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Weiberfastnacht in der Firma – Lang lang ist’s her…

Der Doktor hat Claire für eine Woche krankgeschrieben, denn dieses Mal ist die Erkältung besonders heftig. Und so verbringt sie die meiste Zeit im Bett, schnieft und döst, hustet und trinkt Tee. Soll Sophie doch jetzt die Arbeit machen und den Chef mal so richtig kennenlernen, denkt sie.
Nicht nur, dass Herr Müller ein eingefleischter Junggeselle ist, unnahbar und frauenfeindlich, nein, er ist ein beispielloser Umstandskrämer, der die Ausarbeitung seiner Schriftsätze so lange vor sich her schiebt, bis er kurz vor dem Abgabetermin in Panik gerät.
Und das bedeutet, dass die arme Sekretärin noch kurz vor Feierabend zum Diktat gerufen wird. Wie oft schon hatte sie ein Rendezvous oder einen Kinobesuch verschieben müssen, nur weil der Chef wieder mal nicht rechtzeitig fertig wurde.
Ach ja, und morgen ist Weiberfastnacht. Zu dumm, dass ich nicht dabei sein kann, denkt Claire. Oder?
Ein plötzlicher Gedankenblitz, – dieser Müller, eine Wahnsinnsidee nimmt Gestalt an – . Ja, das ist es, denkt Claire, meine heisere Stimme kommt mir da gerade recht. Ich werde mir ein paar Aspirin reinstopfen, und dann …….

An Weiberfastnacht geht es in den Büros hoch her. Das ist Tradition. Alle Räume und Flure sind mit Luftschlangen und Luftballons dekoriert, und aus dem Lautsprecher tönen die vertrauten Karnevalsschlager. Bis auf Claire hat sich im großen Büro die komplette kostümierte Mannschaft versammelt, etwas abseits in der Ecke, die Herren Müller und Schulze, eine Papierblume im Knopfloch und klugerweise heute ohne Krawatte.
Und los geht’s.
Es formiert sich eine Schlange, die beim Passieren der anderen Büros immer weiter wächst, sich treppauf treppab bewegt und singend durch das ganze Haus zieht.
„Es war einmal ein treuer Husar …“

Das ist der Startschuss für die schwarze Gestalt im Abstellraum.
Vorsichtig öffnet sie die Tür, schaut nach links, dann nach rechts, die Luft ist rein.
Mit Hut und Schleier, langem schwarzem Kleid, die Hände verborgen unter schwarzen Handschuhen, das Gesicht hinter einer Maske versteckt, huscht ein fremdes Weib in das verlassene Büro. An der Garderobe wuselt sie hektisch an den Mänteln herum, bis sie Herrn Müllers Mantel gefunden hat. In seine Manteltasche lässt sie ein kleines schwarzes Etwas gleiten und verschwindet, so schnell sie gekommen ist, wieder im Abstellraum.

Nach einer Weile kehrt die Gesellschaft singend ins Büro zurück und greift hungrig nach Sektgläsern und Käseschnittchen.
Da taucht plötzlich das fremde Weib auf, völlig außer sich, händeringend, heftig nach Luft schnappend:
„Wer hat mein Hemd geklaut? krächzt sie heiser.
„Wo ist mein Hemdchen? Ich will mein Hemdchen wieder haben!“
Sie grapscht sich einen Mantel nach dem andern und fingert nervös in den Manteltaschen herum.
„Hier ist nix, - nein, - hier nicht, - und hier? - Nein, auch nicht.“
Und plötzlich ein markerschütterndes heiseres Gekrächze:
„Dadada, da isses, ich hab es doch gewusst! Ich hab es gewusst!
D u hast mir mein Hemdchen geklaut!“
Sie zieht das schwarze Spitzendessous aus Herrn Müllers Manteltasche und flieht Hemdchen schwenkend zur Tür hinaus.

Zurück bleiben ein leichenblass gewordener Chef und eine kreischende Kollegenschar. -----
Aber nach dem dritten Glas Sekt hat Herr Müller die Peinlichkeit überstanden, singt und schunkelt sogar mit.

Autor: fleurbleue

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