auch erst zu gut und dann zu eng geworden waren. Ehrlich gesagt, wenn die Hose nicht so dringend nötig wäre, weil für Paul ein wichtiger Termin ansteht, würde ich mir lieber Stopfen in die Ohren stecken und dem Handwerkergetue mit einer lautstarken CD den Kampf ansagen; denn mit Paul Klamotten einkaufen, mute ich meinem ärgsten Feind nicht zu.
Die erste Hürde ist genommen, Paul kommt am Nachmittag mit. Verkaufsoffener Samstag. Die Stimmung ist gut, obwohl der Bus überfüllt ist, was Paul gar nicht ausstehen kann, und sich dann noch ein Musiker mit seiner Bassgeige hineinzwängt. Er versucht sein Instrument möglichst gefahrlos unterzubringen und zeigt sich dabei ungehalten. Pauls Kommentar:“ Flöte hätten Sie lernen sollen, dann brauchten Sie weniger Platz“.
Ein süffisantes Lächeln auf der einen, Kichern auf der anderen Seite. Eine junge Frau meint: „Es gibt Schlimmeres. Stellen Sie sich vor, er spielte Orgel“.
Alle lachen, nur der Bassgeiger nicht. Hoffentlich hält sich Pauls gute Laune. Nach zwei Anproben wird er schon ungeduldig, schwitzt, stöhnt, sein Bauch ist ihm im Weg, keine Hose, die ich ihm anreiche ist die richtige. Entweder ist sie im Bund zu eng, zu weit, zu hell, zu dunkel oder sie hat eine Bügelfalte.
Bügelfalten hasst Paul grundsätzlich.
„Die sitzt doch ausgezeichnet“, wage ich einmal zu sagen. „Ich muss sie tragen“, ist seine Antwort.
Meine Meinung ist nun mal nicht gefragt.- Ruhe bewahren!
Irgendwann wird auch dieses Procedere vorbei sein. Der Verkäufer ist unverändert höflich.
Endlich! Paul hat sich entschieden. Doch am Montag wird sich garantiert noch der Änderungsschneider sich noch der Hose annehmen müssen, denn zu Hause wird Paul wieder feststellen, dass sie doch nicht so gut passt. Die Hauptsache ist aber für mich, dass er nun endlich wieder- wenn auch nur für kurze Zeit – eine Ausgeh-Hose hat. Und da er außer in den Wald selten ausgeht und die übrige Zeit vor der Staffelei steht wird diese Ausgeh-Hose schon bald eine Wald- und etwas später eine Mal-Hose mir vielen bunten Flecken sein.
Und sollte ich ihn dann irgendwann mal wieder bitten, mich nach irgendwohin zu begleiten, wird er garantiert wieder die Frage stellen:
„Welche Hose ziehe ich an?“
Und dann werden wir beide entweder schnell eine neue Ausgeh-Hose kaufen oder Paul wird zu Hause bleiben, und sich in seiner vielleicht oder auch nicht-zu bunten Ausgeh- Wald- und Mal-Hose, mit offenem Bund natürlich unendlich wohlfühlen. Und sich wohlzufühlen, ist nun mal das Wichtigste für meinen Paul.

Etti Ruhrhöfer

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