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Was wollte ich denn jetzt nochmal?

Immer wenn ich mir diese Frage stelle, gehe ich dahin zurück, wo ich meinen letzten Gedanken verlor, dann fällt es mir sofort wieder ein.

Das Toilettenpapier wollte ich nämlich auffüllen!
Und welchen Tag haben wir eigentlich heute? Denn ich wünsche eifrig „einen schönen Dienstag“ und dabei hat längst der Mittwoch das Zepter in der Hand.
Doch nicht diese Vergesslichkeit ist daran Schuld, wenn ich erst um 11:45 Uhr, statt einer Stunde früher beim Zahn Doc erscheine, nein das habe ich so gewollt, denn die Wartezeit verkürzt sich angenehm, weil mittwochs um 12:00 Uhr die Praxis bereits geschlossen wird.

Eintrittskarten

Übrigens alt zu sein habe ich mir früher viel blumiger vorgestellt.
Ich sah mich stets inmitten lila Sandalen tragender, glücklicher grauhaariger Frauen, welche dem Alltag sprühende Kreativität verleihen. Nun erstaunt es mich, dass rasante Turbo-Omis, allesamt mit einem jugendlichem Touch ausgestattet, das Stadtbild prägen. Natürlich möchte niemand mehr diesen krass gemusterten Kittelschürzenträgerinnen, samt fusseligem Dauerwellkopf begegnen, so wie zu Tantchen Alvermanns Zeiten. Doch träumte ich völlig naiv von solch abgeklärt, gütiger Weisheit, welche dem Lebensabend eine angemessene Würde verleiht.

Selbst in den Seniorenresidenzen Fehlanzeige, weil üble Zicken-Sticheleien dort an der Tagesordnung sind.
Etwa: „Frau Herbolzheim, Sie haben schon wieder mein blaugrünes Stuhlkissen gestohlen.“
„So ein Blödsinn, Sie sind ja nur neidisch, weil Herr Wucherpfennig gestern mit mir sogar zweimal tanzte!“

Und diese selbstbewussten Ü70-Frauen, von der Sorte „Fashion Queen“, ernten heutzutage nicht selten begehrliche Sammlerblicke jeglicher Männeraltersklassen, doch wem gefalle ich eigentlich noch? Etwa dem näselnden Apotheker mit Mundgeruch, oder meinem betagten schusseligen Hausarzt, gar diesem nikotinparfümierten Nachbarn, mit der sanierungsbedürftigen oberen Zahnreihe?

Kurz nach meinem letzten runden Geburtstag trainierte ich mir völlig neue Verhaltensweisen an.
Meinen geheimen Wunsch, den Mauna – Kea zu besteigen, habe ich locker abgehakt, dieser welkt nun genauso vor sich hin, wie das Heideröschen seit 1957 in meinem Poesiealbum von Heinz aus Lüneburg.
Und so eine Annonce beamt mich neuerdings sofort auf die höchste Palme.
„Schmusekater mit Freigang sucht multitasking-begabte, zierliche, jugendliche, jedoch auch reife, erfahrene, Frau (Schuhgröße 36) welche sich in Jeans genauso wohlfühlt wie in einem femininen Blümchenkleid.“
Solch Nonsens wird umgehend der Hashtag-Me-Too-Bewegung gemeldet.
Konsequent rempele ich jeden Snapchatter zu Boden, der es wagt, mich zu übersehen, bin doch nicht mit n’er Tarnkappe unterwegs!

Neulich bugsierte ich cool diesen sperrigen Zwillingskinderwagen aus dem engen Gang der Gemüseabteilung im Supermarkt. An den entsetzten Mutterblicken vorbei, zack zum Ausgangsbereich, die verdutzten Eineiigen erheiterte ich währenddessen mit meinen lustigsten Grimassen.
Und auf der Suche nach dem vielversprechenden Frischekick „Eight Hour Cream Lip Protect Stick Sheer“ kürzlich bei DM und längerem vergeblichem Umherirrens, die wie aus dem Nichts kommende, scheinheilige Frage : „Kann ich Ihnen vielleicht helfen?“ quittierte ich äußerst genervt. „Fuck you, ich komme zurecht, bin auch ohne dies Zeugs noch gut durchblutet.“

Und morgen schon cancel ich bei Professor M. vom Bodensee den OP-Termin, weil letzten Mittwoch habe ich mich mit den unaufhaltsam zum Kinn wandernden Mundwinkeln versöhnt. Wünsche diesen inzwischen viel Erfolg auf ihrer Reise Richtung Gott weiß wohin.

Eines jedoch möchte ich unbedingt noch auf den Weg bringen bevor's eventuell zu spät ist. Und zwar den Club der fidelen Winkeärmchen "Ü -- schnurz egal" gründen, und auf dem allerletzten Konzert der Stones in der Berliner Waldbühne mit meiner Freundin Annegret irre abrocken.

Werde gleich mal Tickets besorgen ------ äh -------- das war ja bereits schon am
16ten März!

"Frau" kann sich ja wohl mal irren… oder?

Autor: galen

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