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Spezialität beim Klassentreffen

Unser einziges Klassentreffen fand vor etwa 15 Jahren in Belgien statt, dort, wo wir die Klosterschule der Ursulinen besucht hatten.
Auch wenn nur zwölf Ehemalige am Treffen teilnehmen konnten, hatte Madeleine einen separaten Raum in einem schönen Restaurant reserviert.
Als dann alle nach und nach eintrafen, war es schon ein wenig befremdlich, in den gealterten Damen die Mädchen von damals wiederzuerkennen.
So hörte man bei der Begrüßung immer mal wieder einen Ausruf der freudigen Überraschung, manchmal aber auch ein wenig fragend und verhalten.
Doch während des reichhaltigen Buffets lernten wir uns wieder näher kennen, tauschten Aktuelles aus, um schließlich beim Dessert in zahllose Erinnerungen abzutauchen.
Das fand einfach kein Ende, und die Zeit verging viel zu schnell.

Als Arlette plötzlich an eine Geschichte mit Mère Jeanne erinnerte, diese schwergewichtige und impulsive Ordensfrau mit den schwarzen Augen, fingen einige bereits an zu kichern. Auch ich ahnte schon was kam.
Denn Mère Jeanne unterrichtete nicht nur französische Grammatik, sondern belehrte uns auch in Religion/Moral.
So sollte es eines Tages eine Speziallektion geben. Sie hatte nämlich beschlossen, uns über die allgemeinen Dinge des Lebens im Erwachsenenalter und vor allem über die verschiedenen Arten des Küssens aufzuklären.
Dazu verteilte sie Blätter, auf denen wir diskret und anonym unsere Fragen zum Thema Küssen stellen sollten.

Nachdem sie die Fragen auf den Zetteln überflogen hatte, begann sie ihre Erklärung:
„Da gibt es also zunächst den normalen Kuss mit geschlossenem Mund auf die Wange, was hier in Belgien und auch in Frankreich bei der Begrüßung gleich dreimal links rechts üblich ist.

Auch gibt es diesen geschlossenen Kuss auf den Mund. Ebenso mit halb geöffnetem Mund, der aber nicht zu feucht sein sollte.
Und schließlich“, sagte sie, indem sie eine angeekelte Grimasse zog,
„gibt es den Kuss mit der Zunge.“
Dabei öffnete sie den Mund, streckte ihre dicke Zunge heraus und strich sie voller Abscheu über ihre nach unten gezogenen Lippen.
Einige Schülerinnen bekamen rote Köpfe und starrten verschämt vor sich hin, die meisten aber konnten sich ein glucksendes Lachen nicht verkneifen und andere prusteten sogar laut los.
Nachdem Arlette uns an diese Geschichte erinnert hatte, bogen wir uns vor Lachen, und erst recht, als sie ernsthaft versicherte, sie sähe noch heute beim Anblick einer Nacktschnecke die dicke Zunge von Mère Jeanne.
Und mir geht es noch heute genauso.

Nacktschnecke

Autor: fleurbleue

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