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Den Bauch flach halten war gestern

Habe neulich in der Yellow Press ein süßes Frauen Bäuchlein entdeckt. Dies fantastisch, sanft „innen-dellige“ Gebilde verzauberte mich auf der Stelle, weil ein Bauch ist immer Schuld, wenn der Hosenbund klemmt oder das Kleid überm Hintern spannt.

Bauch einer Frau mit Maßband umwickelt

Nun gibt es ja Mittel und Wege, einen allzu vorwitzigen Bauch geschickt zu verbergen, zum Beispiel mit Hilfe des sogenannten "Bauchhalters", der jedoch eine unglaublich raffinierte Schnürkunst verlangt. Total hip sind auch solch neckische Spitzen-Miederhöschen mit eingearbeiteter "Bauch drück weg“-Vorrichtung. Besonders jüngere Frauen, die unentwegt ihrer angeborenen Leibesfülle den Krieg erklären, bevorzugen solch patentierte Variante.

Ins Grübeln gerate ich regelmäßig, wenn ich unbeabsichtigt solch ein zartes weibliches Wesen Typ „ich kann auch Model" beobachte, wie flink ihr Hungerhaken-Popöchen unter der Geisterbahn-Beleuchtung einer Umkleidekabine ohne Sichtschutz rucki zucki in eine 32-iger Skinny flutscht. Nur weg hier, das ist doch nicht die Realität, ich seh' sie doch täglich, diese Plautzenonkels und Dickwanste. Zugegeben, solch Bäuche gehören eher zur männlichen Spezies, und für manch einen ist seine Kugel auch so etwas wie ein Markenzeichen. Einige behaupten sogar "ein Mann ohne Bauch sei wie ein Haus ohne Balkon". Außerdem kann "mann" seinen gehätschelten Bierbauch geschickt unterm XXL Hemd Made by Flag Factory bunkern.

Nun aber zurück zu den Frauen. Ein Babybauch wird natürlich gern hergezeigt, doch sobald der Nachwuchs geschlüpft, gehts den Schwabbelröllchen ans Fell, zeitnah wird ein Personal Trainer gebucht und ohne Wenn und Aber ist Mamis Bäuchlein spätestens in sechs Wochen wieder Top of the Best. Es heißt ja mit zunehmendem Alter sollten Frauen besonders auf ihre Figur achten, Papas Kuschelranzen hingegen darf bleiben, verleiht dieser dem ebenfalls in die Jahre Gekommenen einen nicht zu unterschätzenden Gemütlichkeitsfaktor. Außerdem adelt er ihn zum Felsen in der Brandung, wenn nicht gar zum Lieblings-Knuddelbärchen.

Wir Frauen besitzen nun mal dies angeborene Kämpfer-Gen, unerbittlich bestrafen wir eine allzu dickfellige Kuppel knallhart mit mindestens fünfwöchiger Kasteiung. Weil es ist immer der Bauch im Weg, wenn der Reißverschluss schon im ersten Drittel streikt - seufz - Frau hätte ohne diesen Störfaktor 100 pro exakt Kleidergröße 38 light. Sie gönnt sich ja fast nichts mehr, noch nicht mal nur von Nougat-Keksen zu träumen! Und dieser Beach Look 2021 "Mutti geht baden“ ist eine Zumutung, klar, "schwimmt Fett immer oben", doch solch eine Tatsache derart öffentlich zu machen, gleicht einer verletzenden Bloßstellung.

Doch es gibt berechtigte Hoffnungen an der umkämpften Bauchfront, Brigitte O., eine Redakteurin der Zeitschrift "Happy Way", stieß bei ihren Recherchen auf einen zertifizierten "Bauchflüsterer". Diesem soll es sage und schreibe gelingen, in nur drei Sitzungen sämtliche Bauch-Zweifel zu zerstreuen. Solch ein Bauchredner Seminar ist nicht gerade billig, doch es lohnt sich, weil es vermittelt ernstlich, dass jeder Bauch ein Recht darauf hat, auch ein echter Bauch zu sein, so wie ihn die Natur gewollt. Und es sei geradezu unsere Pflicht, jedem Bauch, egal welcher Gattung, ein artgerechtes Leben zu ermöglichen.

Behutsam überzeugt der „ein Bauch gehört nur sich allein“-Experte, das zum Teil arg bauchgebeutelte Klientel mit einer geradezu revolutionären Betrachtungsweise. Es heißt dort zum Beispiel: "Mit einem flachen Bauch kann man zwar leben, doch es ist sinnlos, denn ein natürlicher Bauch sei erst dann ein richtiger Bauch, wenn er den gesetzlich vorgeschriebenen Umfang vorweisen kann." Magerbäuche gelten seit dem letzten Herbst als psychologisch zu betreuenden Minderheiten und unterliegen übrigens einer Meldepflicht.

Nun ja, bekanntlich sind wir Frauen meist den Männern in puncto Lebensweisheiten überlegen, doch zumindest "Bauchstrategisch" hat das starke Geschlecht mal voll den Durchblick ...
Denn deren bodenständige Erkenntnis – lieber ein Bauch vom Saufen als ein Buckel vom Arbeiten – galt und gilt für sie seit jeher als Legitimation bezüglich diverser Bauch-Ausuferungen.

Autor: galen

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