Museumsbesuch in Löwenstein
am 9. Oktober 2011
Dichter und Tierfreund Manfred Kyber
Nachdem die letzten Tage etwas kühler waren, durften wir heute bei schönem Wetter, den Besuch im Manfred Kyber Museum antreten.
Kurz nach 14:00 Uhr waren alle da und los ging es.
Im Museumszimmer wurden Stühle aufgestellt und wir bekamen zuerst eine Geschichte über eine Haselmaushochzeit, die Manfred Kyber geschrieben hatte, erzählt.
Danach über das Leben und den Werdegang von Manfred Kyber.
Hier eine kurze Zusammenfassung aus Manfred Kybers Leben:
Manfred Kyber, wurde am 1. März 1880 in Riga, Lettland geboren. Er hatte einen 2 Jahre älteren Bruder mit Namen Wladimir.
Die Familie verbrachte den Sommer auf ihrem Gut Paltemal in der Nähe von Riga.
Beide Brüder gingen in Petersburg auf’s Gymnasium.
1900 schrieb Manfred Kyber sich als Gasthörer in der Universität Leipzig ein. Dort lernte er Elisabeth Gerlach-Wintzer kennen. Obwohl Elisabeth Jahre älter war, verliebte er sich in sie. Elisabeth war Musikerin und vertonte teilweise seine Gedichte.
1902 stirbt sein Vater Victor. Vorher hatte Manfred noch erlebt, dass sein Vater in als Dichter anerkannte.
Das Kapitel Paltemal war abgeschlossen, das Leipziger jäh beendet, Jetzt musste er arbeiten und Geld verdienen.
Es folgte ein Ortswechsel nach Berlin. Seine Geliebte Elisabeth folgte ihm nach.
Am 8. Oktober 1904 in Genf, wurde ihre gemeinsame Tochter
Leonie Charlotte Helene geboren, sie nannten sie aber Lonny.
Dezember 1907 lernte er Elisabeth Bolto von Hohenbach kennen. Sie ist wie er Baltin. Eine tiefe Liebe zu Tieren, geistigem und seelischem Gleichklang verband die Beiden.
1909, nach einem Jahr Verlobung, fand auf dem baltischen Sitz der Brauteltern, die Hochzeit statt. Das Paar lebte später in Berlin.
1912 gelang Kyber mit seinen Tiergeschichten der dichterische Durchbruch. Seine Tierliebe hatte in den Kreaturen längst beseelte Wesen erkannt.
Im Herbst 1918 fuhr Kyber mit seiner Frau nach Riga, nach Mutter und Bruder zu schauen. Das Vorhaben war nicht ganz ungefährlich, die bolschewistische Revolution setzte sich durch. Das hieß, es erfolgten Übergriffe gerade auf Deutschbalten. Kyber geriet verschiedentlich in Gefahr.
Mai 1919 gelang dem Paar die Flucht nach Deutschland. Stuttgart wurde ihr neuer Wohnsitz.
Die Gesundheit des Dichters war sehr angeschlagen. Hier in Stuttgart geriet die Ehe in eine Krise. Januar 1922 kam es dann zur Trennung.
1923 zog Kyber nach Löwenstein, wo er die letzten 10 Jahre seines Lebens verbrachte.
Elisabeth Kyber-von Boltho kam zu ihm zurück uns stand ihm als treue Lebenskameradin zur Seite.
Seit 1922 lebte seine Tochter Leoni oft in seiner unmittelbaren Nähe, half ihm, verstand ihn, bis sie dann heiratete.
Die letzten zehn Tage vor seinem Tode glichen irrer Strafe für unauffindbare Schuld. Er verlor die Sprache, die Kraft sich mitzuteilen. In den Abendstunden des 10. März 1933 starb Manfred Kyber. Er wurde 53 Jahre alt.
In jener Stunde war die Erde um einen reichen, reinen, unendlich einfühlsamen Menschen voller Liebe ärmer.
Nach dem Museumsbesuch ging es ins Cafe Sammet und
es wurde Kaffee getrunken und leckeren Kuchen gegessen.
Den Abschluss machten wir auf dem Waldfriedhof von Löwenstein.
Hier besuchten wir das Grab von Manfred Kyber mit dem Grabfindling, der von Dieter Heinrich Volz bearbeitet wurde.
Zuerst waren wir aber am Grab von der Seherin aus Prevorst, das gleich neben Kybers Grab liegt.
Die "Seherin von Prevorst" Friederike Hauffe, geb. Wanner
kam am 23.09.1801 in Prevorst zur Welt. Sie weilte als Kind oft bei ihrem Großvater in Löwenstein. 1821 heiratete sie Gottlieb Hauffe aus Kürnbach und bekam 2 Kinder.
Um 1925 seigten sich bei ihr Symptome einer "Dämonen-u. Geisterbesessenheit. Sie soll Stimmen und Lichterscheinungen wahrgenommen haben und später eintreffende Geschehnisse vorausgesagt haben.
Vom 25.11.1826 bis zu ihrem Tod behandelte Oberamtsarzt Justinus Kerner ihre als Somnambulismus diagnostizierte Krankheit. Sie verbrachte die letzten beiden Jahre in Kerner Haus in Weinsberg.
Friederike Hauffe verstarb am 25.08.1829.
Auf dem Friedhof las uns Melitta noch ein Gedicht von Manfred Kyber vor:
DAS ANDERE UFER
Einmal wird ein Ende
aller Irrfahrt sein.
Müdgewordne Hände
ziehen die Segel ein.
Leise ruft der Rufer
allen Sturm zur Ruh.
Einem andern Ufer
treibt der Nachen zu.
Und die vor mir gingen,
schauen nach mir aus,
um mich heimzubringen
in mein Vaterhaus.
Wortlos knie ich nieder
in den Silbersand.
Nimm mich, nimm mich wieder,
seliges Sonnenland!
Löwenstein, 22/8/1924.
Zurück zum Parkplatz genossen wir noch mal die schöne Aussicht auf den Breitenauer See.
Melitta Danke für die Idee einen Besuch in diesem Museumstübchen zu machen. Ich hoffe es hat euch gefallen.
Gruß Uschi
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