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Beziehungskiste

tanzendes Paar

Marion hat ihn endlich, den Mann der ihr fehlte, sie führte bis dahin ein mehr oder weniger erfülltes Single-Dasein. Doch im Laufe der Jahre zementierte sich der Wunsch nach einem neuen Partner. Es war jedoch ein schwieriges Unterfangen „DEN“ adäquaten Lebensmenschen zu finden, denn das fortgeschrittene Alter wird begleitet von allerlei Lebensgepäck, man nennt es auch uncharmant „Altlasten“.

Diese verbauen nicht selten den Weg zum ungetrübten Glück, erfinden unzählige Gründe die ersten zarten Bande zu vereiteln. Doch dank der seriösen Partnervermittlung mit dem Motto „Gegensätze ziehen sich an“, hat Marion IHN gefunden, ihren Mr. Right: Robert.

Seit Anfang Januar teilen sie sich nun Tisch und Bett, doch nach einer gewissen Anlaufzeit erlangten zuerst unmerklich, aber stetig die „alten Gewohnheiten“ wieder an Bedeutung. Es fing mit der ständigen Sucherei der simpelsten Dinge an und endete mit der Schwierigkeit, die körperlichen Ansprüche zu koordinieren.

Neulich verlegte Robert seine „Dritten“ und er verbrachte den halben Tag damit, feuchte, lispelnde Sätze zu schenken, welche Marion mühsam von seinen Lippen pflückte.

Ein andermal vermisste er seinen Rasierapparat, doch kein cooler drei Tage Bart, sondern „getrocknetes Bohnenkraut“ bewohnte sein Antlitz.

Geradezu in Panik gerät sie, wenn beide zur gleichen Zeit ein dringendes Bedürfnis heimsucht, (denn leider besitzt ihre gemeinsame kleine, aber feine Wohnung nur ein WC.) Marion tänzelt dann hüpfend mit fest zusammengekniffenen Beinen in unbequem gebückter Haltung von einem Flurende zum anderen. Ihr Flehen, er solle sich doch gefälligst etwas beeilen, wird lediglich mit dem Wort "PROSTATA" sofort zunichtegemacht. Resigniert gönnt sie sich dann stets zum wiederholten Male ein nasses Unterhöschen.

Ihre Vorlieben bezüglich der Speisen ähneln der einer Schere, welche auseinanderklafft wie bei reich und arm in unserem Lande. Es gibt grundsätzlich nichts, was er mag, was sie bevorzugt und umgekehrt.

Wo ist bloß mein Dingsda oder hast du vielleicht meine Brille gesehen? Dies sind geflügelte Worte, welche verlässlich ihren Alltag bereichern.

Die Wahl des Fernsehprogramms war eine enorme Herausforderung, er liebt Helene Fischer (wenn Marion die sieht bekommt sie stets schlechte Laune) und sie ist der Meinung, sie sei eine humorlose Entertainerin. Zwei Fernsehgeräte sind deshalb keineswegs ein Luxus, denn sie ermöglichen, dass jeder sein persönliches „Öffentliches Recht“ befriedigen kann.

Zur Zeit wird darüber diskutiert, wer von ihnen demnächst im Wohnzimmer nächtigen darf, denn sie sind beide Sportschnarcher und möchten sich dies Vergnügen nicht verbieten. Sie favorisiert das Rotieren, er das in-Kauf-nehmen, aus bestimmten Bequemlichkeitsgründen. Bei etwaiger Kuschellust Marion erst in einem anderen Zimmer aufzustöbern, dies törne ihn gewaltig ab.

Und neulich verwechselten sie, wegen einer kleinen Unachtsamkeit, ihre Pillenboxen und die vertauschten Nebenwirkungen bescherten ihnen eine bis dahin für nicht mehr möglich gehaltene Gefühlsexplosion.

Autor: galen

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