Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

Die große Nabelschau

Meist veranstalte ich im Jahr zwei Nabelschauen und zwar zum Geburtstagen und zum Beginn eines neuen Jahres. Dies geschieht in der Abgeschiedenheit eines Stillen Kämmerleins- abends,- alleine mit meinem Ich und einem verschwiegenen Flaschengeist, einem Roten Burgunder aus der Nachbarschaft.
Das erste mal, es ist schon einige Zeit her, nahm ich die Nabelschau all zu wörtlich. Das heißt, ich betrachtete meinen Nabel indem ich mich vor einen Spiegel stellte.
Wer es nicht wissen sollte, so ein Nabel ist ein meist mehr oder weniger tiefes Loch. Mein Nabel entspricht wahrscheinlich nicht den Schönheitsidealen. Er sieht aus wie ein erloschener Vulkankrater um den sich ein leichter aber durchaus wilder Bewuchs angesiedelt hat; und der zu meinem Ärger genau aus dem Material besteht welches mir auf dem Kopf – durch mein intensives Nachdenken verursacht-so dringend fehlt.
Die Tiefe des Kraters entsteht eigentlich durch den Lavagürtel von dem der früher feuerspuckende Vulkan umgeben ist. Sagen wir es gerade heraus, er liegt genau auf dem 50sten Breitengrad, den man auch auch den Speckgürtel nennt. Über die Höhe meines Speckgürtel ist zwischen dem Arzt meines Vertrauens und meiner Frau ein Streit entstanden, unter dem ich sehr zu leiden habe.
Für den Arzt ist mein Speckgürtel zu hoch gewachsen, für meine Partnerin bestehe ich auch um die Hüften herum nur noch aus Haut und Knochen ( liebevoll erhalte ich Attribute wie „ Dünnerle“ oder schlimmer noch „ Knochenmännle“.) Deshalb habe ich es auch vorgezogen mich verschämt ( wie aus der Anfangszeit unserer Liebe gewohnt) nur in der Dunkelheit aus- oder anzukleiden.
Um so mehr wandern meine dürstenden Blicke auf die sonnenbeschienen prachtvollen Flachvulkane jener jungen Damen, die Bauch- oder Nabelfrei tragen können; „können“ möchte ich dabei besonders stark betonen. Da ist der Vulkan noch nicht ausgebrochen und es gibt deshalb auch keine Lavafelder um den 50sten Breitengrad. Ein Blick, den sich fast alle Vulkanologen gerne leisten und ganz besonders interessant wird es, wenn der noch schlummernde Vulkan mit einer Piercingperle verschlossen wurde.

Meine persönliche Nabelschau ist seit langem auf das Nachdenken über Vergangenes und das Nachdenken was noch kommen könnte (reine Astrologie) beschränkt. Körperliches Nabelgucken ist out!
Viele Menschen haben sich wahrscheinlich noch nie mit dem eigenen Nabel beschäftigt. Meine schönste Zeit aber war-da bin ich mir sicher war- als ich über eine Pipeline, die Nabelschnur an meine Mama angeschlossen war. Glücklich wie ein Fischlein im Wasser schwamm ich umher, geborgen und sicher. Es war wunderbar warm und Mama versorgte mich mit dem Allerfeinsten.
Als ich dann merkte, wie ich wuchs und wuchs und mir der Swimmingpool zu klein wurde, strampelte ich heftig und stemmte mich gegen die schützende Hülle die mich umgab.
Ich hörte noch wie Mama meine 3 älteren Schwestern zurief:
„ Kinder jetzt könnt ihr „es“ fühlen, ich war ja noch sächlich etwas Unbestimmtes, da es kein U-Schall gab“.
Und meine Schwestern die vielleicht bis dato an den Storch glaubten, wunderten sich und sagten „Ah und Oh.“ Später haben sie mich immer geärgert, weil ich ein Junge wurde.
Dann , als ich pudelnackt und abgenabelt so da lag, wusste ich:
„Menschlein jetzt geht der Ärger los. Schluss mit lustig wars“
und der Ernst des Lebens begann mit einem trennenden Schnitt in die Wirklichkeit.
Die Geburt ist ja die eigentliche Vertreibung aus dem Paradiese und man hat keine Entscheidungsmöglichkeit, wo diese stattfindet.

Damit möchte ich alle die ihren Nabel vergessen oder ihn überhaupt noch nie so betrachtet haben, dies unbedingt zu tun.
Es lohnt sich am 50sten Breitengrad zu forschen!

Artikel Teilen

 

Artikel bewerten

Es wurde noch keine Bewertung abgegeben. Sei der erste, der diesen Artikel bewertet! Nutze dafür die Sterne:


0 0 Artikel kommentieren
Themen > Unterhaltung > Kolumnen, Anekdoten und Co > Fiddigeigeis Kolumnen > Die große Nabelschau