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Der dicke fette Pfannkuchen

In allen meinen schlauen Büchern steht nicht drin, wer dieses Märchen auf Hochdeutsch geschrieben hat.
Ich habe es 1950 schon in der Schule gelesen. Aus meiner alten Fibel habe ich mir das herausgesucht. Jetzt schreibe ich es um, auch wohl ein wenig anders, als es im Buch zu lesen ist. Und auch in ostfriesisches Platt.


Da waren vor langer Zeit drei alte Frauchen. Die lebten in einem kleinen Häuschen, nicht weitab vom großen Wald. Bei kleinem hatten sie ihre Taler verbraucht und wussten nicht so richtig, was sie in den Magen kriegen sollten.

Da sagte Trientjeoma: „Ich habe noch ein Ei.
Und Jantjetante meinte: „Ich habe noch Mehl.
Und Hiemkeschwester rief: „Na, das passt doch gut! Dann gebe ich Milch dazu und wir backen uns einen feinen Pfannkuchen.

Gut und wohl. Gesagt, getan. Ein paar Krümel Zucker fanden sich noch und dann rührten die drei abwechselnd, dass es eine Freude war.
Der Ofen wurde tüchtig eingeheizt, die größte Pfanne wurde drauf gestellt, Schmalz hinein getan, heiß werden lassen und den Teig dazu.

Hmmm… das zischte und spritzte und der Rand wurde braun und ein Duft zog durch das Häuschen, dass den drei alten Frauen das Wasser im Mund zusammenlief.

Denn wollen wir den Pfannkuchen mal umdrehen, damit er von der anderen Seite auch schön braun wird“, sagten sie zueinander. Das taten sie auch. Mit ihren langen Nasen hingen sie über dem Pfannkuchen. Jede hatte eine Gabel in der Hand und Trientjeoma sogar auch noch ein Messer!

Zeichnung dreier Frauen, die um einen alten Herd stehen

Als der Pfannkuchen von beiden Seiten so richtig schön braun und knusprig war und sie ihn mit ihren Gabeln pieksen wollten, kriegte er es mit der Angst zu tun. Einfach so sprang er aus der Pfanne und haste-was-kannste-was, rollte er zur Tür hinaus und kantapper-kantapper in den Wald hinein.

Zeichnung eines Pfannkuchens, der vor drei Frauen davonläuft

Da lauerte hinter einem Busch der rote Fuchs und rief ihm zu:
Komm her, Du dicker fetter Pfannkuchen!
Komm her, ich will Dich fressen!


Aber der Pfannkuchen lief schnell an ihm vorbei und sagte zum Fuchs:
Ich bin drei alten Frauchen ausgerissen
und Du, Fuchs Kneifschwanz, sollst mich auch nicht fressen!


Und er lief kantapper-kantapper in den Wald hinein.

Hinter einem Baum stand der graue Wolf und der meinte auch zum Pfannkuchen:
Du dicker fetter Pfannkuchen, bleib stehn, ich will Dich fressen!

Aber der Pfannkuchen blieb nicht stehen. Im Vorbeilaufen rief er:
Ich bin drei alten Frauchen ausgerissen.
Der Fuchs Kneifschwanz hat mich nicht gekriegt
und Du, Wolf Großmaul, sollst mich auch nicht fressen!

Und kantapper-kantapper lief er weiter durch den Wald und Du glaubst nicht, mit welchem Schwung er um die Bäume herum rollte! Da kam er an ein Wasserloch. Dort wühlte ein Wildschwein.

Und der Duft von dem feinen braunen Pfannkuchen stieg ihm in seine Steckdosennase und „Rruffff“, machte es und noch einmal:
Rruffff! He, Du dicker fetter Pfannkuchen,
bleib stehen, ich will Dich fressen!


Aber der dicke fette Pfannkuchen kicherte sich was in seinen braunen Rand und sagte zum Schwein:
Ich bin drei alten Frauchen ausgerissen,
habe Fuchs Kneifschwanz an der Nase herumgeführt.
Wolf Großmaul konnte mich vergessen
und Du, Schwein Stinketier, sollst mich auch nicht fressen!


Und mit einem Husch war er vorbei und dachte, dass er jetzt seine Ruhe hatte und etwas langsamer rollen konnte.

Aber da hatte eine Eule gesessen (harr een Uul seten = hatte er sich geirrt)
Das Häschen hatte plötzlich Appetit auf Pfannkuchen.
Eine Kuh wollte mal was anderes als nur Gras.
Die Ziege meckerte ihm entgegen.

Ziemlich benommen wurde dem Pfannkuchen, als er an einem Hühnerhof vorbeirollte und das Hühnervolk angeflattert kam und an ihm picken wollte! Er schaffte es, dass er vorbei kam. Aber das war ordentlich knapp.

Jan, der Bauer, warf seine Forke nach dem Pfannkuchen und hatte ihn fast getroffen. Nein Leute, was für ein schweres Leben für den ärmsten Pfannkuchen!

So langsam ging dem dicken fetten Pfannkuchen die Puste aus. Das Kantapper-kantapper hörte sich jetzt mehr an nach
k-k-kannnt-t-taaap-pper-kkkkaaannnnttttaaappppper ...

Da standen drei Kinderchen am Weg und hatten einen leeren Weidenkorb neben sich stehen. Die Kinder brüllten „Rotz und Schnoppen“.

Das konnte sich der dicke fette Pfannkuchen nicht gut anhören. Er ist bei den Kindern stehen geblieben und hat sie gefragt, warum sie denn so weinen würden. Da hat das älteste von den Kindern ihm erzählt, dass ihre Mutter krank ist, im Bett liegt und ihnen nichts kochen kann. Und sie hätten so tüchtigen Hunger!

Der Pfannkuchen bedauerte die Not und meinte zu den Dreien:
Ich bin drei alten Frauchen ausgerissen,
habe Fuchs Kneifschwanz zum Narren gehalten.
Wolf Großmaul konnte mich vergessen.
Schwein Stinketier sollte mich auch nicht fressen.
Häschen, Kuh und Ziege –
Keine von denen mich kriegte.
Hühnervolk und Bauer Jan,
kamen auch nicht an mich ran.
Mit Euch will ich jetzt mitkantappern.

Aber lasst Ihr über von mir einen kleinen Happen,
das gebe ich Euch hier bekannt,
habt Ihr jeden Tag wieder was zu essen.


Der Pfannkuchen ist in den Weidenkorb gehüpft. Die Kinder haben ihn mit nach Hause getragen. Zusammen mit ihrer Mutter hat jeder ein Stückchen von dem dicken fetten Pfannkuchen gegessen. Die Mutter von den Kindern ist wieder gesund geworden und hat auch wieder kochen können.

Von dem Pfannkuchen haben sie jeden Tag etwas gegessen. Ein kleines Stück haben sie aufgehoben und anderntags war der dicke fette Pfannkuchen wieder ganz.

Er ist außerordentlich froh gewesen, dass er hat helfen können.

Pfannkuchen und drei weinende Kinder

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