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Ingrid und ihre Wohlfühloase

Als Ingrid noch ein kleines Mädchen war, lebte sie in einem räumlich engen Haushalt mit vielen Erwachsenen. Da waren die Eltern, die Großeltern und Onkel und Tante. Alle wollten Ingrid erziehen. Ingrids Großvater war ein wundervoller Mensch, verständnisvoll, mit unendlicher Geduld konnte er zuhören. Für alle Sorgen wusste er einen Rat und wenn es darum ging, ein kaputtes Spielzeug zu reparieren, so staunte Ingrid immer wieder über seine geschickten Hände.

Gar zu gern stand sie im Keller an seiner Seite und beobachtete ihn an seiner Hobelbank. Wie geheimnisvoll es dort duftete, herrlich, nach Holz und heißem Leim, nach Fahrradöl und ein wenig nach dem Staub der Jahrhunderte.

Obwohl der Keller mit dem Großpapa fast Ingrid Lieblingsplatz war, eine Rückzugsmöglichkeit bot er nicht. Ob Ingrid sich ein Versteck tatsächlich gewünscht hat, lässt sich heute nicht mehr feststellen.

Nun ist Ingrid schon lange erwachsen. Um sie herum braust das Leben. Vor etwa einem Jahr verspürte sie plötzlich den Wunsch, sich einmal zurückzuziehen, sich zu verstecken, zur Besinnung zu kommen. Ganz spontan entschied sie sich, in ihrem Garten ein kleines Refugium abzuteilen, das nur ihr gehört. Sie schaute sich den Garten mit prüfenden Augen an und bestimmte ein kleines Fleckchen im Halbschatten an einer Hecke.

Zum Abgrenzen für eine zweite Hecke kaufte sie einige Wachholderbüsche, pflanzte sie dicht beieinander, damit sie einen Sichtschutz bilden und setzte einen weiteren Wachholderstrauch in den Eingang als Wächter. Auf den Rasen wurden einige Schrittsteine gelegt. Am Ende dieses kleinen persönlichen Reiches entstand eine Bank mit einem Rankgerüst für eine champagnerfarbene duftende Kletterrose.

Bei einer Sitzprobe fand Ingrid, dass es so grün in grün ein wenig monoton aussah, sie wollte Farbe hineinbringen. Doch der Platz war begrenzt.

Was nun?

„Ach, könnte ich doch Großvater fragen“, murmelte Ingrid. Als hätte der Großvater dies gehört und geantwortet, entstand plötzlich eine Idee: „Setze Dir Röhren in die Erde, jeweils in drei verschiedenen Höhen, stelle sie rechts und links an der Hecke auf und bepflanze sie mit Blumen in den Regenbogenfarben, also rot, orange, gelb, hellblau und lila, dann wird es ein Blumentunnel.“

Die Idee war schnell umgesetzt. Nun zieht Ingrid sich gern in diese kleine Wohlfühloase zurück, lässt die Seele baumeln, schaut den Bienen zu, wie sie am Nektar der Blüten naschen, hört auf die Stimmen der Natur, lässt die Farben auf sich wirken, ordnet ihre Gedanken und tankt Kraft, um den Alltag mit all seiner Hektik gestärkt und mit neuem Schwung zu bewältigen.

Für Kinderträume ist es nie zu spät.

Autor: Zwillingsjungfrau

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