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Das letzte Hemd braucht keine Taschen

Es ist fast so als durchstöbere ich einen Urlaubskatalog, diesmal jedoch verspüre ich keine Lust auf Strand oder streifenlos gebräunte Haut.
Eine andere Freude, eine fast überirdische, bescheren mir heuer die verlockendsten Bestattungsangebote.

Zeichnung eines Grabsteins

Zum Beispiel wird dort in Aussicht gestellt, auf einer Almwiese in alle Winde verweht zu werden, an friedlich grasenden Rindsviechern vorbeisegelnd, und herabschwebend am schroffen Felsgestein, sanft niedergleitend, bis hin in tiefsattgrüne Täler. Diese Bergbach-Bestattung verspricht ebenfalls Reizvolles, doch leider bin ich unheilbar wasserscheu.
Auch eine Seebestattung samt Trauerzeremonie nach echter Seemannsart schließe ich kategorisch aus, denn bei nur einer Handbreit Wasser unterm Kiel werde ich schon seekrank.
Ich geh mit mir durchs Feuer, keine Frage, jedoch meine Urne sollte biologisch abbaubar sein, eine Natur-Urne ist absolut Pflicht.
Und der sogenannte Gemeinschaftsbaum könnte verlockender Ruheplatz sein, wenn ich mir jedoch vorstelle, wer dann alles ungefragt neben mir ständig verweilt, gar Menschen, welche schon zu irdischen Zeiten unsympathisch waren, ein No-Go! Eine *stille* Waldbestattung im Hunsrück, sehr individuell, der Hunsrück, so denke ich, ist auch noch nicht so sehr überurnt. Dieser *Basisplatz im Friedwald ohne Baumwahlpflicht erregt meine volle Aufmerksamkeit.

Oder vielleicht doch ein *Erinnerungskristall als Träne, Flamme, Pyramide, oder Fußball, an einem Herzanhänger mit Silberkette? Vermutlich wird sich dies Kleinod in seiner Schatulle zu Tode langweilen und irgendwann achtlos entsorgt, weil sich niemand mehr erinnern kann an mich, als Flamme.
Wer keine Wahl hat, hat auch keine Qual sagte meine Großmutter selig beim Zurechtlegen ihres Sonntagskleides, apropos was ziehe ich eigentlich an zum Feuertanz?

Die Farbe des Kleides ist mir diesmal absolut schnuppe, wieso eigentlich Kleid? Werde meinem Stil treu bleiben und nehm’s wie immer sportlich, doch ich kann mich partout noch nicht entscheiden, was nun zu meiner Asche passt.
Könnte mir auch gut eine Beisetzung auf dem Friedhof meiner Wahl vorstellen im Vogtland eventuell.
Oder ich entscheide mich schnöde bodenständig, und bleibe im Lande, denn schräg gegenüber auf dem Gemeinde Gottesacker sind noch jede Menge Plätze frei.

Autor: galen

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