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Mein Freund, der Baum

Vom Tage meines Einzugs an habe ich diesen großen, imposanten Baum geliebt. Wenn ich oben am Fenster stand, ragte ein Ast in diese Richtung und ich sagte: „Irgendwann werde ich Dir von hier aus die Hand reichen dürfen“.
Jetzt, nach über 20 Jahren konnte ich dieses Versprechen einlösen. Ich nahm seine langen, seidigen Nadeln in die Hand und fühlte mich einfach gut.
Irgendwie ging eine gewisse Energie von diesem Baum aus und auf mich über.
Spürte ich die Kraft der Natur?
Und dann kam der Tag, an dem ich mich für die Entfernung des Baumes entscheiden musste. Es bestand die Gefahr, dass er auf das Hausdach kippen würde, ich hatte schlaflose Nächte. Gab es keine Alternative?
Schweren Herzens musste ich mich zur Fällung entschließen. An einem grauen Januartag war es soweit.
Als ich das Geräusch der Säge hörte, kam mir das Lied in den Sinn: „Mein Freund der Baum ist tot, er starb im frühen Morgenrot.“
Mit jedem Ast, der herunter fiel, ging auch ein kleines Stück meines Herzens und meiner Erinnerung dahin.
Die Tränen in meinen Augen habe ich verborgen. Niemand hat sie gesehen. Aber mein Baum hat es gespürt.
„Elefantenbaum“ hatte ich ihn genannt, weil er ein Auge und einen Rüssel hatte.
Und genau dieses Stück habe ich bewusst stehen lassen.
So ist er doch nicht so ganz von mir gegangen und vielleicht bekommt er bald große graue Ohren, lebt weiter - und bleibt bei mir.

Elefantenbaum © Feierabend.de-Kolumnistin Veronika

Autor: ehemaliges Mitglied

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