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Eine ganz andere Stadtführung.

Mein Erschrecken war groß, als ich morgens aus dem Fenster sah. Alles war wieder weiß und es schneite und schneite. Ob das wohl was würde mit unserer alternativen Stadtführung?
Unsere Doris aus dem fernen Rostock schickte mir noch eine Mail, und wünschte uns Sonnenschein. Und siehe da, mittags lachte sie nur so vom Himmel. Nachdem die Nürtinger noch einen Sprint zur S-Bahn hingelegt hatten, weil ja der Regionalzug wieder einmal mit Verspätung glänzte, fanden sich alle FA-Mitglieder pünktlich auf dem Stuttgarter Marienplatz ein.

Unsere Gruppe auf dem Marienplatz

Unser Stadtführer von der Zeitung trott-war erwartete uns schon. Trott-war ist eine Zeitung, die sozial benachteiligten Menschen hilft. Sie wird auf der Straße von Menschen verkauft, die alle schon einmal in einer sozialen Notlage waren. Darunter gibt es auch viele Obdachlose, die so wieder Fuß fassen können und ihren Lebensunterhalt teilweise oder ganz alleine bestreiten können.

Trott-war hilft auch, daß diese Menschen wieder ein Dach über dem Kopf haben. Gut, daß es so etwas gibt, denn leider ist in unserem Land nicht alles Gold was glänzt und oft verschließen wir einfach die Augen vor diesen Problemen.Offiziell gibt es in Stuttgart 900 Obdachlose, aber die Dunkelziffer liegt im mittleren vierstelligen Bereich.
Ca. 90 Kinder leben auf der Straße. Das ist doch erschreckend, wenn ein Kind lieber auf der Straße lebt, als in einem warmen Bett zu schlafen. Sicherlich sind zuerst einmal die Eltern in der Pflicht, aber haben da nicht Vater Staat und wir alle eine Mitschuld? Die Gelder werden immer knapper. Es werden Sportplätze und Schwimmbäder, Spielplätze und viele Treffpunkte für Kinder und Jugendliche geschlossen. Damit entzieht man ihnen einen wichtigen Lebensraum. Kinder müssen sich auch einmal austoben können, aber wo dürfen sie das in unserer Gesellschaft noch? Für teure Sportvereine fehlt vielen Eltern ganz einfach das Geld. Für ein Kind von einem Hartz-IV Empfänger sind für Schulmaterial 1,76 Euro und für Spielzeug im Monat 86 Cent vorgesehen. Da kann man den Cent noch so oft umdrehen, es reicht hinten und vorne nicht. Stuttgart möchte sich gerne als die kinderfreundlichste Stadt darstellen. Davon sind wir aber weit entfernt.

Franziskanerstube

0063
Nestwerk u. Anlaufstelle für Obdachlose

Wir haben einige Anlaufstellen für Obdachlose gesehen, aber es sind noch lange nicht genug. Das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die meisten Bewohner der Stadt möchten natürlich nicht, daß es solche Örtlichkeiten in der unmittelbaren Umgebung gibt. Es nützt aber nichts, diese Menschen einfach auszugrenzen, denn damit ist das Problem ja nicht gelöst. Ich werde in Zukunft diese Menschen mit anderen Augen betrachten. Wir möchten uns bei unserem Stadtführer bedanken, daß er uns einmal in die Schattenseiten der Stadt blicken lies.

Er hat es übrigens mit trott-war geschafft, Die Obdachlosigkeit hinter sich zu lassen. Heute hat er wieder eine Wohnung und kann seine Miete wieder selbst aufbringen. Darauf ist er stolz und wir haben großen Respekt vor ihm.
Sollte sich jemand einmal neue Möbel oder neues Geschirr anschaffen, dann vergesst trott-war nicht. Auch Kleidung ist dort immer willkommen.

Nach der 3-stündigen Führung mußten wir etwas suchen, aber dann hatten wir ein gemütliches Cafe gefunden. Wir waren wieder in unserer “heilen“ Welt angekommen. Wir sollten aber auf keinen Fall das Gesehene und Gehörte vergessen. Etwas mehr Verständnis für unsere Mitmenschen würde dieser Welt gut tun.
Danke an trott-war und seinem fleißigen Stadtführer.

Danke auch an unsere Fotografen Marlene und Rose.

07.03.2009
Joruba

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