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„Du sollst nicht fluchen“ – guter Vorsatz für das Neue Jahr?

Wer hat sich nicht schon einmal vorgenommen, im Neuen Jahr endlich mal einen guten Vorsatz zu verwirklichen? Wie zum Beispiel:
Weniger essen, vor allem nichts Süßes, weniger Alkohol, mal auf eine Zigarette verzichten, mehr bewegen, besonders an der frischen Luft usw. usw.
Aber auch nicht fluchen?

Messer

Doch, du SOLLST fluchen. Das jedenfalls behaupten britische Psychologen. Sie haben nämlich herausgefunden, dass Fluchen hilft und heilt und dass sich Schmerzen besser ertragen lassen, wenn man gleichzeitig laut flucht und schimpft.
Das gilt nicht nur für körperliche Schmerzen. Nein, auch seelisches Leid und Ärger kann man auf diese Art lindern. Man soll also laut schimpfen und fluchen, wenn die Seele schmerzt, ein Ärger zu groß wird, oder es im Rücken zwickt.
Wie wahr, wie wahr, denn auch ich machte diese Erfahrung, ausgerechnet ein paar Tage vor Weihnachten.
Ich hatte mich nämlich gebückt, um nach dem Braten im Backofen zu schauen, und – kam nicht mehr hoch, der Hexenschuss saß. Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, denn am ersten Weihnachtstag erwarteten wir zwei liebe Freunde, die wir seit Jahren nicht mehr gesehen hatten.
Den Braten im Backofen rührte das wenig. Er brutzelte einfach so für sich hin, und im Topf auf dem Herd köchelte gelangweilt eine Gemüsebrühe.

Vor Schmerz unfähig mich aufzurichten, packte ich wütend den nächstliegenden Gegenstand, schmetterte ihn mit voller Wucht gegen die Wand und schrie einen derben Fluch hinterher. Das Brotmesser landete in der Ecke am Boden, die Spitze abgebrochen.
Ganz egal, diese Aktion hatte mir jedenfalls gut getan.
Mit einer Hand gestützt auf den Küchenstuhl, langsam auf ein Knie hinab sinkend, bekam ich das Messer irgendwie zu fassen und mit ihm die abgebrochene Spitze.
Noch immer nach vorne gebeugt, schob ich mich stöhnend auf den Stuhl und betrachtete schadenfroh grinsend unser uraltes, nun amputiertes Brotmesser.
Mein Mann, der wohl meinen lautstarken Fluch gehört hatte, kam eiligst zur Tür herein. Er ahnte was passiert war, und während er mir beim Aufstehen half, entschlüpfte mir anstatt eines weiteren Fluches nur noch ein jämmerliches Aua aua …
Da jedoch auch der stärkste Fluch keine Langzeitwirkung hat, griff ich nun doch zum Schmerzmittel aus der Apotheke.

Als unsere Freunde am Mittag des ersten Weihnachtstages eintrafen, war die Freude groß und ich in halbwegs guter Weihnachtsstimmung.
Was das geschundene Messer betrifft, ist es trotz abgebrochener Spitze noch immer im Einsatz. Und wenn ich es manchmal sinnend betrachte, weiß ich, dass es mir meinen Wutanfall gnädig verziehen hat.

Autor: fleurbleue

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