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Ein Bericht von Mitglied LuPex

Ein Blick ins Portemonnaie, hmm, ein Zehner, ein bisschen Kleingeld. Ich ziehe Schuhe und Jacke an, bis zur Bank ist es nicht weit. Nur wenige Leute sind unterwegs, eine Joggerin, ein paar Männer, die eine Weihnachtsbeleuchtung anbringen, ein Obdachloser mit Tragetüten. So ähnlich sieht es hier jeden Samstagvormittag vor Öffnung der Geschäfte aus. Es nieselt, und es weht ein unangenehmer Wind. Ich schlage den Kragen hoch und stimme mich auf ein trübes Fernseh-Single-Wochenende ein.
Neben dem Geldautomaten sitzt ein Hund. Weit her ist es mit meinen kynologischen Kenntnissen nicht, aber er hat irgend etwas von einem Cockerspaniel. Na, du? nicke ich ihm zu und verstaue die beiden Hunderter. Am Service-Automat steht der Hund wieder neben mir und sieht zu, wie ich den Kontoauszug hervorziehe. Ich schaue mich um. Außer mir und dem Hund ist niemand da. Ich mache ein paar Schritte - der Hund bleibt sitzen, aber als sich die Glastüren öffnen und ich hinausgehe, springt er mir nach. Auch vor der Tür niemand, der auf ihn wartet oder ihn sucht. Ich sehe, dass er ein Halsband trägt und sage, na, dann komm eben mit, und fasse hinter das Halsband. So überqueren wir die Straße, so kommen wir bei mir zu Hause an.
Ich nenne den Hund jetzt Coci und gebe ihm Wasser, ein paar Wurstreste und eine Decke. Er trinkt und frisst und nimmt die Decke in Beschlag, als wäre es nie anders gewesen. Vorsichtshalber rufe ich die Polizei an und sage, dass mir ein Hund zugelaufen sei, füge aber in möglichst beiläufigem Ton hinzu, dass ich ihn behalten würde, wenn sich niemand meldet. Auf keinen Fall Tierheim, sage ich.
Ich springe in den Supermarkt und kaufe einen Beutel Hundefutter, dann machen Coci und ich es uns gemütlich, sehen fern, speisen, gehen spazieren und sind das ganze Wochenende ein Herz und eine Seele. Ein paarmal läutet das Telefon, aber ich habe mit Coci zu tun.
Am Montagmorgen kaufe ich eine schöne rote Hundeleine und führe Coci stolz und zufrieden über den alten Stadtwall. Plötzlich gebärdet er sich wie toll, springt einem wildfremden Mann an die Hosenbeine und saut sie von oben bis unten ein. Dabei rast sein Stummelschwanz hin und her wie eine irrgeleitete Rakete. Der Mann ruft, Beppo, Beppo, strahlt über das ganze Gesicht und umarmt den aufgeregten Hund. Coci strahlt augenscheinlich auch, und ich sehe bedröppelt zur Seite, denn jedweder Zweifel ist ausgeschlossen. Wortlos reiche ich dem Mann die Leine, und erst im Gehen zwänge ich doch noch einen Satz hervor. Er saß in der Bank, sage ich, und ziehe davon, ohne mich noch einmal umzudrehen.

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