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Ausblicke


Ein einzigartiger Glanz liegt an diesem Nachmittag auf den verschneiten Wegen außerhalb der Stadt. Ich begleite Paul auf einem Spaziergang - fast schweigend - nur nichts zerreden. Das Geräusch unserer Schritte auf dem verharschten Schnee sprengt fast die Stille, und ich wünschte, wir könnten leiser gehen.
Wie schön doch das Leben ist. Seit ich mehr Zeit habe, nehme ich es bewusster wahr, freue mich über jeden Tag.
Ein junges Paar kreuzt unsern Weg. - Ihre Freude ist wohl eine andere als meine - eine Freude noch voller Erwartungen.
Flüchtig wischt der junge Mann mit seinem Ärmel den Schnee von einer Parkbank, nimmt seine Begleiterin zärtlich auf den Schoß. Sie legt ihren Kopf auf seine Schulter, spürt nicht, dass sie mit ihrer Wange den Schnee auf seinem Ärmel zum Schmelzen bringt. - Ein Bild voller Harmonie und Wärme - ein Bild, das die ganze Fülle eines Lebens birgt, die, hat man erst einen Teil davon durchlebt, Ruhe erwachen lässt. Ich schaue Paul an, entdecke ein Lächeln auf seinem Gesicht.
Es hat wieder zu schneien begonnen. Ich streife meinen Handschuh ab, fange ein paar Flocken auf - Blumen aus Eis und Licht. Wie Kristalle liegen sie auf meiner Hand, bis sie zerfließen. Fast fühle ich mich wie eine Diebin, die ihnen ihre Schönheit raubte.
Übermut und Erinnerung drängen mich, hineinzugreifen in das luftige Weiß. Ein Schneeball zerspringt auf Pauls Rücken. Er wehrte sich. Wie ein Schlachtruf begleitet unser Lachen den kleinen Kampf. - Für einen kurzen Augenblick hatten wir einen gemeinsamen Gedanken...
Immer dichter wird das Schneetreiben und verbreitet Himmelsstille. In sie hinein klingt fröhliches Lachen, je mehr wir uns dem See nähern. Eine ausgelassene Menschenschar schlittert über das Eis, saust auf Schlittschuhen umher, dreht Pirouetten, hinterlässt Spuren auf der verschneiten Fläche. Aufgeregt überfliegen die gefiederten Bewohner des Sees das Treiben, landen, rutschen auf ihren Hinterteilen, watscheln auf unsicheren Beinchen zur Wasserstelle und flattern zugeworfenen Brotstückchen hinterher. - Ein Wintermärchen wie es schöner nicht sein kann. Ein paar Schritte weiter, und der Schnee verschlingt wieder alle Geräusche, als hätte es nie etwas anderes als Stille gegeben.
Wie ein frischbezogenes Bett, liegt vor uns eine große weiße Fläche, bewacht von einem Riesen aus Kristall, dessen Tage gezählt sind. - Was nützt es ihm, ein Riese zu sein? Bald wird er zerrinnen und sich über die Wiese ergießen. Er wird vergehen wie die Stille, die Träume, die Jugend und wie das Leben...

© Etti Ruhöfer

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