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Wenn der Frühling trügt: Pflanzen vor Spätfrost schützen

Es gehört zu den Eigenheiten des Aprilwetters: Während die Tage zunehmend milder werden, bleiben die Nächte oft tückisch kalt. Gerade im Übergang zwischen März und Mai kann es zu plötzlichen Temperaturrückgängen kommen, die empfindliche Pflanzen gefährden. Wer früh im Jahr aussät oder vorzieht, kennt das Risiko – und auch die Enttäuschung, wenn Jungpflanzen nach einer kalten Nacht welk im Beet liegen.

Spätfrost


Bodentemperatur

Was viele unterschätzen: Entscheidend ist nicht allein die Lufttemperatur. Besonders die Bodentemperatur spielt eine Rolle, da sie direkten Einfluss auf Wurzeln, Keimlinge und oberflächennahe Pflanzenteile hat. Während die Luft rasch wieder erwärmt ist, kann der Boden durch Strahlungsfrost über mehrere Stunden hinweg stark auskühlen. Flache Beete, freie Lagen und feinkrümelige, trockene Erde sind dabei besonders gefährdet.


Der richtige Umgang mit Kältephasen

Wer schon im März oder Anfang April ins Beet geht, sollte mehr tun, als den Wetterbericht zu beobachten. Einfache Vliesabdeckungen mögen bekannt sein – doch ihre Wirkung hängt stark von der Anwendung ab. Locker aufgelegt, schaffen sie nur ein minimales Luftpolster. Wirklich wirksam wird der Schutz, wenn das Vlies gespannt wird und die Ränder sorgfältig beschwert oder eingegraben sind. Die darunter gespeicherte Bodenwärme bleibt dann länger erhalten.

Noch effektiver ist der Einsatz von transparenten Frühbeetabdeckungen oder sogenannten Pflanztunneln aus Folie. Diese erzeugen tagsüber eine Art Mini-Gewächshausklima und geben die gespeicherte Wärme langsam wieder ab. Wichtig ist allerdings die tägliche Lüftung, um Schimmel und Hitzestau bei sonnigem Wetter zu vermeiden – eine klassische Herausforderung im April, wenn binnen weniger Stunden zwischen 0 °C und 18 °C liegen können.


Wärme speichern

Spätfrost

Ein oft übersehener Aspekt ist die Fähigkeit des Bodens, Wärme zu speichern – und gezielt wieder abzugeben. Hier spielt Feuchtigkeit eine entscheidende Rolle: Feuchter Boden kann mehr Wärme aufnehmen als trockener. Wer also am Vortag eines angekündigten Frostes mäßig wässert (ohne Staunässe zu riskieren), verbessert die Wärmespeicherkapazität des Bodens deutlich. Dieser Effekt ist nicht neu, aber vielen Gärtner*innen kaum bekannt oder wird in der Praxis zu wenig berücksichtigt. Auch Mulchschichten tragen dazu bei, die nächtliche Auskühlung zu verzögern. Vor allem bei frisch gesetzten Kartoffeln oder empfindlichem Salat können dünne Schichten aus Stroh, Laub oder Grasabschnitten den Unterschied machen. Wichtig ist dabei, dass die Mulchschicht trocken bleibt – feuchter Mulch kühlt bei Verdunstung aus und kann den gegenteiligen Effekt erzielen.


Kübelpflanzen und empfindliches Gemüse

Wer mediterrane Kübelpflanzen wie Oleander, Feige oder Zitrusbäumchen bereits im Freien hat, sollte sie bei angekündigtem Frost wieder ins Haus oder zumindest an einen geschützten Ort bringen – etwa in einen unbeheizten Wintergarten oder an eine nach Süden gerichtete Hauswand. Auch hier gilt: Die Kombination aus Windschutz, speicherndem Untergrund (z. B. Steinplatten) und Abdeckung wirkt mehr als jede Maßnahme für sich allein. Für Tomaten, Paprika und Kürbis, die meist als Jungpflanzen ins Freie gesetzt werden, gilt: besser später als zu früh. Selbst nach den sogenannten Eisheiligen kann es in einigen Regionen noch Bodenfrost geben. Wer früher starten will, sollte auf wärmespeichernde Hochbeete oder Folienabdeckungen zurückgreifen und unbedingt einplanen, bei Bedarf über Nacht zu schützen.


Standortfaktoren berücksichtigen

Die Gefahr von Spätfrost hängt stark vom Standort ab. In Tallagen und Senken kühlt sich die Luft schneller ab als auf Anhöhen, da kalte Luft schwerer ist und sich wie Wasser in den tiefer liegenden Bereichen sammelt. Wer also in einer solchen Kaltluftsenke gärtnert, sollte noch sorgfältiger beobachten – nicht nur das Thermometer, sondern auch die Struktur des Gartens. Offene Flächen, wenig geschützte Beete und fehlende Strukturen, die den Wind brechen, erhöhen das Risiko zusätzlich.


Fazit

Spätfrost lässt sich nicht verhindern, aber seine Folgen lassen sich in vielen Fällen minimieren. Erfahrung, Timing und gezielte Maßnahmen entscheiden darüber, ob die frühe Pflanzfreude mit Ernteeinbußen oder mit kräftig entwickelten Pflanzen belohnt wird. Wer seinen Garten kennt und seine Pflanzen beobachtet, ist dem Wetter einen Schritt voraus – auch dann, wenn der April mal wieder macht, was er will.

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