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Herbstgeschnetzeltes

Leider ist unser Mitglied Hatsch_43 im September 2014 verstorben. Wir sind sehr traurig, dass wir in Zukunft auf seine humorvollen, pointierten und hintergründigen Texte verzichten müssen.
Doch seine Alltagsbeobachtungen und Kolumnen bleiben aktuell und wir schätzen sie nach wir vor sehr. Deshalb kannst Du sie auch weiterhin auf unseren Seiten lesen.

Hatschis Alltagssplitter

Herbstgeschnetzeltes

Wie sagte Heinz Ehrhardt: „Die Blätter fallen in den Matsch, so’n Quatsch.“

Und wir krochen aus den Sommerlöchern, düsten mit allem möglichen Trödel behangen an den heimischen Herd zurück. Ließen uns ermüdet vom Urlaubsstress in die Bürostühle plumpsen. Die Kleinen verteilten munter die mitgebrachten Kopfläuse und wir schoben es aufs Wetter, dass die malträtierten Gelenke schmerzten. Die einen waren in Badelatschen auf Gletschern, andere schwärmen noch vom Lande, wo die Zitronen blüh’n. - Neuerdings weiß man, dass dort auch die Fische glüh’n. Aber wo soll denn soviel atomarer Müll denn nun auch hin, wenn nicht vor die geliebten Urlaubsstrände?

Der Alltag hat uns längst wieder, wir sind daheim und der Zoff mit den Nachbarn um den Knallerbsenstrauch geht in die nächste Runde. Lebkuchen und Dominosteine erinnern uns daran, dass die Uhren unaufhörlich weiterticken. Der Geldbeutel wirkt irgendwie beschwingt in seiner Leichtigkeit. Ungebrochen dagegen der Wunsch der Enkel, bereits zu Nikolaus den iPod zu bekommen.

Dabei beginnt Weihnachten doch gleich nach der Wahl. Sie ist vorbei, schauen wir mal, was Wahltaktik war. Warum nicht Wahlen in unsere Winzerkeller verlegen ? Da hängt über‘m Stammtisch die Weisheit: Wahrheit liegt im Weine, der Beschiss im Etikett. Beispielhaft für Vieles.

Wo bleibt eigentlich die Kündigungswelle? Aufgrund der Krise fest versprochen, dass ab September jeder Deutsche arbeitslos ist. Was ist nun schuld an der Entlassungs-Unlust der Unternehmen? Einige hat es doch getroffen, wie den Arcandor-Chef, der nach einem halben Jahr ununterbrochener Betriebszugehörigkeit plötzlich auf der Straße steht, mit nichts als 15 Millionen Euro in der Tasche. Nun hat er Transfersorgen –ätsch!

Und dann noch die EU–Beschneidungspläne. Könnte doch dieses schrecklich archaische Ritual nun bald auch viele Manager treffen. Ein grausamer Eingriff, wird er doch unter dem Deckmantel der Tradition an vormals glücklichen Menschen vollzogen. Die Folgen sind Pein, Demütigung und Apathie. Schreckliche Erinnerungen an wundervolle, unschuldige Spiele, in denen man Millionen von Euro in den Sand setzte, verblassen wie Kindheitserinnerungen.
Nur der durchdringend brennende Schmerz in der Brieftasche erinnert an das, was geschehen ist. Viel schlimmer aber sind die seelischen Folgen. Kein Lustempfinden mehr bei Bankgeschäften.
Oktoberfeste dienen nun den Obrigkeiten zur Leibesertüchtigung, Hammerschwingen beim Anstich und einarmiges Reißen für die Kamera in der Halbliterklasse. Das enthemmte Fußvolk der Rauschkugeln haut nicht mehr wie früher den Lukas, sondern sich gegenseitig auf die Birne

Wir träumen von Stärken und amerikanischem Pioniergeist ?Yes I can, oder doch: Ich geb mir die Kanne. Denn der Pioniergeist über‘m Teich, ob Verschuldung, Finanzregularien oder Klimaschutz reicht nur bis zum Anzünden einer Kerze, danach die gleiche Prozedur, das erinnert mich irgendwie an „Dinner for one“.

Die doofe Waage geht noch immer falsch, aber nun geht’s ans Eingemachte. Darf aber auch frisch sein - Kennt Ihr die Kulturheidelbeere? Ist die nordamerikanische Züchtung von blauen Beeren für Menschen, die beim gebückten Einsammeln von Blaubeeren arthrosegebeutelt umfallen würden. Sie wachsen nämlich höher. Ihr Umfang erinnert eher an Mutation nach Atomversuchen. Der Inhalt der Beere ist eine Beleidigung für jeden Liebhaber des kräftig dunkelblauen Geschmacks aus den Niederungen unserer heimischen Unterhölzer. Eine Riesenbeere, folgend den vielen anderen Beispielen aufgeblasener Klonung der Natur: Außenhaut, die Gaumenfreuden verspricht, ein Betrüger, ein Großmaul. Der Grammpreis misst sich mittlerweile an seiner Aufgeblasenheit und ist wahrscheinlich mit Hilfe eines obskuren Vertrags an den Ölpreis gekoppelt. Dieser Kastrat kann nicht einmal anständige Flecken auf T-Shirts und Tischdecken machen. Was für ein Mist!

Was soll also mein Rumgejammer wegen der wunderschönen, bunten Blätter, die jetzt unten und nicht oben? Ist schon bald doch Frühling, da sind se wieder droben

Herbstfrohe Grüße vom hatsch**

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