Vergeblich - oder?

Gestern Abend auf der Terrasse überkam mich, wie damals wieder eine vage Hoffnung, denn eine Schar junger Meisen bevölkerte das Vogelfutterhaus. Regungslos saß ich in meinem Liegestuhl, in der gleichen Position wie vor einigen Jahren, die Kamera schussbereit auf dem Schoß und harrte der Dinge, die sich vielleicht wiederholen würden. Vielleicht. Doch leider vergebens.

Es geht nämlich um ein Erlebnis, von dem sogar ein Foto existiert, das mich immer wieder aufs Neue begeistert. Und das kam so:
Als wir seinerzeit das Abendessen auf der Terrasse beendet hatten, wechselte ich in besagten Liegestuhl, um den sommerlichen Abend noch ein wenig bequemer genießen zu können.
Und da geschah es:
Sie landete erst auf der Stuhllehne, dann auf dem Tisch. Ich rührte mich nicht und hielt den Atem an.
Neugierig inspizierte sie die Umgebung, pickte sogar an meiner Hand, hüpfte auf den Tellerrand und rutschte ab in den Rest der Salatsoße, wobei ich am liebsten laut gelacht hätte. Aber …
„Ach, hätte ich jetzt bloß meine Kamera hier“, flüsterte ich. Mein Mann erhob sich, um sie schnell zu holen. Eigentlich sinnlos, denn die kleine Meise war längst wieder weg.
Ich lehnte mich zurück, in der vagen Hoffnung auf eine neue Chance, jetzt aber die Kamera schussbereit vor mir. Und tatsächlich, das Unglaubliche geschah. Die kleine Meise machte den nächsten Versuch und landete auf der Spitze meiner Sandale.
Sie wusste nämlich genau, dass ich auf mein „Foto des Jahres“ wartete.
Von diesem Foto derart verzaubert, sandte ich es mit der dazu gehörenden Geschichte an die Redaktion unserer TV-Lokalzeit
Titel: „Mein schönstes Urlaubsfoto“.
Am nächsten Abend erschien es tatsächlich auf dem Bildschirm, begleitet von einem lustigen Kommentar des Moderators, der unter anderem meinte, die Einsenderin Andrea habe zwar keine Meise unterm Pony, aber eine auf der Zehenspitze.