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Illustrierte Gesellschaft

Eine Ferienwohnung hat eine eigene Erlebniswelt zu bieten.
Man tritt ein und steht in Räumen in denen schon vor uns den „Neuen“ andere, uns fremder Leute gelebt haben. Und jeder Bewohner lässt garantiert etwas liegen.

Ausgelesene Zeitschriften, z. B. signalisieren den jeweiligen Bildungsgrad, Interessen und die politische Einstellung der „Vorbewohner“.

Da findet man die Gebildeten, die neben dem mehr links angesiedelten Spiegel den politischen rechten Gegner im Fokus haben. Das Handelsblatt, Capital und die Financial Times deuten auf mutige Aktienspieler und Anleger hin. Und man ist froh, auf dem Teppich keine verwischten Blutspuren zu sehen und auf Kopfhöhe keine Einschusslöcher in den Tapeten zu finden. War er nun ein Winner oder Loser? Konnte er vielleicht nicht einmal mehr die Mietkosten aufbringen und hat sich erschossen, oder hat er sich mit seinem Gewinn eine schicke eigene Ferienwohnung vor Ort gekauft? Schwamm drüber!

Unser nur noch in Pink gekleidetes Prinzesschen fand eine große Auswahl an Donald Duck Heftchen vor. „Opa, vorlesen!“ Dabei hätte ich ihr doch so gerne meine bei Kindern so beliebten Märchen, wie Rotkäppchen und der böse Wolf, erzählt. Warum war die Pinkene so ganz anders? Sicher ein Erziehungsfehler. Darüber muss ich unbedingt mit den Eltern sprechen, was die lieben Erziehungsberechtigten ganz besonders an Omas und Opas zu schätzen wissen. Da bin ich mir sicher.

Die Damen dagegen hinterlassen ganze Stapel von „Bunten Blättern“. Da sind vorne Schlagzeilen über Hochzeiten und Schmuddelkram drauf von Promis, Stars und Sternchen, Königen und Königinnen samt deren Prinzen und Prinzessinnen. Es erstaunt mich immer wieder aufs Neue, was es aus dieser Welt des schnöden Seins und Scheins alles zu berichten gibt und wie viel hochgeistiger Journalismus verspritzt werden muss, um Frauen total abfahren zu lassen. Irgendwie bleibt bei mir beim Betrachten dieser Literatur der Eindruck zurück, wie weit Frau und Mann doch bei ihren geistigen Interessen auseinanderliegen.

Ich für meine Person suche nämlich ganz gierig die zurückgelassenen Stapel durch, um vielleicht auf Ausgaben vom Playboy oder Penthouse zu stoßen und diese dann klammheimlich in einem unbeobachteten Augenblick unter die Matratze schieben zu können.

Unsere pinkfarbene Prinzessin und in der Familie „Obergescheitle“ genannt, die ihre Augen überall hat und die Bilder auf der Titelseite sofort wahrgenommen hat, sagte: „Opa, sind das die armen Menschen aus Afrika, von denen du mir immer erzählst, wenn du mir keine Süßigkeiten kaufst oder ich nicht aufessen will? Die Mädchen tun mir wirklich leid, so nackt, haben wohl gar nichts zum Anziehen, die Armen.“

Da bin ich dann ungeheuer froh, wenn diese kleine Hexe nicht mit den hübschen Nacktedeis zur Oma läuft und erzählt: „Schau mal Oma, was Opa gerade gefunden hat, ein Heftchen mit lauter armen Mädchen!“

Dann wäre das Versteck unter der Matratze überflüssig geworden.

Zeitschriften

Autor: Fiddigeigei

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