Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

Für Gestaltung und Inhalt dieser Regionalseiten sind ausschließlich die jeweiligen Regionalbotschafter verantwortlich. Die von den Regionalbotschaftern eingegebenen und heraufgeladenen Inhalte unterliegen grundsätzlich weder einer Kontrolle durch Feierabend, noch nimmt Feierabend hierauf Einfluss. Hiervon ausgenommen sind werbliche Einblendungen und Beiträge die von Feierabend direkt eingestellt wurden und als solche gekennzeichnet sind.
bild

Winterstille

Ein einzigartiger Glanz liegt an diesem Nachmittag auf den verschneiten Wegen außerhalb der Stadt. Das Geräusch meiner Schritte auf dem verharschten Schnee sprengt fast die Stille, und ich wünschte ich könnten leiser gehen.
Wie schön doch das Leben ist. Seit ich mehr Zeit habe, nehme ich es bewusster wahr, freue mich über jeden Tag. Ein junges Paar kreuzt meinen Weg. - Die Freude der beiden jungen Menschen ist wohl eine andere als meine - eine Freude noch voller Erwartungen...
Flüchtig wischt der junge Mann mit seinem Ärmel den Schnee von einer Parkbank, nimmt seine Begleiterin zärtlich auf den Schoß. Sie legt ihren Kopf auf seine Schulter und scheint nicht zu spüren, dass sie mit ihrer Wange den Schnee auf seinem Ärmel zum Schmelzen bringt. Es ist ein Bild voller Harmonie und Wärme das die ganze Fülle eines Lebens birgt, die, hat man erst einen Teil davon durchlebt, Ruhe erwachen lässt.
Es hat wieder zu schneien begonnen. Ich streife meinen Handschuh ab, fange ein paar Flocken auf - Blumen aus Eis und Licht. Wie Kristalle liegen sie auf meiner Hand, bis sie zerfließen. Fast fühle ich mich wie eine Diebin, die ihnen ihre Schönheit raubte.
Immer dichter wird das Schneetreiben und verbreitet ringsum Himmelsstille. In sie hinein klingt fröhliches Lachen, je mehr ich mich dem See nähere. Eine ausgelassene Menschen-Schar schlittert über das Eis, saust auf Schlittschuhen umher, dreht Pirouetten, hinterlässt Spuren auf der verschneiten Fläche. Aufgeregt überfliegen die gefiederten Bewohner des Sees das Treiben, landen, rutschen auf ihren Hinterteilen, watscheln auf unsicheren Beinchen zur Wasserstelle und flattern zugeworfenen Brotstückchen hinterher. Ein Wintermärchen wie es schöner nicht sein kann. Ein paar Schritte weiter, und der Schnee verschlingt wieder alle Geräusche, als hätte es nie etwas anderes als Stille gegeben.
Wie ein frischbezogenes Bett, liegt vor mir eine große weiße Fläche, bewacht von einem Riesen aus Kristall, dessen Tage gezählt sind. Was nützt es ihm schon, ein Riese zu sein? Bald wird er zerrinnen und sich über die Wiese ergießen. Er wird vergehen wie die Stille, die Träume, die Jugend - wie das Leben...

Edith Ruhoefer

Artikel Teilen

 

Artikel bewerten
4 Sterne (6 Bewertungen)

Nutze die Sterne, um eine Bewertung abzugeben:


3 3 Artikel kommentieren
Regional > Duisburg > Gedichte und Erzählungen von Etti > Winterstille