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An einem Mittwoch im Dezember

Kolumne der Woche

Ein Dezembertag, wie man ihn mag, die Bäume längst entblättert, und zuverlässig zur Mittagsstunde beschatten graue Nebelmäntel die Silhouetten hastender Menschen.
Beim Barbier, heimelig warm, sanftes Licht und Damen lesend unter Silberfolie.

„Ich brauche heute Blond, so'n natürlich Nordisches. Haben Sie noch einen Termin frei für mich?“ frage ich zuversichtlich höflich.
„Leider nicht"
„Könnte ich trotzdem?“
„Keine Chance!“

Ich verstehe und befördere mein Haar wieder unter die Kapuze, radele, vom Nieselregen sanft besprüht, heimwärts.

Kolumne der Woche

Der Radweg, welcher gleichzeitig auch ein Fußweg ist, ist praktischerweise heute fast leer.

Und während ich überlege, ob ich mir diese leckeren „Svenska Lant Chips“ gönnen soll; ich verwerfe jedoch die Idee rasch wieder wegen der satten Kalorien, sackt drei Meter vor mir ein Mensch zusammen, einfach so, als sei es ganz normal, auf dem Pflaster zu ruhen.

„Hallo“, rufe ich, mein Fahrrad festhaltend, den blöden Satz: „Geht es Ihnen nicht gut?“
Seine vor Angst geweiteten Augen starren ins Leere, eine Frau kommt mir zur Hilfe.
Der ältere Mann am Boden, ein Rentner?
Vielleicht sogar Pensionär?
Oder etwa selbstständiger Handwerksmeister, schon Opa, oder Witwer?
Gar zum x-ten Mal endlich glücklich Verheirateter?

Irgendwer reicht eine Decke, die fremde Frau und ich betten seinen Kopf etwas erhöht in Seitenlage – wir sind jetzt Komplizinnen.
Vor mehr als zehn Minuten habe ich die 112 angerufen. Wie lange braucht verdammt nochmal ein Rettungswagen?
Der Mann zittert, wir beruhigen abwechselnd den nun bläulich Blassen.
Wir sind ein gutes Team, die Frau und ich.

Menschen bleiben neugierig steh’n, und ihre Augen verraten: „Gott sei Dank nicht ich!“

Tatü... Tata... der signalrote Lebensretter naht. In imposanter Montur springen die Ersthelfer aus dem Fahrzeug. „Zur Seite bitte, gehen Sie zur Seite!“
Ehrfürchtig treten die Leute zurück, die mir nun nicht mehr fremde Frau und ich übergeben unseren Schützling.
Der Notarzt kniet neben dem am Boden Liegenden...
„Kobra, übernehmen Sie!“

Und meine Gedanken fragen: Wie schmal ist der Grat, auf dem ich täglich wandle?
Etwa nur einen Herzschlag entfernt vom „Worst Case“?
Doch jetzt besorge ich mir erstmal diese traumhaft leckeren Kalorienbomben!

Autor: galen

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