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Beste Freundinnen

Mit 15/16 waren wir davon überzeugt unbesiegbar zu sein, meine Freundin Gitti und ich. Wir durchschritten gemeinsam die Leiden junger Mädchen, und bestärkten uns darin Dinge zu tun, welche eigentlich verboten waren. Zum Beispiel schwänzten wir die Schule für n’e Fahrt ins Blaue oder besuchten Charly in Herford der uns den „Little Richard" imitierte. Klauten im Kaufhaus Wimperntusche, die wir mit Spucke anrührten, trugen außer Reichweite der Eltern Hotpants, versteckten Zigaretten im Gartenschuppen, und sämtliche Kippen wurden schwesterlich geteilt.
Zum Trampen wählten wir aus Sicherheitsgründen stets diese kleineren Transporter, deren Fahrer, meist ältere gutmütige Typen, uns nicht selten n’en Schluck von ihrem Jabiko (janz billiger Korn) anboten.

Beste Freundinnen Hand-in_Hand in Miniröcken

Heute eint uns die Überzeugung, dass Geburtstage kein Grund sind älter zu werden, trotz einiger Blechschäden, liefert unsere Software konstant Ü 37 plus.

Natürlich ist eine Alexa keine Konkurrenz, auch ein umfangreiches PC-Update im Schneckentempo kippt uns nicht aus der Kurve, der angesagte Modetrend schon gar nicht, denn fast alles war ja längst früher schon mal neu. Zum Beispiel dieser 2019 angepriesene „Power Suits", das gab es bereits anno 1970. Doch nicht Kraftanzug hieß das Teil, sondern schlicht Hosenanzug.
So wie die Birkenstocktreter, ich weiß nicht mehr wie viele wir davon verschlissen in den herrlich gemäßigz warmen Sommern 1968.
Nun hat Valentinos Kreativchef Pierpaolo Piccoli dem kultverdächtigen Puffer Coat, einem Kleid aus Daunenjacke, Birkenstock Sandalen vom Typ Arizona, beigemischt, frenetischer Applaus ist ihm sicher.

An bleiernen Sonntagen, in einer öden Kleinstadt, geduldig wartend auf Godot --- äh --- Teddyboy, denn das „Gänseblümchen welches entblättert" war nicht jugendfrei. Doch Teddy, ein Filmvorführer, schmuggelte uns geschickt durch den Hintereingang.

Von einer dunkelblauen Animal Printjacke, samt gestreifter Kniepolster durften wir nur träumen seinerzeit in den Tauern, als wir mit Franz’l, unserem Hobbyskilehrer, den Idiotenhügel leerfegten, beim Parallelschwung üben, den Schneepflugbogen verpatzten, sowie äusserst rasanten Wedel-Schwüngen.
Was wir jedoch schon hatten, waren Keilhosen mit Steg, auch gefütterte Windjacken samt Fellkapuze, die es leider immer noch gibt. Mittlerweile sind wir zu der Erkenntnis gelangt kein Fell mehr zu benötigen, von welchem Tier auch immer, um nicht zu frieren.

Heute stolpert eine Haily Sonstwer mit bis zum Knie verrutschter Grossbody Bag übers Trottoir und n’e Kylie Dingens schraubt sich cool n‘e Bucket Bag um ihre Hüftknochen.
Wir benötigten damals nur Shirts mit gedruckten Botschaften drauf, um Aufmerksamkeit zu erhaschen, etwa "Atomkraft, nein danke" oder "Du bist zwar nicht schön, doch betrunken wird’s geh‘n" und "Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin".

Pokerface Kate Boss gefällt uns total wenn sie bekifft aus irgendeinem Nachtclub torkelt und ins Blitzlichtgewitter ein freundliches L. m. a. A. schickt.
Anders Berufsbittermiene Victoria von Schreckhals. Selbst wenn diese sich mit ihren Zehentangas in der Culotte, Modell „Bed Sheet", hilflos verheddert, machen wir kein Fenster auf.

Übrigens, inmitten unserer altersvernarrten Zeit, wird selbst graues Haar erfolgreich vermarktet der Slogan: "Herzeigen statt verstecken", auch manch "Änderungsfleischerei", hat bereits Insolvenz angemeldet.
Und demnächst werden meine Freundin und ich die Pisten von Changbaishan aufmischen, mit Hilfe Fleece gefütterter Overalls, doch keinesfalls als Michelin Frauchen, sondern blue tomato, aufgeblümt, figurbetont und konsequent echt Retro.

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