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Erlebnisse im Supermarkt

Mancher Rentner mag sich mit bangen Herzen fragen: Wie überstehe ich all die Rentenkürzungen; die Bestehenden und die Zukünftigen?
Seid ruhig und zuversichtlich ihr, die ihr ungeliebt im kaltherzigen Deutschland eurem Erdendasein entgegen sehen müsst.
Im Supermarkt findet ihr Rettung alleine!
Wie tröstlich steht es doch schon in der Bibel oder im Neuen Testament (ich bin mir da nicht so sicher): „Sehet doch die Vögel unterm Himmel, sie säen nicht, sie ernten nicht und der Herr ernähret sie doch“.

Und das mit der himmlischen Ernährung geht so: Eines schönen, aber trotzdem sorgenvollen Rentnermorgens schickte mich meine Frau mit abgezählten € 3,79 zum Wocheneinkauf in den örtlichen Supermarkt. Und da, da machte ich diese uns Rentner beglückende Entdeckung der kostenlosen Ernährung, dort nämlich stieß ich auf jenen Garten Eden (Oder Tischlein deck dich), wie es unser Herr, auch den Vögeln unterm Himmel versprach!


Gleich am Eingang konnte ich meinen, seit Wochen auf Hunger eingestellten Rentnermagen mit bereits fein zugeschnittenen Früchten wie Ananas, Mango und Guaven aufwärmen. Diese feinen Leckereien wurden mir mit kleinen Gläschen Karotten-Tomaten-Orangensaft kredenzt.
Dahinter schenkte eine Dame, ganz in feierlichem Schwarz gekleidet und mit einem üppigen Dekolleté und französischem Charme versehen, echten Champagner aus, der mich beschwingt zum nächsten Stand tanzen ließ.
Nämlich zu einem – als Franzose, mit Original Baskenmütze – verkleidetem Sachsen. Der zwang mir regelrecht „ä Stückschen eschde Gänseläber“ auf. Im anschließenden Verkaufsgespräch gelang es mir zusätzlich drei weitere Happen in mich reinzustopfen (denn es war ja Stopfleber).
Das Versucherle, ein trockener Riesling aus Baden, natürlich „sonnenverwöhnt“, bot mir einen wunderbaren Abschluss auf die fette Innerei der französischen Gans und ließ mich mit meiner Zunge, solcher Genüsse seit der Rente entwöhnt, genießerisch schnalzen.
Und schon empfing mich ein Gourmethimmel, von Bella Italia serviert, der voll mit Mailändersalami und Parmaschinken und anderen Schmankerln hing. Scheibe um Scheibe italienischer Metzgerskunst verschwand in meinem sonst auf Sparflamme eingestelltem Schrumpfmagen.
Am nächsten Stand wurde temperamentvoll mit Flamenco und klappernden Kastagnetten für spanische Weinlandschaften geworben. Nach sieben Proben war ich froh, mich am Einkaufswagen festklammern zu können.

Die Schweizer Jodlergruppe, von echten Alphornbläsern unterstützt, am Käsestand nebenan, bot mir kräftige Appenzeller-Bergkäse und Emmentaler an, mit welchem ich die plötzlich eingetreten Gehprobleme etwas abmildern konnte.
Als französische Konkurrenten Happen mit weichen Camemberts und kräftig riechenden Münstertäler für mich anrichten wollten, umging ich sie elegant, indem ich mich durch die Abteilung für Klopapier schlich, da dort wahrscheinlich keine Proben angeboten wurden; obwohl mich dies wunderte, denn mit Hilfe moderner Trockenklo-Häuschen wäre auch so eine Probesitzung möglich. Also noch eine echte Werbelücke für einen Marketingspezialisten!
Kurz vor der Kasse gab es als Dessert Meiers Joghurt mit verschiedenen Früchten, oder/und Pudding von Dr. Özer zu schlappern.

Ein Probekaffee von Tabu war dann der Abschluss einer wahrlich kulinarischen Rundreise.
Mein Wagen war leer, mein Magen dagegen angenehm aufgefüllt. Als ich durch den Kassenbereich schob hatte ich noch die 3.79€ in der Tasche und war pumpel satt.
Draußen schnappte ich nach frischer Luft und einer kostenlose Zeitung, wobei ich (leicht betrunken) versprach, evtl. ein Abo abzuschließen.
Jetzt freue ich mich schon auf den nächsten Rentnertag, denn da ist Gutes vom Hohen Norden angesagt: Räucheraal und Akvavit, das ist doch auch nicht schlecht, oder!

Also ver(g)esst euren Rentnerkummer und lebt wie Gott im Supermarkt.

Käseproben im Supermarkt

Autor: Fiddigeigei

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