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#1/2010 Wo sind sie geblieben?

Leider ist unser Mitglied Hatsch_43 im September 2014 verstorben. Wir sind sehr traurig, dass wir in Zukunft auf seine humorvollen, pointierten und hintergründigen Texte verzichten müssen.
Doch seine Alltagsbeobachtungen und Kolumnen bleiben aktuell und wir schätzen sie nach wir vor sehr. Deshalb kannst Du sie auch weiterhin auf unseren Seiten lesen.

Hatschis Alltagssplitter

Wo sind sie geblieben ...

...die so würdevoll mit breiter Brust formulierten Vorsätze? Erinnert ihr Euch noch? - Ein Glas Sekt in der Hand oder beim Ritual des Bleigießens vom Glockenschlag begleitet.

Nicht mehr Rauchen zum Beispiel. Da kenne ich viele, die meinten, nun fällt die Kippe von alleine von der Lippe. Oder der Kampf gegen die Pfunde. Von wegen Kampf. Da regte sich sofort der Pazifist in mir. So werden Vorsätze schon bald zu Nachsätzen.

So warten sie geduldig auf den nächsten Jahreswechsel, um wieder abgestaubt zu werden. Manche schieben Vorsätze auch auf die sprichwörtlich lange Bank. Da wird es auch immer voller und einige Vorsätze haben sich inzwischen im Gewühl verloren. Und betrachten wir es doch realistisch … Werden nicht eh Unsummen auf Banken verschoben?

Andere erkennen die Brisanz des Wortes Vorsatz. Sie nennen es vorsichtshalber Wunsch. Der Wunsch, dass die Hosen wieder passen sollten, muss ja nicht durch die Änderungsschneiderei erfüllt werden. Das Ergometer mit Puls- und Herzfrequenzprüfung steht doch wartend im Zimmer. Also aufsteigen und losfahren.

Halt - letztens las ich. „Hab mir vorgenommen, im neuen Jahr öfter mal bei Feierabend reinzuschauen.“ Toll! Ich seh das Lächeln bei den Machern von FA…

Jedes Jahr weckt Hoffnung - Erwartungen dagegen werden selten erfüllt. So begeben auch wir uns in die Wartestellung, was dieses Jahr wohl zulässt. Wenn es Gesundheit ist, lässt es uns bereits den Freiraum, selbst einen Teil 2010 mitzugestalten. Diesen Wunsch trage ich gerne in die Leserschaft. Wünsch ich mir ja selber !.

Als ich die ersten geschriebenen Tage des Jahres hier bei FA durchging, fiel mir auf, wie sich viele Menschen Mut wie frische Luft zufächeln. Manchmal klang es wie bei meinen Kindern - Singen im dunklen Keller, dem wohl doch ein wenig Angst zugrunde lag.

Was geschieht unserem Globus im Jahr 2010? Mich verwirren durchaus die Übereinstimmungen vieler Quellen, von Nostradamus (liegt bei mir im Schrank), Maya bis zur Bibel oder altem Testament. Oder wir halten flapsig am Slogan fest: Selbst wenn der Globus quietscht und eiert, es wird munter weiter gefeiert.

Na ja, die Finanz-Jongleure tun es ja auch. Und das mit neuer Kreativität in Art und Durchführung, aber mit gleicher kurzsichtiger Gesinnung wie gehabt. Schließlich haben die „bad banks“ den bis dahin fehlenden Mülleimer definiert.

Somit trägt mir mein Bankberater an, schon mal nach dem Begriff Inflation zu googeln. Die könnte uns bald in flagranti erwischen. Also lieber am Bauch nen Brilli als Luschen auf dem Konto.

Ein bisschen Glück suchen wir wohl alle, auch in diesem Jahr. Jetzt sagte ein Schweizer Glücksforscher, Glück sei eine Befindlichkeit, also variabel. Jeder ist seines Glückes Schmied, sagt ein Sprichwort. Und so sieht es auch manchmal aus, reichlich behämmert. Beim Zimmern unseres Glücks hauen wir uns oft genug mit dem Hammer auf den Daumen. Und dann vergessen wir, darüber zu lachen. Und dennoch finden wir die Grundlage in unserer Einstellung.

Das „Yes-we-can“ als Aufbruchsstimmung zu interpretieren ist doch OK. Nur ist niemals gesagt worden, „Yes, we do“. Kopenhagen ist eine schöne Stadt, das Tivoli eine nette Amüsierzone und der Ausflug dahin sicher fördernd für zwischenmenschliche Global-Beziehungen. Wie wir dagegen auch wissen, bleiben manche Studienreisen ohne Bildungserfolg.

Zur Deeskalation von Gewaltpotential entstehen nun auch weltweit Camps offen, wo die politischen Super-Nannis Tischtennis zum Aggressionsabbau betreiben. Da kann auch Deutschland nicht fehlen. Millionen zum Ausstieg. Die Frage bleibt, ob bei diesem Anreiz nicht einige erst einsteigen werden, um dann an einer Existenzgründingshilfe zu partizipieren.

Na ja, ich leb auf’m Berg, ersaufen tun die da unten. Ist das nicht ohnehin der Leitfaden der Gesellschaft? Was vor Nachbarszaun geschieht, interessiert wohl selten. So gibt es Schneechaos bei manchen nur, wenn sie selber schaufeln müssen.

Doch diesmal ist vieles anders. Plötzlich knallt die Medienlandschaft ein nie dagewesenes Elend aus der Traumzone Karibik vor die erstaunten westlichen Füße, die doch häufig geflissentlich um die Erfrierungen unter europäischen Brücken einen Bogen machten.

Bei genauem Hinschauen erkennen wir in dieser Katastrophe auch die verpassten Möglichkeiten. Für 40 Millionen bin ich Tagestourist im All, die Medizin ist bereits zu den größten Taten fähig. Allein die Voraussetzungen für alle zu schaffen, versäumt der Mensch wohl weiterhin.

Dann hab ich noch diejenigen im Ohr, die Pikierten, die bei derart hoher Medienpräsenz und Hilfeaufrufen von Verletzung haitianischer Menschenwürde redeten… Nun bin ich der Meinung, verschämt versenkte Hosenknöpfe in der sonntäglich kirchlichen Sammelbüchse gibt es genug. Dem Empfänger in der Krise ist es mit Sicherheit wurscht, ob eine Menge Geld per TV-Event mit Spendenquittung und Eigenwerbung verziert ist. Hauptsache sie kommt an.

Und wenn der reichliche Winterschnee all die Ereignisse wieder Schnee von gestern werden lässt, winkt uns der Höhepunkt der närrischen 5 Jahreszeit. In den Gemeindehallen gibt’s die Show der Illusionen. Dutzende von John Wayne laufen herum, den von Mutti in 20 Ehejahren längst ab erzogenen coolen Blick in den stahlharten Augen. Der Colt baumelt lässig und griffbereit unter den gichtigen Fingern. Der adipöse Batman-Bauch stolziert mit wabbligen Schritten durch den Saal, jederzeit bereit abzuheben. Und die Oma hat noch mal die roten Strapse über die Orangenhaut gestreift - und dann geht es los mit gaanz großen Schritten.

Aspirin ist wohl für einige das Brot am Aschermittwoch, wenn der Kopf zum Softeis wird.

Einen klaren Kopf und Frühlingsduft wünsch ich mir aber

lghatsch**

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